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Karl Hron: Makedonier sind ein eigener Volksstamm - 1890

Die von Karl Hron bereits 1890 verfasste Schrift "Das Volksthum der Slaven Makedoniens" ist ein wichtiges Zeugnis in der Deutschsprachigen Literatur über Mazedonien. Er war einer der ersten, im Deutschsprachigen Raum, der sich gegen die Agitationen der Nachbarn Makedoniens stellte.


Über Karl Hron

Karl Hron war ein österreichischer Publizist und Makedonologe tschechischer Herkunft. Nach dem Tod seiner Eltern erhielt er seine Ausbildung an einem tschechischen Gymnasium. 

Von 1869 bis 1878 diente er in der österreichischen Armee in den tschechischen Garnisonen. 1878 wurde er auf den Balkan, nach Kroatien und Bosnien und Herzegowina versetzt und 1882 nahm er an der Unterdrückung des Aufstands in Dalmatien teil. Aufgrund seiner kritischen Haltung gegenüber seinen Vorgesetzten wurde er 1883 vom Militärdienst demobilisiert.

Er selbst schrieb über das Verlassen des Militärdienstes: "Ich wurde dafür bestraft, dass ich den Rang eines Offiziers wegen eines Verbrechens gegen die Militärhierarchie verloren habe, indem ich den Brigadier schriftlich kritisiert habe." 

Danach arbeitete er mehrere Jahre als Journalist und zog 1886 nach Serbien, wo er als Inspektor in einem Tabakmonopol in Niš, Vranje, Leskovac und Prokuplje arbeitete. Sehr bald, wieder wegen einer Affäre, musste er Serbien verlassen.

1888 war er Herausgeber der Budapester Zeitung Pester Lloyd. Zu dieser Zeit war er auf einer Reise durch Bosnien, Montenegro, Albanien und Mazedonien. In Mazedonien wurde er von den osmanischen Behörden als möglicher Agitator inhaftiert. 

Nachdem er Mazedonien verlassen und einen kurzen Aufenthalt in Ungarn verbracht hatte, reiste Hron nach Österreich, wo er als Herausgeber des Deutschen Volksblattes arbeitete. Sein Aufenthalt in den südslawischen Ländern ermöglichte es ihm, die Sprachen und die Geschichte der Völker kennenzulernen. So konnte er leichter die politischen Entwicklungen untersuchen, unter denen die mazedonische Frage einen besonderen Platz einnahm. 

Zu dieser Zeit war Karl Hron ein bekannter Publizist, der durch zahlreiche Artikel über Panslawismus, Pangermanismus und andere für seine Zeit relevante Themen bekannt wurde.

Das Volkstum der Slawen Mazedoniens

1889 fanden zwei Ereignisse statt, die die Aufmerksamkeit von Karl Hron auf sich zogen und ihn zwangen, sich der mazedonischen Frage zu widmen. 

In diesem Jahr wurde in St. Petersburg (Russland) das Buch "Topographisch-ethnographische Rezension Mazedoniens" von Stefan Verković veröffentlicht, und in Wien (Österreich) das Buch "Mazedonien und Altserbien" von Spiridon Gopcević. 

Beide Bücher sind Mazedonien gewidmet, aber mit völlig entgegengesetzten Ansichten, die die pro-bulgarischen (Verković) und pro-serbischen (Gopcević) Ansichten über den ethnischen Charakter der Mazedonier vertreten.

Lesetipp: Sprachforscher Albrecht Wirth 1914 - Makedonier sind ein eigener Stamm

Hron beschließt, sein Wissen über die Geschichte Mazedoniens und den ethnischen Charakter der Mazedonier zu präsentieren. Im selben Jahr und im folgenden Jahr, 1890, veröffentlichte er als unabhängige Publikation in Wien seine Studie "Das Volksthum der Slaven Makedoniens". 

Nach einer detaillierten Analyse der in Verkovićs und Gopcevićs Büchern geäußerten Ansichten widerlegt Hron Gopcevićs unwissenschaftliche und rein politische Spekulationen in seinem Buch. Im Vorwort zum Buch weist Chron darauf hin:

»Ich bin nach eingehendem Studium des serbisch‐bulgarischen Zwistes zur Ueberzeugung gelangt, dass die Makedonier sowohl nach ihrer Geschichte, wie auch nach ihrer Sprache ein eigener Volksstamm, also weder Serben, noch Bulgaren, sondern directe Nachkommen jener slavischen Ureinwanderer sind, welche die Balkanhalbinsel schon lange vor der serbischen und vor der bulgarischen Invasion besiedelt hatten und sich später mit keiner dieser beiden Nationen vermischt haben.«

Der Formalität wegen, das Zitat auf "Neu-Deutsch":

»Ich bin nach eingehendem Studium des serbisch‐bulgarischen Zwistes zur Überzeugung gelangt, dass die Makedonier sowohl nach ihrer Geschichte, wie auch nach ihrer Sprache ein eigener Volksstamm, also weder Serben, noch Bulgaren, sondern direkte Nachkommen jener slawischen Ureinwanderer sind, welche die Balkanhalbinsel schon lange vor der serbischen und vor der bulgarischen Invasion besiedelt hatten und sich später mit keiner dieser beiden Nationen vermischt haben.«

In Serbien wurde Hrons Buch seit seiner Veröffentlichung heftig kritisiert, während in Bulgarien darüber immer noch stillschweigen herrscht...

Zu Zeiten wo Bulgarien die Mazedonische Sprache direkt attackiert, muss man unbedingt Hrons Arbeit in Betracht ziehen und ins Gedächtnis rufen. In seiner Definition der mazedonischen Sprache entsprach Hron schon der heute üblichen Auffassung. So schreib er:

Die »makedonische Mundart« sei eine »eigene Sprache [...], welche bislang zwar keine eigene Literatur besitzt und sich demzufolge an die ihr nächstliegende bulgarische Literatur angelehnt hat, die aber trotzdem zu derselben in keinem näheren Verhältnisse als dem einer blos allgemeinen Verwandtschaft steht. Weiters ist sicher, dass die makedonische Sprache dem Bulgarischen immer noch näher steht als dem Serbischen.«

Das Volksthum der Slaven Makedoniens, Karl Hron

Literatur: