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Skanderbeg - Albaner, Serbe, Makedonier oder Slawe?

Heute wollen wir uns einem Nationalhelden widmen, dessen ethnische Herkunft zwar debattiert wird, aber in der allgemeinen Meinung kaum umstrittenen scheint. Die Rede ist von Skanderbeg. Der heutige Nationalheld Albaniens.

Frägt man einen Albaner, welche historische Figur "DER" Nationalheld Albaniens ist, wird er unweigerlich Skanderbeg nennen. Er sei Albaner durch und durch gewesen, und habe seinerzeit Albanien gegen die osmanische Invasion verteidigt, wird er sagen.


Nun gut, dies wollen wir ein bisschen hinterfragen. Aber auch, weil die albanische Propaganda uns eine perfekte Vorlage für so etwas bietet. 

Abseits von Skanderbeg, beansprucht die albanische Doktrin nämlich auch Alexander den Großen. Abgeleitet wird dieser Anspruch über die Mutter des Makedonenkönigs. Seine Mutter Olympias, bzw, Myrtale wie sie richtigerweise hieß bevor sie den Namen Olympias annahm als sie Alexanders Vater Philipp II von Makedonien heiratete, stammte vom Stamm der Molosser ab. Diese wiederum werden zu den Epiroten gezählt. Und hier sieht die albanische Doktrin eine Verbindung zwischen den Epiroten und den Illyrern. Da die albanische Propaganda die heutige albanische Nation als direkten Nachfahren der Illyrer sieht, sei eben auch Alexander der Große Albaner, weil seine Mutter Albanerin gewesen sein soll.

Demnach, leitet die albanische Propaganda eine albanische Herkunft Alexanders über die Herkunft seine Mutter ab. Gut, das lassen wir jetzt so stehen.

Aber, was ist dann mit dem albanischen Nationalhelden Skanderbeg? Denn, dessen Mutter war keine Albanerin, und das ist im Gegensatz zur Konstruktion mit Myrtale, historischer Fakt.


Die Mutter Skanderbegs - eine Slawin aus der Polog Region


Skanderbegs Mutter Vojsava stammte aus der Polog Region um Tetovo in Mazedonien. Somit stehen wir vor einem Dilemma. Wenn Alexander Albaner gewesen sein soll, weil seine Mutter angeblich Albanerin war. Dann ist Skanderbeg ohne Zweifel ein Slawe, und, das nicht nur er. All seine Geschwister trugen einen slawisch-orthodoxen Namen. Und Skanderbeg hatte nicht wenige Geschwister:

  • Fünf Schwestern Namens: Mara, Jelena, Mamica, Angjelina und Vlajka
  • Drei Brüder mit den Namen: Stanisha, Reposh und Konstandin


Neun Kinder und die Mutter trugen slawische Namen. Der Vater von Skanderbeg, wird heutzutage oft mit dem Vornamen Gjon erwähnt. Jedoch zeigen alte Aufzeichnungen das er vermutlich Jovan hieß. Wie der Historiker und Albanien Kenner Oliver Jens Schmitt bemerkt, wird er in zeitgenössischen Dokumenten ausschließlich Ivan genannt.  

Ähnlich ist das auch bei Skanderbeg. Nennt ihn die albanische Geschichtsschreibung albanisiert Gjerg, wird er in alten Quellen mit diesem Namen nicht erwähnt. In der lateinischen Literatur wird er als Georgius, Giorgio oder George bezeichnet. Dies lässt unweigerlich darauf schleißen das Skanderbeg richtigerweise den Namen Georgji oder Gjorgji trug.



War Voisava Serbin oder Makedonierin?


Nun, diese Frage ist schwer und kaum zu beantworten. Viele Überlieferungen existieren nicht über die Mutter von Skanderbeg.

Sie wird seit Beginn des 16. Jahrhunderts in zwei Quellen lediglich nebenbei erwähnt. Die erste Quelle stammt aus dem Testament von Gjon Muzaka (Giovanni Musachi). In seiner Genealogie schreibt er: Dominicus alias Moncinus [genuit]: 1. Agnese Andre Angeli mater & 2. Voisava Ivani uxorem

Uxor ist lateinisch für "Frau, Ehepartner" und Dominicus alias Moncinus ist laut dem Dokument Voisavas Vater. Aber er nennt auch seine Mutter "Voisava Tripalda". Laut W. Miller und von Hahn ist der von Muzaka hinzugefügte Nachname jedoch eine Verfälschung oder Ableitung von Barletis Zitat über die Triballer.


