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Die Herkunft der Slawen ist immer noch ein großes Rätsel

Die Herkunft der Slawen ist ein großes Rätsel da sie noch später als die Germanen auftauchen und das auch gleich in einer Zahl, die vermuten lässt, dass es sie vorher schon gegeben haben muss. Nur wo?


Geschichtlich gibt es folgende Theorien zur Herkunft der Slawen:


Die Slawenlegende ist die Theorie einer Einwanderung von Slawen aus dem Osten die Europa slawisiert hätten.

Entstanden ist diese Theorie Anfang des 19. Jhd. und wurde dann von den Nazis missbraucht, die damit den Anspruch von Slawen mehr oder weniger negierten.

Nur stellten sie es so dar, als hätten die Slawen Europa unrechtmässig in Besitz genommen und müssten wieder in den Osten getrieben werden.

Dies war allerdings nicht von Anfang an die Intension der Forschung, wurde aber massiv von den Nazis missbraucht und auch die Rechten fahren teilweise auf dieser Schiene.

Die Slawische Urheimat geht von einer Kontinuität der Balkankulturen mit den Slawen aus, womit der Balkan mehr oder weniger ihre Urheimat wäre. Sie hat ihre Wurzeln im Pan-Slawismus der vor allen Dingen nach dem 2. WK von Stalin voran getrieben wurde um den Ostblock zu einem großen slawischem Volk zu vereinen. Dies wurde selbstverständlich auch von der DDR und den baltischen Staaten unterstützt. Abgelöst wurde sie dann von der Kurgantheorie die in den 60igern aufkam. Das hinderte jedoch nationalistische rechte Slawen nicht daran die Theorie aufzugreifen und so ihrem Land eine tausende Jahre alte Geschichte anzudichten. Besonders die sogenannten arischen Veden, ein panslawistisches Blabla sticht hier heraus und wird massiv verbreitet.

Die bekanntesten Slawentheorien gehen von verschiedenen Theorien aus daß:
  • a) die Slawen aus den Ostgermanen entstanden. (die ursprüngliche und dann von Nazis missbrauchte Theorie)
  • b) die Slawen aus der Jamna-Kultur stammen, wahlweise wird hier auch die Kammkulturen im Osten Europas genannt, (die wird insbesondere von den arischen Veden der Rechten Slaven missbraucht)
  • c) die Slawen aus dem Chasarenreich hervor gingen und nach Europa wanderten (in ein ähnliches Horn stoßen auch die Thesen der Osteuropäischen Juden, nachdem bekannt wurde das Teile der Chasaren zum Judentum über traten).
  • d) die Slawen im Kiever Rus entstanden. Die These wird mehrheitlich von Russen und Slawen abgelehnt was an der Hegemonie der Russen liegt, von den sich die anderen slawischen Völker mehr oder weniger unterdrückt fühlten.
  • e) das die Slawen aus den Bulgaren oder Awaren hervor gingen.


Wissenschaftlich gesehen gibt es keinen Initialen Genpool für Slawen oder Westbalten, der eine Urheimat begründen würde. Die Genetik des überwiegenden Teils der Slawen, Balten und Ostgermanen begründen sich in der Schnurkeramik und den nachfolgenden Kulturen. Es gibt auch keinerlei Kultur die derart unabhängig ist, das sie als Gründer einer Sprachfamilie in Frage käme. Dazu kommt das mehrere Linguisten eine gemeinsame Herkunft der Baltischen und Slawischen Sprachfamilie negieren. Sie halten das für ausgeschlossen, da die baltische Sprache näher zur indoiranischen Sprache steht und eine ältere Charakteristik hat als die slawischen Sprachen.

Die Jamna-Kultur scheidet aus, weil sie für das theoretische Alter der Urslawischen Sprache zu früh ist und die genetischen Proben bisher eher zu einer indoiranischen Sprache neigen. Es sind zwar Teile der Jamna-Kultur nach Europa eingewandert, die verschmolzen aber mit Mitteleuropa und dem Balkan mit den Alteuropäern (LBK, Cardio-Impresso-Kultur, Balkankulturen). Ihre neu entstandene Genetik ersetzte dann die Alteuropäer z.b. durch die Schnurkeramik und Glockenbecher. Einen Sonderfall stellen die Albaner dar, deren Ethnogenese vollzog sich später. Auch die Basken bilden einen Sonderfall.

