Ein bis vor einiger Zeit unveröffentlichtes Interview mit Nikola Karev, dem späteren Präsident der Kruševo Republik für die griechische Zeitung "Akropolis". Die mazedonischen Freiheitskämpfer, darunter Karev, riefen im August 1903 zum Gesamtmakedonischen Aufstand aus, als Ilinden Aufstand bekannt.
Das Interview, das vom 8. Mai 1903 datiert, entstand kurz vor dem Aufstand, es ist deutlich zu erkennen, dass Karev darüber stillschweigen bewahrt und keinerlei Andeutungen auf ein solches Szenario macht. Außer, "Nichts als den Kampf fortzusetzen"...
Nikola Karev - Makedonischer Nationalheld
Nikola Janakiev Karev wurde am 11. November 1877 in Kruševo geboren, er starb am 27. April 1905 in Rajčani bei Kočani. Er war ein makedonischer Sozialist, Schullehrer und Revolutionär. Während des Ilinden-Aufstands gegen die Osmanen war er im August 1903 Präsident der leider kurzlebigen Republik Kruševo.
Während der 1890er-Jahre arbeitete er in Sofia, Bulgarien, als Stuhlmacher. Er wurde zuerst Mitglied der Geheimen Makedonisch-Adrianopeler Revolutionären Organisation (kurz TMARO bzw TMORO auf mazedonisch), die sich für eine Befreiung Makedoniens und Ostthrakiens von osmanischer Herrschaft einsetzte. Später war er in der MRO (Makedonische Revolutionäre Organisation) aktiv, unter anderem als Vorsitzender. Diese Organisation nannte sich später Innere Makedonische Revolutionäre Organisation, IMRO/VMRO.
Nach Kruševo zurückgekehrt, wurde er Lehrer an einer Schule des Bulgarischen Exarchats sowie Anführer einer lokalen Komitadschi Gruppe. Nach dem Ilinden-Aufstands war er Präsident der nur vom 3. bis zum 13. August 1903 bestehenden Republik Kruševo. Der 2. August ist in Mazedonien staatlicher Nationalfeiertag.
Nach der Niederschlagung des Aufstandes flüchtete er wieder nach Bulgarien, wo er sich unter anderem in der Bulgarischen Sozialdemokratischen Arbeiterpartei engagierte. 1905 überquerte er die bulgarisch-osmanischen Grenze als Vojvoda einer Tscheta und verwickelte sich in Kampfhandlungen mit osmanischen Truppen. Bei einem dieser Gefechten wurde er nahe Rajčani tödlich getroffen.
Bist Du Makedonier? JA!
In dem Interview, welches mit der Frage des griechischen Journalisten "Bist du Makedonier" anfängt, wird deutlich, dass die Makedonier, um sich von den Osmanen zu befreien, keinerlei rücksicht darauf nahmen, wer ihnen dabei helfen sollte als auch scheint Karev wenig über folgen eines möglichen daraus resultierenden Krieges nachzudenken.
Sehr Deutlich wird, dass die makedonischen Freiheitskämpfer die makedonischen Revolutionäre Organisationen (im Interview Kommitté genannt) für makedonisch ansehen und eine Definierung als ein bulgarisches Kommitté ablehnen.
Genau das, dass sich die makedonischen Freiheitskämpfer jener Zeit angeblich als Bulgaren sahen oder sich an Bulgarien anschließen wollen, ist heutzutage immer noch Argument der bulgarischen als auch griechischen Propaganda. Dieses historische Dokument, macht all diese Versuche das makedonische Selbstbewusstsein am Anfang des 20 Jahrhunderts zu negieren zu Nichte.
Folgend das Interview, Deutsche Übersetzung unter den zwei Bildern:
ICH BIN MAZEDONIER!
- Bist du Mazedonier? ", Frage ich.
- Ja.
- Und damit Grieche?
- "Ich weiß nichts davon", antwortete er, "ich bin Mazedonier."
- ...unmittelbarer Erbe Alexanders des Großen? ', Sage ich ironisch.
- Ja.
- Und Alexander von Makedonien, was war er bitte?
- Ich weiß es nicht, aber die Geschichte sagt, er sei Grieche.
- Dann sind Sie also sein griechischer Nachfahre.
- Nein, antwortete er mir.
- "Dann," frage ich wieder, "warum, wenn Sie bereits ein Grieche sind, wollen sie sich mit Hilfe von Bulgarien befreien?"
- Welches Bulgarien, meinen Sie das Kommitté?
- Ja.
- Ich antworte Ihnen, dass das Kommitté nicht Bulgarisch ist und zweitens scheint es vielleicht so, dass wir zu Bulgarien neigen, aber nur weil es allein bereit ist, uns zu helfen. Und wenn Griechenland dies tun würde, würden wir es von ganzem Herzen akzeptieren.
- Sie sehen Bulgariens Schutz nur oberflächlich, Bulgarien will Sie nicht aus der türkischen Sklaverei befreien, sondern Sie unterwerfen.
- Ähm! Wenn Bulgarien denkt, dass wir uns in ihre Provinz verwandeln, haben Sie eine schlechte Rechnung gemacht. Ansonsten interessiert uns nicht, was Bulgarien denkt, aber wir beachten nur das Folgende: "Erreichen wir unser Ziel?" Erhalten wir unsere Freiheit? Uns interessiert nicht, ob Griechenland oder Bulgarien uns befreien werden. Die einzige Sache, die jeden von ihnen bekommen kann, ist nur unsere Dankbarkeit.
