Drei mazedonische Brüder aus Gorno Brodi in Ägäis Makedonien, versorgten einst fast den gesamten Balkan mit Kirchenglocken, die sie in ihrer Schmiede gossen. Auf diesen Kirchenglocken, welche auch noch heute die Gläubigen zum Gebet aufrufen, haben sich die mazedonischen Brüder mit Inschriften und Gravuren verewigt...
Die Brüder Aleksov
Die Brüder Georgi, Atanas und Stojan Aleksov wurden in Gorno Brodi (neugriechisch: Ano Vrontou), in der Ser (Serres) Region in Ägäis Makedonien im heutigen Nordgriechenland geboren. Damals noch unter der Herrschaft des Osmanischen Reiches.
Die Familien der Familie Aleksov waren berühmte Eigner von Gießereien. Dort gossen sie Glocken, Kerzenleuchtern oder Kronleuchtern für Kirchen. Auch Ikonostasen und anderes stellten sie her.
Die Werkstatt der Aleksov Brüder in Gorno Brodi hieß Aleksov's Schmiede und darin stellten die drei Brüder ihre berühmten Glocken, Uhren und andere Mechanismen her.
Eine Glocke, die gern auf einem oder mehreren Bildern in den mazedonischen Social Medias viral geht, ist die Kirchenglocke der Aleksovi in Izvor, Serbien.
Makedonische Kirchenglocken für den Balkan
Eine Glocke, die gern auf einem oder mehreren Bildern in den mazedonischen Social Medias viral geht, ist die Kirchenglocke der Aleksovi in Izvor, Serbien.
Genauer gesagt, die Glocke in der Kirche Sveta Troica im Dorf Izvor, bei Bosilegrad. Auf dieser Glocke hat sich der Glockengießer wie folgt verewigt:
Obere Reihe: Meister G.D. Aleksov
Mittlere Reihe: Makedonien
Untere Reihe: Aus Gorno Brodi, Serresko
Zusätzlich neben der Inschrift brachte der Autor ein Kreuz an, als auch ein Sonnensymbol das der makedonischen Sonne ähnelt, dem im deutschsprachigen Raum umgangssprachlich (fälschlich) so genannten Vergina Stern.
In nicht wenigen Social Media Posts wird als Jahresangabe das Jahr 1834 angegeben. Allerdings ist diese Angabe etwas fragwürdig.
Fakt ist, die Bewohner von Izvor bekamen 1833 vom Sultan einen Ferman, der sie berechtigte eine Kirche zu bauen. Mit dem Bau begannen sie auch noch im gleichen Jahr. Ob nun schon ein Jahr nach Baubeginn, in Anbetracht der damaligen Umstände oder eher Notstände, die Glocke in die Kirche kam ist dagegen eher unwahrscheinlich. Auch weil die Quellen der bulgarischen Kirche, erst wesentlich später Glocken von den Aleksovi erwähnt, wie wir gleich sehen werden.
Glocken für die Bulgarische Kirche in Bulgarien
Als Hauptabnehmer (für Kirchenglocken aus dem Sortiment) der Aleksovi galt unter anderem die bulgarische Kirche. Diese hatte auch in Makedonien Fuß gefasst um dort, nach griechischem Vorbild, ihre eigenen Interessen in Makedonien mit Propaganda über die Kirche durchzusetzen. So kam es natürlich zu Geschäften zwischen der Bulgarischen Kirche und den Aleksovi. Ihre Glocken verbreiteten sich somit auf dem ganzen Raum im welchen die bulgarische Kirche operierte. Vornehmlich natürlich zuerst in Bulgarien.
Die Brüder Aleksov ließen sich sogar einige Zeit in Sofia mit einer Niederlassung nieder, von wo aus sie viele Aufträge für die Herstellung von Glocken für das In- und Ausland entgegennahmen. Ihr Heimatdorf war noch von den Osmanen bis 1912 besetzt, während Bulgarien bis dahin schon etliche Zeit in Freiheit lebte. Ein wirtschaftlicher Vorteil.
Die Brüder Aleksov ließen sich sogar einige Zeit in Sofia mit einer Niederlassung nieder, von wo aus sie viele Aufträge für die Herstellung von Glocken für das In- und Ausland entgegennahmen. Ihr Heimatdorf war noch von den Osmanen bis 1912 besetzt, während Bulgarien bis dahin schon etliche Zeit in Freiheit lebte. Ein wirtschaftlicher Vorteil.
