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Was wäre wenn: Hätte das Alexanderreich mit EINEN Nachfolger weiter existiert?

 Als Alexander der Große 323 v. Chr. auf seinem Sterbebett lag, fragten seine Generäle angeblich, wem er sein Reich überlassen wird. "Dem stärksten", soll der König der Makedonen Historikern zufolge gesagt haben.

"Und natürlich haben sie alle angefangen, sich darum zu streiten, wer der Stärkste ist.", erklärt Philip Freeman, Professor für Klassiker am Luther College in Decorah, Iowa, und Autor des Buches "Alexander der Große" (veröffentlicht von Simon & Schuster, 2011). 

Fast sofort begannen seine Generäle darüber zu streiten, wer sein Reich erben soll, und sie teilten es auf.

Alexander der Grosse

Alexanders Reich erstreckte sich von Makedonien über Griechenland und Persien bis zum Indus im heutigen Pakistan, einem beeindruckenden Gebiet von etwa 5,2 Millionen Quadratkilometern. Das Römische Reich übertraf  zwar die Größe des Alexanderreichs, aber der Makedonenkönig baute sein Imperium in knapp 13 Jahren wesentlich schneller auf, bevor er im jungen Alter von nur 32 Jahren starb.

Mit seinem Tod hinterließ Alexander der Große einen ungeborenen Sohn und eine Menge ehrgeiziger Generäle. Seine Generäle füllten eifrig das Machtvakuum und seine Rivalen töteten seinen Sohn vor dem 12. Geburtstag des eigentlichen Prinzen.

Bei der Teilung des Alexanderreiches in Babylon im Jahr 323 v. Chr. teilten die obersten Köpfe der makedonischen Armee das Reich in Abschnitte auf (siehe folgende Karte unten), wobei Makedonien, das eroberte Griechenland und Südosteuropa einen Teil ausmachten. Kleinasien (heutige Türkei) einen anderen und Nordafrika einen dritten Teil des Reiches. Die von den Makedonen eroberten Gebiete West- und Zentralasiens gingen allerdings an andere Herrscher.

Ptolemaios, ein makedonischer General der mit, bzw. dann unter Alexander diente, schuf ein separates Reich in Nordafrika und Südsyrien. Zuerst regierte Ptolemaios als ernannter Führer, aber 305 v. Chr. erklärte er sich selbst zum König. 

Die von ihm begründete ptolemäische Dynastie regierte 275 Jahre ab dem Jahr 305 vor Christus bis hin zum letzten Ptolemäer. Besser gesagt, der Ptolemäerin Kleopatra VII. im Jahr 30 v. Chr. (Richtig, die berühmte Kleopatra von Ägypten ist Nachfahrin eines Makedonen, des Ptolemaios!)

Diadochen

Ein Reich, ein König?

Aber was wäre Geschehen, wenn Alexander III. von Makedonien sein Königreich ausdrücklich einer Person oder einem einzigen Nachfolger überlassen hätte? Könnte diese Person das Reich welches Alexander schuf, weiter ausbauen oder es trotz seiner unglaublichen Größe zumindest weiter zusammenhalten?

Es ist unwahrscheinlich, dass das Reich erweitert worden wäre, meinen die Historiker. Ohne Alexanders Charisma und Scharfsinn sei es zweifelhaft, dass ein einzelner General nach seinem Tod im Alter von 32 Jahren an Alexanders Stelle "einfach so" weitermachen hätte können.

"Wenn es einer Person gelungen wäre, die sofortige Kontrolle über das Imperium zu erlangen, wäre es wahrscheinlich trotzdem auseinandergefallen", vermutet der Historiker Freeman gegenüber dem englischsprachigen Journal Live Science. "Es war niemand da, der die Fähigkeit, Intelligenz, den Charme und das militärische Talent hatte, das Reich zusammenzuhalten wie Alexander der Große es tat."

