Nach den jüngsten politischen Geschehnissen mussten wir ein Thema passend dazu verfassen. Der neue Premierminister Zoran Zaev weilte zwei Tage beim Nachbarn in Bulgarien, und lies dort einiges Verlauten das heftige Reaktionen in Makedonien hervor rief. Einzelheiten dazu HIER.
Es ist kein Geheimnis das ein Großteil der offiziellen Historie Bulgariens auf Akteure der makedonischen Geschichte beruht, seit Jahrhunderten ist Bulgarien daran bedacht Makedoniens Geschichte zu usurpieren und zu vereinnahmen. Nun scheint man den neuen mazedonischen Premierminister dahin gebracht zu haben, den Bulgaren Zugeständnisse zu machen - so sollen mazedonische Geschichtsbücher neu verfasst werden, siehe HIER.
Deswegen wollen wir ein Beispiel zeigen, wie Bulgarien makedonische Geschichte vereinnahmt. Hier folgend am Beispiel vom Heiligen Kliment aus Ohrid. Dazu öffneten wir zuerst die bulgarische Wikipedia Seite und lesen gleich am Anfang: "Kliment ist ein bulgarischer Gelehrter, der erste Episkop und Prediger der altbulgarischen Sprache". Dies nehmen wir stellvertretend als offizielle Meinung der bulgarischen Historie.
Kliment ist um 840 geboren, das bulgarische Reich breitete sich ab 837 auf mazedonischen Boden aus. Erst im Jahr 864 erklärte der bulgarische Knjaz Boris I. das Christentum zur offiziellen Religion. Während dessen nahm Kliment an der vom Hl. Methodius geführten Mission im Großmährischen Reich teil, nach einer kurzen Zeit im Gefängnis wurde Kliment 885 von Mähren vertrieben und suchte dann zuflucht im Ersten bulgarischen Reich. Der nun als Zar gekrönte Boris I. und sein Nachfolger Zar Simeon I. betrauten die beiden Mönche aus Makedonien mit der Unterrichtung künftiger bulgarischer Kleriker in dem gerade erst zum Christentum bekehrten Land. So bekamen sie den Auftrag 886 in Ohrid eine Schule zu gründen, es war die erste Universität für die slawisch sprachigen.
Die beiden hatten eine wichtige Aufgabe vom neuem "slawischen" Zar des von Protobulgaren gegründeten Reiches auferlegt bekommen: Nach der Annahme des Christentums war nämlich das Griechische, das von byzantinischen Missionaren eingeführt worden war, die offizielle Kirchensprache in Bulgarien. Die Messen wurden in griechischer Sprache gelesen. Um den byzantinischen Einfluss auf seinen ehemaligen Khanat zurückzudrängen, war Boris I. an der Etablierung der slawischen Sprache im Gottesdienst sehr interessiert.
Nach einem Streit mit dem Zaren Simeon I. wurde Kliment 893 zum Bischof des entlegenen Orts Drembica (heute Velika an der bulgarischen Schwarzmeerküste; nach einer anderen Theorie jedoch das viel näher liegende Belica bei Struga) ernannt, was einer Verbannung glich. Später erlangte Kliment wieder die Gunst des Herrschers und wurde Erzbischof von Ohrid. Er gründete das Pantaleimon-Kloster in Varoš, heute ein Stadtteil von Ohrid. Nach seinem Tod im Jahr 916 wurde er in der Kirche St. Pantaleimon bei Ohrid bestattet.
Und in Ohrid wurde und wird Kliment immer noch als Heiliger verehrt, als auch im Einzugsgebiet des späteren Erzbistum von Ohrid. Das Erzbistum von Ohrid umfasste Bistümer aus Makedonien, Thessalien, Epirus, Albanien, Duklja, Travunien, Zachlumien, Raszien, Bosnien, Syrmien und Mösien.
Heilige in der Orthodoxen Welt werden auf Ikonen abgebildet, so auch Kliment von Ohrid. Zu einem interessanten Detail stößt man auf der Karte mit dem Titel "The sacred landscape of saint Clement of Ohrid as reflected in his frescos". Die Karte wurde von Michael Breier und Mihailo Popovic im Jahr 2015 erstellt, mit dem Verweis: University of Vienna, Department for Geography and Regional Reserach.
Auf der Karte sind Orte mit Kirchen markiert, auf welchen der Heilige Kliment abgebildet ist. Die höchste Dichte an Ikonen mit seinem Abbild ist auf dem Gebiet der heutigen Republik Mazedonien zu finden. Jeweils zwei Kirchen sind im Kosovo und un dem heutigen Staatsgebiet von Griechenland auszumachen, eine in Serbien. Dagegen aber keine einzige Kirche in Bulgarien die eine Freske oder Ikone von Kliment trägt, und das obwohl Kliment dort als Heiliger verehrt wird, Institutionen und Bildungseinrichtungen seinen Namen tragen, unzählige Straßen, Plätze, Vereine, Organisationen usw. sind in Bulgarien nach ihm benannt!
Willkommen in der Welt der bulgarischen Geschichtsverbiegung!
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