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Kalenderblatt: Erster Präsident der ASNOM stirbt auf Titos Strafinsel Goli Otok

Unser heutiges Kalenderblatt der makedonischen Geschichte gedenkt dem ersten Präsidenten der ASNOM-Sitzung, Panko Brashnarov. Er starb auf Titos Strafinsel in der Adria, der "nackten Insel" Goli Otok. Entgegen der politik Titos, forderte Brashnarov die Vereinigung aller Mazedonier in einem Staat. Wie er sagte: "Länder, die dem mazedonischen Volk selbst und nicht dem Zentralkomitee der KPJ gehören."


An diesem Tag im Jahr 1951 starb auf Goli Otok im sogenannten "Krankenhaus der Werkstatt - Marmor" Panko Brashnarov, mazedonischer Nationalaktivist, öffentlicher Lehrer, Humanist, Klempner, Gärtner und Diener, sowie ältestes Mitglied der Ersten Sitzung der ASNOM (Antifaschistischer Rat der Volksbefreiung Mazedoniens) sowie dessen Präsident der Versammlung und erster Vizepräsident der ASNOM. Zugleich erster Informationsgläubiger in der ersten Übergangsregierung Mazedoniens und engster Mitarbeiter von Metodija Andonov - Cento. Brashnarov wurde am 9. August 1883 in der Stadt Veles geboren.


Panko Brashnarov


Panko Brashnarov begann seine Ausbildung in seiner Heimatstadt im örtlichen Exarchat-Progymnasium. Nach dem Abitur setzte er 1900 seine Ausbildung an der Männerpädagogischen Schule in Skopje fort. Er begann seine Lehre in den Dörfern von Kumanovo, wo er auch begann, die ersten revolutionären Ideen unter den Mazedoniern zu verbreiten. Nach der Revolution der jungen Türken (auch Jungtürken Revolution) trat er der Partei der Volksföderation bei. Er unterrichtete bis zum Beginn der Balkankriege als Lehrer im Exarchat.

Noch vor den Balkankriegen nahm er an der Arbeit der Sozialistischen Organisation in Veles teil, die Teil der Mazedonisch-Odrinischen sozialdemokratischen Gruppe (Makedonsko-odrinska socijaldemokratska grupa) war. Er arbeitete im Sprachorgan von Vasil Glavinov, "Class Cognition" (Класно сознание). 

Nach den Balkankriegen floh er 1914 nach Bulgarien. Er absolvierte 1915 den höheren pädagogischen Kurs des Exarchats in Plovdiv. Während des Ersten Weltkriegs wurde er Soldat in der elften mazedonischen Infanteriedivision der bulgarischen Armee und wurde an die Front in der Nähe von Dojran geschickt.

Nach dem Ersten Weltkrieg kehrte Brashnarov 1919 in das nördliche Mazedonien zurück. Die Serben, welche nun nach den Balkankriegen in Vardar Mazedonien das sagen hatten, bieten ihm einen Job als Lehrer an, aber er lehnt ab. 


Er arbeitete als Müller, Gärtner und Schneider. Er wurde Mitglied der Kommunistischen Partei Jugoslawiens. In den 1920er Jahren nahm er an mehreren Konferenzen und Kongressen der KPJ teil. So wurde er im Jahr 1920 auf dem Vukovar-Kongress zum Delegierten der Parteiorganisation Veles gewählt; im Jahr 1922 nimmt an der Ersten Erdkonferenz der KPJ in Wien teil; im Jahr 1924 ist er Delegierter der dritten KPJ-Länderkonferenz in Belgrad; im Jahr 1926 nimmt Brashnarov am dritten Kongress der KPJ in Wien teil.

Auf dem Gründungskongress der "VMRO Obedinata" (VMRO United) im Oktober 1925 wurde er zum Mitglied des ersten Zentralkomitees gewählt. Er wurde im August 1926 von den Serben verhaftet und im April 1927 zu zwei Jahren Gefängnis verurteilt. Aus der Haftanstalt entlassen wurde Brashnarov im Februar 1928. 