Hier eine Auswahl der bekannten Aleksovi Glocken für die bulgarische Kirche (für deren Standorte sowohl in Ägäis Makedonien, als auch in Bulgarien).
1898 gossen die Brüder Georgi und Atanas Aleksov die Glocke der Kirche in Haskovo (Chaskowo, Südostbulgarien). Auf der großen Glocke mit einem Durchmesser von 75 Zentimetern steht die Inschrift: "Hergestellt von den Brüdern George und Atanas D. Aleksovi aus dem Dorf G. Brodi Seresko 1898".
Im selben Jahr stellten sie die Glocke für die Kirche "Sv. Paraskeva" in Skrebatno her.
Ende des 19. Jahrhunderts stellten die Brüder Georgi und Stojan Aleksov zwei Glocken für den Glockenturm der Kirche in Gorno Uino bei Kyustendil her.
Ende des 19. Jahrhunderts stellten die Brüder Georgi und Stojan Aleksov zwei Glocken für den Glockenturm der Kirche in Gorno Uino bei Kyustendil her.
Im Jahr 1900 gossen die Brüder Aleksov die Glocke für die Kirche "Sv. Petka" in Tavalichevo (bei Kyustendil), die 138 Kilogramm wiegt.
Georgi und Stojan Aleksov sind die Autoren der Kirchenglocke der großen Wiederbelebungskirche "Sv. Ilija" in Gorochevtsi, nahe der heutigen serbischen Grenze bei Bosilegrad.
Die Inschrift auf dieser Glocke lautet: "Mit Hilfe der Bevölkerung für die Kirche Hl. Prophet Ilija, Dorf Gorochevtsi, 12. Oktober 1904, Brüder Georgi und Stojan Aleksovi, Dorf Gorno Brodi, Distrikt Seres, Makedonien."
Atanas Aleksov dagegen ist alleiniger Autor der Glocke in der Kirche "Hl. Nikola" in Zheravna (bei Sliwen, Bulgarien), die 1922 gegossen wurde (Bild unten).
Die Inschrift auf dieser Glocke lautet: "Mit Hilfe der Bevölkerung für die Kirche Hl. Prophet Ilija, Dorf Gorochevtsi, 12. Oktober 1904, Brüder Georgi und Stojan Aleksovi, Dorf Gorno Brodi, Distrikt Seres, Makedonien."
Atanas Aleksov dagegen ist alleiniger Autor der Glocke in der Kirche "Hl. Nikola" in Zheravna (bei Sliwen, Bulgarien), die 1922 gegossen wurde (Bild unten).
1918 stellten Atanas und Stojan Aleksov eine 200 Kilogramm schwere Glocke für die Kirche Hl. Dimitar in Kayadzhik (Nordbulgarien) her.
Detaillierte Aufzeichnungen über die hergestellte Kichernglocken der Alekosvi, existieren zumeist nur von der bulgarischen Kirche. Besser gesagt, von der neueren bulgarischen Propaganda. Diese versucht den Umstand das die Brüder "nichts anderes als Bulgaren gewesen sind", als Argument zu platzieren, weil die Aleksovi Glocken für die bulgarische Kirche fertigten.
Die Heimat der Brüder - Gorno Brodi
Die aktive Produktion von Glocken dauerte bis 1961 an. Die letzten Vertreter der Familie, die in der Gießerei arbeiteten, waren Atanas Aleksov und seine Söhne Boris und Nikifor Mitrevi.
Bei dieser Gelegenheit wollen wir auch etwas über den Heimatort der zwei Kirchenglockengießer erzählen: Gorno Brodi. Mittlerweile, nach der Gräzisierung der Toponyme und Ortsnamen in Griechenland in den 1920ern Jahren, wurde das Dorf in Ano Vrontou (neugriechisch: Άνω Βροντού) umbenannt.
Bei dieser Gelegenheit wollen wir auch etwas über den Heimatort der zwei Kirchenglockengießer erzählen: Gorno Brodi. Mittlerweile, nach der Gräzisierung der Toponyme und Ortsnamen in Griechenland in den 1920ern Jahren, wurde das Dorf in Ano Vrontou (neugriechisch: Άνω Βροντού) umbenannt.