Die zweite Quelle, eine Biographie über ihren berühmten Sohn, erwähnt sie als Tochter eines "triballianischen Adligen". Im Hohen und Späten Mittelalter verwendeten verschiedene byzantinische Chronisten diese Bezeichnung für die Serben.

Marin Barleti (1450–1513), der albanisch-venezianische Historiker, schrieb in seiner Biographie von Skanderbeg (veröffentlicht zwischen 1508–10), dass ihr "Vater ein triballianischer Adliger" (pater nobilissimus Triballorum princeps) war. In einem anderen Kapitel nennt er die Bewohner von Ober Debar, die Svetigrad verteidigten, "Voulgaren oder Triballi".

Moderne Gelehrte weisen auf die Branković-Dynastie hin, jedoch gibt es keine anderen Beweise, die für diese These sprechen. Somit lassen wir diese Frage (vorläufig) unbeantwortet.

Aber, eine mazedonische Quelle möchten wir hier noch zum Abschluss erwähnen.

Boban Petrovski, ein mazedonischer Historiker und Autor von dem Werk "Voisava Tribalda" (2006), dem einzigen Werk über Voisava und ihre möglichen Genealogie, kam zu dem Schluss, dass Voisava zweifellos slawischen Ursprungs war, höchstwahrscheinlich serbisch, da sie die Tochter eines Herrn der "Triballianer" in Polog war, die vor der osmanischen Eroberung im Polog regiert hatten.


Skanderbeg der Slawe


Nach diesem deutlichen Zeugnis, dass die Familie der Kastrioti, allesamt slawische Namen trugen, lässt uns das zu dem Schluss kommen, dass Skanderbeg einfach gesagt ein Slawe war.

Wem jedoch diese Hinweise nicht genügen, sollte auch noch in betracht ziehen das die Familie Kastrioti der slawisch-orthodoxen Kirche angehörte.

Dazu ein Zitat aus dem Der Standard vom 14. Januar 2013:

Im Osmanischen Reich bestimmte Religion und nicht Sprache Zuordnung und Selbstverständnis. Schmitt erwähnt etwa die Familie Kuçi/Kuci, in der Albanisch wie Serbisch gesprochen wurde. Er betont, dass erst durch die Nationalbewegung im 19. und 20. Jahrhundert das Bild einer religiös indifferenten und toleranten Gesellschaft entstanden ist. Vor dem 19. Jahrhundert habe es denn auch kaum Spannungen zwischen Albanern, Griechen und Südslawen gegeben.

Die makedonische Verbindung bei Skanderbeg


Nicht nur sehen die Mazedonier eine Verbindung mit Skanderbeg, sondern auch Zeitgenossen sahen eine makedonische Verbindung mit dem König der sich den Osmanen gegenüberstellte. Allein der Beiname "Skanderbeg" steht in Verbindung mit Makedonien, bzw mit einem makedonischen König. Alexander der Grosse.


Georgija Kastriot bekam den Beinamen Skanderbeg von den Osmanen verliehen, weil er wie der Makedonenkönig kämpfe. Aber nicht nur Außenstehende verbanden Skanderbeg mit Makedonien. Es gibt auch Hinweise das Skanderbeg sich selbst mit Makedonien verband.


Auch wird er in einigen Quellen als "Rex Macedonum" bezeichnet.


Literatur:
  • Fan Noli (1947): George Castrioti Scanderbeg (1405–1468)
  • Boban Petrovski (2006): "Воисава Трибалда (Voisava Tribalda)" - Buch als PDF hier zum Downloaden, Mazedonisch
  • Oliver Jens Schmitt (2009): Skanderbeg: Der neue Alexander auf dem Balkan 
  • "Wer war Skanderbeg?" Neue Zürcher Zeitung, 18.03.2009
  • "Ein Albaner-Buch gegen nationale Geschichtsschreibung", Der Standard, 14.01.2013