Diese sind zwar generell genetisch europäisch aber die Herkunft ihrer Sprache ist ein Rätsel das sie besonders macht.

Eine Herkunft aus der Osteuropäischen Landschaft (Srubna-Kultur, etwas später Sarubinzy-Kultur) scheidet ebenfalls aus, weil diese vorwiegend mit den Uralischen Stämmen zu verbinden ist, die ihrerseits eine Ethnogenese mit asiatischen Rentierzüchtern vollzogen (Ostbaltikum, Esten, Irmen, Perm, Veps, Komi, finno-uralische Stämme, Finnland).

Der Rest wurde durch Schnurkeramiker ersetzt, in der Teile der Srubna-Kultur aufgingen, wie auch ein paar Restpopulationen von mesolithischen Jägern und Sammlern.

Eine proto-slavo-baltische Einheitskultur ist erst recht nicht auszumachen. Man muss daher von einer relativ einheitlichen Kultur ausgehen die sich über das gesamte Gebiet der Schnurkeramik ausbreitete, das heisst die sprachen alle die selbe Sprache, möglicherweise regionale Dialekte.

Während der Spätbronze kommt es zur Trennung der Germanischen Sprachen in Nord-, West- und Ostgermanisch. Dies ist der einzige Hinweis auf eine Sprache die sich nach Osteuropa ausbreitete (angetrieben durch den Bernsteinhandel) und dort die ältere Sprache der Schnurkeramiker überlagerte.

Deswegen ist die sogenannte „polnische“ Genetik, die gleiche Genetik die auf die Lausitzer Kultur zurück geht und die sich ja nach Osteuropa ausbreitete.

Hierzu muss man aber auch den Background der uralisch-finnischen Sprachausbreitung kennen um zu begreifen, das diese für ein „proto-slawisch“ ausfallen.

Das Chasarenreich scheidet aus, weil es keine Kontakte zwischen Chasaren und den europäischen Slawen gibt. Auch die Archäologie findet keine kulturelle Übereinstimmung. Der Legende nach entstanden aus den Hunnen und anderen Steppenvölkern die Göktürken. Die Göktürken des Westlichen Raumes teilten sich in den Dulo-Clan (Utigur) und den Ashina-Clan (Onogur), der Ashina-Clan bildete die Chasaren und der Dulo-Clan die Bolgaren. Die bestanden wohl aus Kutiguren und Utiguren. Die Bolgaren wurden in Europa zunehmend slawisiert.

Eine Herkunft aus dem Kiewer Rus lässt sich archäologisch stützen, hat aber das Problem das die Datierung slawischer Funde extreme Mängel aufweisen.

Mehrere dieser Kulturen sind wahlweise besonders früh angesetzt um sie mit der Kurgankultur oder einer slawischen Wanderbewegung in Einklang zu bringen. Datiert man sie korrekt, so sind einige slawische Keramikkreise im Westen früher als die Keramik der vermeintlichen Herkunftskregion im Osten.

Ausserdem fehlen archäologische Belege für die Landnahme der Slawen, unzwar sowohl auf dem Balkan als auch in Russland als auch in Westeuropa. Der Begriff „slawische Landnahme“ ist daher eine archäologische Erfindung angelehnt an die Landnahme-Legenden zahlreicher anderer Völker. Nur haben die Slawen traditionell keine Einwanderungslegende.

Eine Völkerwanderungsbewegung wie sie bei Germanen oder Bulgaren nachweisbar ist, lässt sich weder archäologisch noch in den historischen Schriften nachweisen.

Die Nachweise über Landschaftsbezeichnungen sind zweifelhaft, da 1000 Jahre Slawische Kultur nahezu alle Landmarken und Ortsnamen umbenannt und/oder slawisiert haben. Und das dritte Problem ist die Herkunft der Slawischen Sprache zu erklären.