Ende Mai 1929 wurde er auf dem Weg zum Kongress der  VMRO Obedineta in Berlin an der jugoslawisch-österreichischen Grenze festgenommen. Nach der großen Aktion der Behörden gegen die VMRO in Vardar Mazedonien am 5. Juli 1929 wurde Brashnarov nach Veles zurückgebracht. Bei der Verhandlung im Juni 1930 wurde er zu fünf Jahren Gefängnis verurteilt und verlor seine Bürgerrechte auf Lebenszeit. Er wurde im Gefängnis in Sremska Mitrovica eingesperrt. Nach seiner Entlassung aus dem Gefängnis zog er sich politisch zurück.


Zweiter Weltkrieg


Nach der Besetzung Mazedoniens durch Bulgarien während des Zweiten Weltkriegs war Brashnarov Mitglied des bulgarischen Zentralen Aktionskomitees und wurde dann wieder Lehrer für die Bulgaren (Notgedrungen, weil die Bulgaren die Verwaltung des Landes nach der Besetzung übernahmen). 

Seit 1943 war Brashnarov mit den Partisanen verbunden. Im Mai 1944 zog er in ein freies Gebiet und wurde Mitglied des Initiativausschusses für die Einberufung von ASNOM (dem Antifaschistischen Rat der Volksbefreiung Mazedoniens). Als ältester Delegierter eröffnete er die erste Sitzung von ASNOM. 

Er wurde zum Vizepräsidenten des Präsidiums von ASNOM gewählt. Am 6. August wurde er zum Informationskommissar im Präsidium von ASNOM gewählt.

Genossen des Volksvertreters,

In diesem Moment, an diesem historischen Ort "Sveti Otec Prohor Pčinjski“ und an diesem historischen Tag - ILINDEN -, an dem wir die Eröffnung der Ersten Antifaschistischen Versammlung zur Volksbefreiung Mazedoniens ankündigen, ist meine Seele voller Freude und vor den besorgten Augen sehe ich, wie sich alle Flüsse von Pchinja und Vardar nach Mesta und Bistrica lebhaft bewegen um vom mazedonischen Volk die Schande der Unterdrückung seit des Zusammenbruchs von Samoils Staat im 10. Jahrhundert abzuwaschen, damit heute ein neuer, heller und freier mazedonischer Staat geboren werden kann.

In diesem Moment erholt sich das Land unserer Gefallener - viele Nationalhelden, die in ganz Mazedonien gefallen sind und ihre Knochen über das Land gesät haben - und sie sehen bereits den Beginn unserer Freiheit in Frieden, sehen die ideale Freundschaft der alten Ilinden Kämpfer - von Goce Delchev bis zu den heutigen Ilinden Kämpfern - die junge mazedonische Armee und der Grundstein für die Verwirklichung des Ideals zweier Generationen, zweier Epochen - eines freien, vereinten Mazedoniens ...


Aus der Rede von Panko Brashnarov bei der Eröffnung der ersten Sitzung des Antifaschistischen Rates der Volksbefreiung Mazedoniens

Nach der Befreiung Mazedoniens am 26. November 1944 im befreitem Skopje wurde er auf der Ersten Konferenz der Volksbefreiungsfront Mazedoniens zum Vizepräsidenten gewählt. Er wurde auf der zweiten Tagung der ASNOM im Dezember 1944 und auf der dritten Tagung im April 1945 im Präsidium der ASNOM wiedergewählt.


Wegen Makedonien in Ungnade bei Tito - Tod im Straflager


Nach der Veröffentlichung der Resolution der Komintern gegen die Führung der KPJ im Juni 1948, war Brashnarov im Streit eindeutig auf der Seite der UdSSR und Stalins. Als auch auf der Seite des mazedonischen Volkes, welches nunmehr seit 1913 durch Grenzen auf den Gebieten Jugoslawiens, Griechenlands, Bulgariens und Albaniens getrennt waren.