- Nun, wenn Sie dann die Freiheit erlangt haben, wollen Sie dann Autonom sein?
- Ja, wie in der Schweiz, wo drei verschiedene Stämme in höchster Harmonie und Liebe leben.
- Ja, aber, Sie wissen, dass Sie auf diese Weise den Interessen der Panslawischen Bewegung dienen, dessen Zweig das Komitee ist?
- Welchen Gefallen sollen wir machen?
- Wie sie oben erklärt haben, ist Mazedonien griechisches Land, und wenn jedes griechisches Land nach Autonomie strebt wird dies zu einer Schwächung von Griechenland führen, und das ist was die Panslawische Etaireia will.
- Warum wollen die das?
- Eines Tages kann es uns und dich betreffen, und deshalb will er uns schwach sehen, um es leichter zu haben.
Für einen Moment schien Karev abwesend zu sein. Ich beeilte mich, mein Schweigen zu beenden.
- Warum willst du dich nicht mit Griechenland vereinigen?
- Wenn wir Mora (Griechenland) nehmen, werden wir ein großes Land und folglich eine Monarchie werden. In einem solchen Fall wird viel Übel entstehen - zuerst die Monarchie und alles was daraus entsteht, und zweitens wird Griechenland uns in einen Krieg mit Bulgarien treiben, etwas, das wir nicht wollen.
- Was willst du?
Er zeigte auf seinen Hut:
- Wir wollen eine Republik.
- Demokratie und Freundschaft mit Bulgarien?
- Nicht nur mit Bulgarien, sondern mit allen, die uns helfen werden, unsere Unabhängigkeit zu erlangen.
- Willst du dich mit Bulgarien vereinigen?
- Nein, nein!
- Und das wird Ihnen vom Kommitté gepredigt?
- Ja.
- warum sucht dann dieses Kommitté, dass so um Ihre Unabhängigkeit besorgt ist, nicht den Schutz von Griechenland, welches eine größere Verantwortung hat Sie zu befreien, aber Sie neigen zu den Barbaren (=Bulgaren)?
- Lass mich dir sofort antworten. Wir ähneln einem Mann, der ins Meer stürzt und in Gefahr ist, jeden Moment zu ertrinken. Oh, sag mir bitte nicht, dieser Mann wird nicht alles fangen, was er in diesem Moment vor sich findet, sogar eine Schlange? In solch einer Position sind wir, selbst wenn ein Türke seine Hand zur Errettung anbietet, werden wir diese mit Dankbarkeit ergreifen.
- Aber die griechischen Führer, Priester und Lehrer, warum tötest du sie, wenn du nichts Besonderes gegen irgendjemanden hast?
- Das sind Lügen. Das Komitee tötet nicht nur Griechen, sondern auch Bulgaren und Serben und Türken und alle Verräter.
- Dies sind nur ausreden um dich von deinen Sünden zu befreien, du hast viele griechische Patrioten zerstört, weil sie deinem Komitee kein Geld gegeben haben.
- Ihr, die Griechen, macht diese Dinge wie die anderen.
- Welche anderen?
- Nun, diese in Solun (Thessaloniki), ihr habt Kräfte dorthin verlegt um das Kommitté anzuschwärzen (Anmerkung, Er meint die Revolutionären von Saloniki).
Ich konnte mich nicht zurückhalten und ich lachte laut, was die Neugier vom Besitzer des Hotels im dem wir sprachen, Tasku Kvawa, erregte, der auf mich zukam.
- Was hat er dir gesagt? Hat er mich gefragt.
- Ich erzählte es ihm
- Ähm! Aber wie Sie sehen werden, ist er ein bulgarischer Dickschädel, wenn er kein Bulgare wäre, würde er solche Worte nicht sagen, besonders jetzt, wo die Wände Ohren haben.
- Ja, Ja sagte ich, Karev entgegnete - warum sollte ein Baum, der den Boden durchstieß und sproßte, nicht gegossen werden, um zu wachsen?
- Ja.
- Ja, aber wissen sie womit Bulgarien wässert? Mit dem Gift des Hasses gegen Griechenland.
- Egal was für ein Wasser, es erfrischte uns und drehte die Zweige zu der Seite, in welcher wir nichts gemeinsames erkannten, und von euch davon laufen weil wir nicht das gleiche Blut und die gleiche Geschichte teilen. Das ist in gewisser Weise ein Protest gegen die griechischen Interessen (für uns).
- Was Sie sagen, ist das Ergebnis der bulgarischen Bewässerung, denn Griechenland hat nie aufgehört, Sie über Literatur und Waffen zu unterstützen.
Und wieder antwortete Karev mir nicht.
- Und, was wollen sie nun Unternehmen?, fragte ich ihn. (Anmerkung, ich meine den sogenannten "Gornodgumaisko" Aufstand im Herbst von 1902)
- Nichts als den Kampf fortzusetzen.
- Ja, aber weißt du nicht, dass hinter diesem Kampf sich ein gemeiner und unehrlicher Krieg versteckt?
- Es interessiert uns nicht, es ist genug, um unser Ziel zu erreichen.
- Du meinst auch mit Töten?
- Wenn es für das Wohl der Nation getan werden muss.
- Sie haben die richtige Art von Lehrern, die Sie solche Lektionen gelernt haben ...
Karev antwortete mir nicht wieder, stand einfach auf und ging langsam zu seinem Zimmer während die Gäste seine Worte auf verschiedenster Weise kommentierten.
Das Interview könnt Ihr auch auf Mazedonisch bei Wikipedia lesen, LINK
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