Das Modell sieht daher eine Kreolisierung mit einwandernden Turkvölkern, den Ugrisch-finnischen Stämmen, Sarmaten, Bolgaren und den Warägern vor, was dann zur Bildung der neuen Sprachfamilie führte. In dem Fall muss man annehmen das die West- und Balkanslawen bereits mit einer Sprache in ihre heutigen Gebiete wanderten und dort die verbliebene Population slawisierten. Es gibt also einiges was dafür spricht, anderes dagegen.

Die Slawen als Ethnogenese der Bulgaren oder Awaren mit der einheimischen Bevölkerung zu erklären, ist ein durchaus nachvollziehbares Element, denn die slawischen Sprachen werden ja in Süd, West und Ostslawisch unterschieden. Demzufolge sind die Bulgaren sicherlich für die südslawische Sprachgruppe prägender als etwa die Rus oder Awaren. Andererseits lässt sich die Westslawische Sprachgruppe gut mit der fränkischen Awarenmark und der Slawenpolitik des römisch-fränkischen Reiches erklären, das gleichzeitig die Germanen (als mögliche Konkurrenz) besiegte und die germanische Identität auslöschte um sie mit Fränkischer Identität zu ersetzen.

Die Ostslawischen Sprachen müssen von der dortigen mächtigsten Herrschergruppierung geformt sein und das sind (je nach Sicht) die Kiever Rus oder die Wolgabulgaren. Laut der Russischen Geschichte integrierten die Russen den Adel der Wolgabulgaren als Boljaren, woraus dann der Adel der Bojaren entstand. Rein technisch gesehen könnte es eine Kreation des  Volksbegriffes Bolgar mit dem Wikinger-Begriffes Jarl (as. Earl also sinngemäss ein Grafentitel) sein – enthymologisch also von „Bol[gar] Jar[l]“. Das spräche für eine Kreation des Kiewer Rus.

So gesehen würde das Modell eigentlich funktionieren.

Nun gibt es aber ein Problem, nur 10 Jahre nachdem die Awaren das Gebiet der Gepiden (ca. 568-569) übernahmen, spricht ein byzantinischer Historiker 578 von 100.000 Sklaveni die Thrakien verwüsten. Wo kamen die alle her? Und das erklärt nicht warum Ostgermanen und Slawen genetisch gleich sind.

Tatsächlich hätten die Awaren eine derartige Streitmacht nicht aufbringen können. Genauer gesagt hätten sie die Gepiden nie alleine schlagen können. Und warum haben die derart vielköpfigen Sklaveni sich einfach der Herrschaft der Awaren unterworfen?
Die einfachste und logischste Erklärung ist, das Sklaveni und Anten die Gepiden sind. Die Gepiden waren ein Volk von wenigstens 1 Mio Menschen, vermutlich mehr. Dazu kommen noch kleinere besiegte Stämme und Reste der Goten, Langobarden und Sueben die im Osteuropäischem Raum verstreut waren.

Florin Curta hat für den Balkan klar festgestellt, das für die frühen Slawen-Überfälle Germanen, dann aber zunehmend Avaren in Frage kommen, was sich anhand der Gold-, Silber und Kupferfunde lokalisieren lässt.

Gleichzeitig etabliert sich die Bezeichnung Sklaveni und Anten zwischen dem 5-6. Jhd. in der Geschichtsschreibung.

Und während die Schlachtenprotokolle nur die Allgemeinbezeichnungen Sklaveni und Anten benutzen, erfinden die Historiker Namen, den sie den einzelnen Gruppen zuordnen, wobei sich die Franken offenbar an germanische Stammesnamen orientieren dem sie eine slawische Endung verpassen, während die Römer lokale Bezeichnungen, Flüsse, Städte oder ähnliches benutzen.

Mit der Zeit werden diese Namen immer weiter slawisiert, womit die ursprüngliche Erstbezeichnung überlagert wird.  Wikipedia gibt sich da besonders viel Mühe und korrigiert oder löscht die von den mittelalterlichen Historikern genutzte Schreibweise durch die modern slavisierte Form.