Gorno Brodi ist ein abgelegenes Bergdorf und seit 2011 Teil der Gemeinde Serres. Ano Vrontou liegt im nordöstlichen Teil des Vrontous-Gebirges auf etwa 1060 m Höhe (mazedonisch: Šarlija oder Brodska Planina). Es grenzt im Norden und Osten an die regionale Einheit Drama. Ano Vrontou oder Gorno Brodi liegt 12 km östlich von Achladochori (maz. Kruševo, Sersko), 13 km nordöstlich von Oreini (Fraštani), 16 km südwestlich von Kato Nevrokopi (Nevrokop) und 26 km nordöstlich von Serres (Ser).
Die Entdeckung einer alten Inschrift aus der Römerzeit stützt die Schlussfolgerung, dass an der Stelle des heutigen Dorfes schon eine alte Siedlung stand, deren Bewohner an der Ausbeutung der Eisenminen des Berges Vrontous beteiligt waren.
Brodi wurde erstmals im 14. Jahrhundert in einem Brief des serbischen Zaren Stefan Dušan an Raiko, dem Herrscher von Brodi und Trilisa (Turlis, heute Vathytopos), erwähnt.
Die Osmanen eroberten das Gebiet im 15. Jahrhundert und regierten es bis zu den Balkankriegen in den Anfängen des 20. Jahrhunderts. Vor dem Zweiten Balkankrieg war die Bevölkerungsmehrheit absolut mehrheitlich mazedonisch, mit einer türkischen Minderheit die im Dorf lebte.
Im Zuge des mazedonischen Freiheitskampfes gegen den türkischen Besatzer, spielten sich auch im Dorf Brodi große Aktivitäten der IMRO (Innere Makedonische Revolutionäre Organisation) ab. 1903 wurde die große Siedlung vom heutigen mazedonischen Nationalhelden Goce Delchev besucht. Er war einer der Gründer und einer der Schlüsselfiguren der IMRO.
Im Jahr 1913 standen im Dorf laut Aufzeichnungen 1.100 Häuser mit rund 8.000 Einwohner.
In den Balkankriegen wurde das südliche Gebiet Makedoniens, also Ägäis Makedonien und Brodi von Griechenland erobert und besetzt. Daraufhin flohen seine Bewohner nach Norden oder nach Bulgarien.
Von 200 Flüchtigen ist überliefert das sie nach Nevrokop (heute Gotse Delchev in Bulgarien) und von weiteren 300 nach Plovdiv, ebenfalls in Bulgarien, auswanderten.
Die geflohene Bevölkerung wurde vom griechischen Königreich durch anatolische Griechen ersetzt, die während und insbesondere nach dem griechisch-türkischen Krieg (1919-1922) aus Kleinasien und Ostthrakien geflohen waren. Sie übernahmen auch Teils leerstehende Häuser oder Besitz an sich, oder es wurde ihnen per staatliches Dekret zugeteilt.
In den Balkankriegen wurde das südliche Gebiet Makedoniens, also Ägäis Makedonien und Brodi von Griechenland erobert und besetzt. Daraufhin flohen seine Bewohner nach Norden oder nach Bulgarien.
Von 200 Flüchtigen ist überliefert das sie nach Nevrokop (heute Gotse Delchev in Bulgarien) und von weiteren 300 nach Plovdiv, ebenfalls in Bulgarien, auswanderten.
Die geflohene Bevölkerung wurde vom griechischen Königreich durch anatolische Griechen ersetzt, die während und insbesondere nach dem griechisch-türkischen Krieg (1919-1922) aus Kleinasien und Ostthrakien geflohen waren. Sie übernahmen auch Teils leerstehende Häuser oder Besitz an sich, oder es wurde ihnen per staatliches Dekret zugeteilt.
Wie Ameisen in der Eisen Mine
Die Bewohner des Dorfes Gorno Brodi trugen den Spitznamen "Ameisen". Denn, sie waren traditionell im Bergbau und in der Viehzucht tätig und waren Fleißig, wie das Beispiel der Brüder Aleksov zeigt.
Gorno Brodi war das größte Eisenabbauzentrum in der Region Mrvačko (geografisches Gebiet in der nordöstlichen Ägäis Makedonien und im südlichen Pirin Makedonien, heute unter Griechenland und Bulgarien aufgeteilt). Bis zur zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts war die Hauptbeschäftigung der Einheimischen der Eisenabbau und verwandte Berufe und Handwerke - wie eben Schmiede.