Am 1. Oktober 1948 sandte er zusammen mit Pavel Shatev (einem weiterem mazedonischen Nationalhelden) einen vertraulichen Brief an das Zentralkomitee der Kommunistischen Partei der Sowjetunion, in dem er behauptete:

"Die Frage der Vereinigung des mazedonischen Volkes wurde von Anfang an untergraben, da das Zentralkomitee der KPJ im Hinblick auf ein geeintes Mazedonien einen unzulässigen Beitritt zur Bundesrepublik Jugoslawien ohne Berücksichtigung der besonderen, spezifischen Bedingungen oder der brüderlichen Nachbarländer nicht ordnungsgemäß vorgesehen hatte. Dieser Slogan, diese Position für die Vereinigung des mazedonischen Volkes innerhalb der FNRY, machte 1943/44 Sinn, als das mazedonische Volk vor die Alternative gestellt wurde ob er als Südserbe bleiben wollte, d.h. der serbischen Assimilation überlassen zu bleiben, d.h. tatsächlich auf einer Seite zerstört werden. Andererseits erlaubte das bestehende rein faschistische Regime in Bulgarien, das de facto bereits von den Deutschen besetzt war, trotz der Bemühungen, der Opposition und der Kämpfe der fortschrittlichen Elemente und Kräfte in dem von BRP(k) angeführten Land nicht, an die Oberfläche zu kommen, stärker und offener  zu wirken, damit die vollständige Befreiung und Vereinigung des mazedonischen Volkes konkret und anders festgelegt werden kann. Aber jetzt, da Bulgarien von der BRP(k) geleitet wird, die in keiner Weise hinter der KPJ zurückbleibt, macht es keinen Sinn, im Wettbewerb oder um die Beschlagnahme von Ländern zu stehen, die dem mazedonischen Volk selbst und nicht dem Zentralkomitee der KPJ gehören."


Dieser Brief, als auch das er auf Seiten Stalins war, brachte ihn bei Tito in Ungnade. Brashnarov wurde am 11. Dezember 1950 verhaftet und am 29. Juni 1951 zu "sozial nützlicher Arbeit für 24 Monate" verurteilt. Dies bedeutete nichts anderes als Haft mit Schikane im Steinbruch.

In den ersten Julitagen des Jahres 1951 wurde er in das berüchtigte Straflager von Tito "Goli Otok" (Nackte Insel) in der Adria inhaftiert, wo er kurz darauf schon am 13. Juli starb.


Letzte Ruhestätte erst vor kurzem entdeckt!


Wo der mazedonische Nationalheld seine letzte Ruhestätte hatte, war sechzig Jahre lang nicht bekannt und von Rätseln umgeben. 



Im September 2011 gelang es einer mazedonischen TV Crew der Sendung "KOD" (Code), bestehend aus den Journalisten Vladimir Tevchev und Aleksandar Kukulev sowie dem Kameramann Dancho Stefkov, das Grab von Panko Brashnarov zu lokalisieren. 

Die sterblichen Überreste von Panko Brashnarov ruhen auf dem Stadtfriedhof Mirogoj in Zagreb, Kroatien. Doch, die kroatische Hauptstadt war nicht seine erste Ruhestätte: Seine sterblichen Überreste mussten zwei Exhumierungen über sich ergehen lassen. 

Erstmals 1953, zwei Jahre nach seinem Tod in Goli Otok, wurde er auf dem Zagreber Friedhof beigesetzt. Er wurde 1971 in einem Massengrab in der Nähe der ersten Grabstelle exhumiert, und in den frühen 1980er Jahren wurden seine Knochen zusammen mit denen einiger seiner Zeitgenossen auf ein nicht gekennzeichnetes Grab am Ende des Friedhofs beigesetzt.