Dummerweise entspricht diese neue Sichtweise grob gesehen der Sichtweise die von den Nazis ja so occupiert wurde. Demzufolge wird jeder als Rechter betrachtet der die Slawen als – aus Germanen hervorgegangen – betrachtet. Und demzufolge halten es die kurzsichtigen Wikipedianer für ihre Pflicht den Slawen eine Bronze- oder Eisenzeit zu erschaffen, die es so nie gab.

Es gibt archäologisch keinen einzigen Fund der sich sicher vor 570 als „slawisch“ definieren lassen würde. 572 führen die Awaren erstmals Krieg gegen das fränkische Reich.

Die Slawenzeit beginnt mit dem Ende der Völkerwanderung, wobei die geschlagenen Gepiden das Ende der Völkerwanderung um 568/569 darstellen. Die nächsten 200 Jahre sind die frühen Slawen wobei hier eine Ethnogenese mit den Awaren stattfindet. Die angeblich slawische Kultur auf dem Balkan (Ipotesti-Kultur) stellt also die Einwanderung der Awaren dar, die von den Römern das Gebiet nördlich von Durostorum und östlich des Limes Alutanus als Foedus bekamen, während die Anten 543 in Turris westlich des Limes Alutanus einen Foedus bekamen. Sinn der Sache war es mit einer römischen Koalition der Langobarden, Anten und Awaren die Bedrohung „Gepiden“ zu vernichten, was ja auch gelang.

Historische Überlieferungen über die Slawen:


Tatsächlich  ist es so, das die Überlieferungen Ostdeutschland im frühem Mittelalter insbesondere von den Karolingern geprägt ist, die infolge der Anwesenheit von Slawen im 800 bis 1000 AD das östliche Germanien samt Polen der Slowakei zu „Terra Slavonia“ erklärten, während zeitgleich der Kiever Rus bzw. Moldavien vom Araber Ibn Fadlan um 900 AD als „Gharmāniyā, Sakā liba“ bezeichnet wird, wobei auch der Titel des russischen Zaren die Herrschaft über Russen und Bulgaren enthielt.

Zeitgleich bezeichnen die Franken die Abotriden und Wilzen als „Wendeni“ und „Wenedi“ (Wenden, Wendenmark) die in der Wendenmark leben.

Bestätigt wird dies durch die Tabula Rogeriana des Araber Idrisi, der für den Normannen Roger II. von Sizilien diese Weltkarte anfertigte, auf der auch Gharmāniyā (im heutigem Moldavien) zu lesen ist, wobei auch die Burgar (die Bulgaren) an der Donau gerade vom Russischem Fürsten geschlagen wurden, wie er im Begleittext erwähnt, was die Karte relativ genau datiert. Grob gesehen gibt die Tabula Rogeriana also die politischen Verhältnisse des 9-11 Jhd. wieder.

Die Einwände das der Begriff „Gharmāniyā“ arabisch zu lesen sei, sind schlichtweg dumm, denn das arabisch ausgesprochene Dscharmaniya ist die arabische Form von Germania und der Aarabische Kartenzeichner hatte mit Roger einen Wikinger als Auftraggeber, der den für Araber kaum bekannten Norden Europas sehr genau kannte.

Die Finnen und Esten bezeichnen Germanien als „Saksa“ oder „Saksmaa“ also „Sachsen“. Dazu kommen noch Begriffe wie „Slawiya“, „Kuyaba“ und „Navgard“, „Gardarike“, „Holmgard“, „Ruderike“, „Wisleland“, „Livlandi“, „Aldeigjuborg“, „Staraya“, „Pomore“ usw. und auch unter Theoderich Strabo wurde ein „Germania“ mitten in Thrakien (modern Bulgarien) gegründet.
Erst die Chronik von Monemvasia erklärt nun auch im 10/11 Jhd. die südeuropäischen Bewohner unter der Herrschaft der Bolgaren zu Slawen. Ich werde also mal versuchen zu erklären wie es dazu kam.

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