Gorno Brodi war das größte Eisenabbauzentrum in der Region Mrvačko (geografisches Gebiet in der nordöstlichen Ägäis Makedonien und im südlichen Pirin Makedonien, heute unter Griechenland und Bulgarien aufgeteilt). Bis zur zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts war die Hauptbeschäftigung der Einheimischen der Eisenabbau und verwandte Berufe und Handwerke - wie eben Schmiede.
Ein weiteres weit verbreitetes Handwerk der Bevölkerung von Brodi war die Holzschnitzerei der kirchlichen Ikonostase und Uhrmacherkunst. Auch in dieser Branche gab es bekannte Brüder aus dem Dorf: die Brüder Dimkovi aus Gorno Brodi stellten die einzigartige Uhr im Glockenturm des Dorfes Teshovo (bei Blagoevgrad) her (siehe Bild der Brüder).
Ende des 19. Jahrhunderts ging die Eisenindustrie jedoch zurück und mit ihr begann der Abstieg von Gorno Brodi.
Freiheitskämpfe gegen den osmanischen Besatzer
Im 19. Jahrhundert war Gorno Brodi ein großes mazedonisches Dorf. Laut Aufzeichnungen über die "Ethnographie der Provinzen Adrianopel, Monastir und Thessaloniki", die 1878 in Konstantinopel veröffentlicht wurde und die Statistiken der männlichen Bevölkerung von 1873 widerspiegelt, hatte Gorni Brodi 793 Haushalte mit 2700 Einwohnern.
Die Dorfbewohner beteiligten sich aktiv am Widerstand der IMRO gegen die osmanische Herrschaft. 1903 erlitt das Dorf den Mord an Goce Delchev im Nachbardorf Banitsa sowie nach dem Ilinden-Aufstand, als viele seiner Bewohner verhaftet und ins Exil geschickt wurden und ein anderer Teil nach Bulgarien auswanderte bzw. flüchtete.
Nach dem Ilinden-Aufstand wurde das große Dorf den griechischen Andarten ein Dorn im Auge und wurde wiederholt von griechischen Abteilungen angegriffen, die von den griechischen Silogos von Serres angeführt wurden.
Allmählich verschlechterten sich die Beziehungen zwischen Exarchisten und Patriarchen, und die IMRO-Abteilungen waren häufig gezwungen, Strafmaßnahmen gegen die Brodi-Patriarchen durchzuführen, die schließlich den Hellenismus übernahmen. In seinem Kampf gegen die griechisch bewaffnete Propaganda gewann das Dorf den Namen Little Sofia. 1909 wurde der ehemalige Chetnik Vladimir Ikonomov in Gorno Brodi zum Mudyurin ernannt.
Das Dorf wurde während des Balkankrieges von der osmanischen Herrschaft befreit, als das Dorf 1.100 Häuser und über 8.000 Einwohner hatte. Bei Kriegsausbruch waren einhundertsieben Menschen aus Gorno Brodi Freiwillige in der mazedonisch-edirnischen Miliz.
Unter griechische Herrschaft
Während des Alliierten Krieges im Juni 1913 wurde Gorno Brodi durch Artilleriefeuer der griechischen Truppen vollständig zerstört, und seine Bewohner, denen die Flucht gelang, flohen nach Bulgarien. 1913 wurde Asterios Zorbas Griechischlehrer in Gorno Brodi.
Nach der Katastrophe Griechenlands im griechisch-türkischen Krieg 1923 ließen sich viele griechische Flüchtlinge aus Kleinasien und Ostthrakien in Gorno Brodi nieder.
Laut der Volkszählung von 1928 ist Gorno Brodi mit 85 Flüchtlingsfamilien und 285 Menschen vollständig von anatolische Griechen besiedelt worden.
Im April 1941 marschierte die bulgarische Armee in den östlichen Teil der Ägäis Makedoniens ein und annektierten Gorno Brodi mit ganz Sersko in die Grenzen Bulgariens.
Während des griechischen Bürgerkriegs wurde das Dorf als Basis für ELAS erneut niedergebrannt. Danach wurde es restauriert und 200 griechische Kolonistenfamilien und 50 Familien mazedonischer Herkunft lebten darin.
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