Es ist jedoch möglich, dass Alexander nicht die Unsicherheit über seinen Nachfolger zum Ausdruck bringen wollte, sondern sein Königreich seinem General Perdikkas übergeben wollte, meint dagegen James Romm, Professor für Klassische Geschichte am Bard College in New York und Autor des Buches "Geist auf dem Thron: Der Tod Alexanders des Großen und der Krieg um Krone und Reich"(aus dem Buch, von Knopf 2011 veröffentlicht, zitierten wir in unserem Beitrag hier: James Romm: Im vierten Jahrhundert vor Christus bestand kein Zweifel, wer wer war).

Doch innerhalb von zwei oder drei Jahren nach Alexanders Tod wurde Perdikkas von seinen eigenen Offizieren getötet, als er versuchte, das Reich von Ptolemäus in Ägypten anzugreifen.


"Er hat keine sehr gute Arbeit geleistet und nicht lange durchgehalten", so Romm. Perdikkas Tod unterstreicht die Tatsache, dass Alexanders Tod zu einem unvermeidlichen Kampf um die Kontrolle führte.

"Es gab niemanden, an den er [Alexander] die Macht weitergeben konnte, der das Reich zusammenhalten konnte", ist sich Romm sicher. "In Abwesenheit eines königlichen Erben gab es wirklich niemanden."

Würden Weltkarten und große Religionen jetzt anders aussehen?

Aber wenn Alexander eine Person bestimmt hätte, der das Reich weiter führen solle, hätte sich die Geschichte der Welt verändert, mutmaßen die Historiker gegenüber Live Science. 

Ein standfester Anführer mit militärischer Brillanz hätte sogar in Sizilien und Rom einfallen können, als Rom in den Samnitenkriegen, die sich ab 343 bis 290 v. Chr. erstreckten, wenn auch nicht ununterbrochen. Aber Rom war stark in den Kampf gegen seine Rivalen verwickelt.  

Eine rechtzeitige Invasion hätte Alexanders Nachfolger einen enormen Vorteil verschafft und hätte bei Erfolg die Bildung des Römischen Reiches sogar verhindern können, sinniert Kenneth Sacks, Professor für Geschichte und Klassiker an der Brown University in Providence, Rhode Island.

Ein solch riesiges makedonisches Reich hätte auch die Religionsgeschichte des Judentums, des Christentums und des Islam verändern können, fügt Sacks hinzu.

Das Christentum hätte sich ohne den Hintergrund des Römischen Reiches möglicherweise nicht im Westen verbreitet, so Sacks und erklärt dies, wie das Christentum die geschützten Straßen und Hafensysteme des Römischen Reiches nutzte, um das Evangelium zu verbreiten. Darüber hinaus "hat die Kirche das Organisationsmuster des Römischen Reiches genau kopiert und das brachte ihr Kontrolle und Stabilität".


Die Fortsetzung von Alexanders Reich hätte auch die heutigen Landkarten verändert.

"Wenn es kein Römisches Reich gibt, gibt es kein Europa, wie wir es kennen", sagt Sacks es geradeaus. "Also wer weiß, was mit Europa passiert wäre. Das Christentum hätte sich wahrscheinlich nicht nach Europa ausgebreitet. Es wäre wahrscheinlich als eine dieser christlichen Sekten im Nahen Osten lokalisiert verblieben, von denen viele ausgestorben sind."

Ohne Rom hätte Europa keine römische Technologie wie die Aquädukte gesehen, die Wasser aus fernen Quellen in besiedelte Gebiete beförderten, oder die Verwendung von Beton in Häfen, was zur Renaissance beitrug, fügt Sacks hinzu.

Es gab jedoch keinen solchen Anführer wie den Makedonen Alexander III. "Keiner dieser Anführer scheint die gleiche großartige Vision gehabt zu haben wie Alexander", sagte Sacks. "Alexander hatte eine Vision davon, wie man ein Imperium stabilisiert, wie man ein Imperium aufrechterhält. Keiner seiner Nachfolger hat diese Fähigkeit wirklich bewiesen."

Verwendete und zitierte Quellen: Live Science