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Makedonien und der Friede von Hermann Wendel

Heute sehen wir uns das zweite mal eine Quelle aus der Feder von Hermann Wendel an. In einem älterem Artikel, berichteten wir von Wendels Werk, dass eine Zusammenfassung von einer Balkanreise ist. Das Werk titelte er als "Eine Südslawische Reise".


Jenen Reisebericht veröffentlichte er 1920. Kurz davor jedoch veröffentlichte er ein Werk, dass von jener Reise inspiriert war. Während das Buch "Von Marburg bis Monastir. Eine südslawische reise" den ganzen Balkan abdeckte, beziehungsweise, heute könnte man sagen, er hat die Ex-YU Staaten in seinem Bericht beschrieben - bezieht sich das 1919 veröffentlichte Werk aus dem wir heute zitieren, nur auf Makedonien. Dies wird auch durch den Titel deutlich, der lautet: Makedonien und der Frieden.

Dieses Werk entstand jedoch schon Mitte 1917. Dies ist ersichtlich auf der 113. und letzten Seite von "Makedonien und der Frieden".

Auf über hundert Seiten berichtet Wendel über das mazedonische Problem. Um kurz den damaligen Stand der Dinge in Gedächtnis zu rufen, wann das Werk entstanden ist. Makedonien war zu jener Zeit schon fünf Jahre lang geteilt. 1912/1913 entbrannten um Makedonien die Balkankriege zwischen Osmanen und Serben, Griechen und Bulgaren. Kurz darauf brach der Zweite Balkankrieg aus. Bulgarien versuchte sich ein größeres Stück Makedonien zu sichern, und griff seine ehemaligen verbündeten Serben und Griechen an. Am Ende jedoch, verlor man mehr als man gewann.

Bald darauf begann der Erste Weltkrieg. Nicht gerade die besten Voraussetzungen und ruhigste Zeit für die Mazedonier, die nun seit Jahren von Krieg geplagt waren, nach fünf Jahrhunderte langer türkischer Fremdherrschaft.

All das beschreibt der damalige Reichstags Abgeordnete und Sozialdemokrat, Hermann Wendel. Und eines scheint deutlich zu sein, die Mazedonier sehnten sich nach den jahrelangen Kriegen und Fremdherrschaften nach Frieden. Bezeichnend diese Passage aus seinem Werk, die wir stellvertretend zitieren:

Bei seinem sozialen Nerv wurde der Makedonier von der nationalen Propaganda zuerst gepackt. Wer ihm Erlösung aus dem Elend und Abschüttelung des Jochs versprach, der war, ganz gleich, welche Fahne er dabei entfaltete, sein Mann, und folgerichtig begannen die meisten makedonischen Aufstände mit Verjagung oder Niedermetzelung der Steuereintreiber. 

Wenn sich der makedonische Landmann erzählen ließ, wie sich drüben in den selbstständigen Balkanstaaten freies Bauerngut an freies Bauerngut reihte, während er auf dem Tschiflik das prunkvoll weiße Steingebäude des Gutbesitzers vor Augen hatte, umgeben von den ärmlichen Lehmhütten der besitzlosen Pächter, erwachte ganz von selbst der Wunsch in ihm, seine Hölle mit jenem Paradies zu vertauschen.

An sich sprachen dabei die Stimmen des Bluts bei dem Makedonier weder für das Bulgarentum noch für das Serbentum noch für das Griechentum, und gerade das gab den Sendboten der nationalen Propaganda die Möglichkeit, um jede arme Seele mit allen Mitteln zu ringen.

Zu guter letzt, als Abspann, zitieren wir den letzten Absatz aus seinem Werk "Makedonien und der Frieden".

Heute ist Krieg und der deutsche Arbeiter liegt als Soldat im Quartier beim makedonischen Bauern. Aber die Welt ist erst wieder im Gleichgewicht, wenn im Frieden der deutsche Arbeiter das rheinisch-wetsfälischeen Industriebedens das Brot isst, das in Freiheit der makedonische Bauer des Vardarteils baut.






QUELLE: Wendel, Hermann: Makedonien und der Friede, 1919. Link zur Digitalsammlung der MDZ