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James Romm: Im vierten Jahrhundert vor Christus bestand kein Zweifel, wer wer war


Heute zitieren wir ein paar Ausschnitte aus dem Werk "Alexander The Great - Selections from Arrian, Diodorus, Plutarch, And Quintus Curtius" von James Romm.

Das Werk hat 224 Seiten und wurde von Hackett Publishing am 11.03.2005 veröffentlicht.


Alexander The Great - Selections from Arrian, Diodorus, Plutarch, And Quintus Curtius

Sein Werk "Alexander The Great - Selections from Arrian, Diodorus, Plutarch, And Quintus Curtius" brachte Romm etlichen Lob ein, zum Beispiel vom Makedonien Kenner und Professor für Alte Geschichte an der Pennsylvania State University Eugene N. Borza, so schreibt dieser über das Buch in einer Rezension:

Die Übersetzungen . . werden in einem klaren, modernen Stil wiedergegeben. Romms Einführung ist frisch, ausgereift und aufschlussreich - eine der besten kurzen Zusammenfassungen aus Alexanders Leben und dessen Wirkung, die dieser Rezensent in den letzten Jahren gelesen hat. . . . Romms sorgfältig ausgewählte und gut übersetzte Passagen von Arrian liefern eine anschauliche und zusammenhängende Beschreibung der Höhepunkte von Alexanders Karriere. 
Wo immer eine große Diskrepanz zwischen unseren antiken Quellen besteht oder wo eine alternative Version Arrians Bericht zu bereichern scheint, weist Romm die varianten Quellen auf seine Notizen zurück, wodurch die Erweiterung verbessert wird, ohne die Haupterzählung zu stören. 


Er hat damit den Fluss von Arrians Erzählung bewahrt und zugleich einen Kommentar geliefert, der den Leser auf einige Fallstricke aufmerksam macht, die jeden Versuch kennzeichnen, den Verlauf von Alexanders Errungenschaften zu verstehen. 

Ich empfehle diese Arbeit als pädagogischen Bestandteil der Vermittlung von Grundkursen zu Alexander. Sogar ein paar kampferprobte fortgeschrittene Studenten, Gelehrte der makedonischen Monarchie und Geschichtsinteressierte würden von den Einsichten in Romms einleitendem Essay und den Notizen zu Arrians Text profitieren.


Wer ist James Romm?


(Entnommen aus seiner Biographie von seiner Homepage)

James Romm ist Autor, Rezensent und der James H. Ottaway Jr. Professor für Klassik am Bard College in Annandale, NY.

Er ist spezialisiert auf die antike griechische und römische Kultur und Zivilisation. Seine Rezensionen und Essays sind im Wall Street Journal, der London Review of Books, dem Daily Beast und anderen Veranstaltungsorten erschienen. Er hatte das Guggenheim Fellowship (1999-2000), das Birkelund Fellowship am Dorothy and Lewis B. Cullman Center für Schriftsteller und Gelehrte an der New York Public Library (2010-11) und ein Biographiestipendium am Leon Levy Center of inne die City University von New York (2014-15).

Er lebt mit seiner Frau, der Künstlerin Tanya Marcuse, und ihren drei Kindern im Hudson Valley. 


Griechen und Makedonier

Noch im Vorwort bzw. in seiner Einleitung seines Werkes finden wir auf der Seite VIII den Abschnitt "Greeks and Macedonians" (Griechen und Makedonier).

Hier versucht Romm auf die Kontroversen, Mythen und Falschen Vorstellungen einzugehen, So schreibt er:

Englisch:

This dispute between modern Greece and its northeastern neighbor over the legacy of ancient Macedonia reflects a very old confusion over whether or not the Macedonians were Greek, and it is important that we clarify this issue from the start, especially since the terms "Greek" and "Macedonian" are often blurred by popular usage, In the fourth century BCE, however, there was no doubt as to who was who.

Deutsche Übersetzung:

Dieser Streit zwischen dem modernen Griechenland und seinem nordöstlichen Nachbarn über das Erbe des antiken Makedoniens spiegelt eine sehr alte Verwirrung darüber wider, ob die Makedonier Griechen waren oder nicht, und es ist wichtig, dass wir dieses Problem von Anfang an klarstellen, insbesondere seit den die Begriffe "Griechisch" und "Makedonisch" häufig durch populären Gebrauch verwischt wurden. Im vierten Jahrhundert v. Chr. bestand jedoch kein Zweifel darüber, wer wer war.

Phänomenal, in nicht mal zwei Sätzen erklärt Romm die Sachlage: Im vierten Jahrhundert vor Christus, gab es kein Dilemma darüber wer Makedonier und wer Grieche war. Obwohl laut Romm die Begriffe "Grieche" und "Makedonier" in seiner Bedeutung verwischt wurden, war dies in der Antike keine Frage: Makedonier sind Makedonier, und Griechen sind Griechen. Punkt. 




Ethnische Rivalität


Zwei Seiten weiter nach der Klarstellung, zeigt Romm ein Beispiel aus der Antike, welches uns vom griechischsprachigen Römischen Geschichtsschreiber Arrian überbracht wurde, man muss eigentlich sagen, der uns dieses wichtige Zeugnis bewahrte. 

Romm zitiert eine Stelle von Arrian, in welcher dieser eine Szene aus dem Persienfeldzug von Alexander der Große beschreibt. Dabei trafen die Makedonische Truppen auf griechische Söldner in Persischen Diensten.

Laut Arrian wurde diese Schlacht besonders erbitter geführt, wegen der "ethnischen Rivalität" zwischen Makedonier und Griechen. 

Aber noch davor klärt Romm auf: Makedonen und Griechen kämpften mit verschiedenen Waffen, sie sprachen das Griechisch unterschiedlich - mit dem Hinweis darauf, dass die Sprache der Makedonen auch eine komplett andere gewesen sein könnte. Und nicht nur das, Romm behauptet, dass sich Makedonen und Griechen "als komplette Fremde betrachteten".

So lesen wir auf Seite IX:

Englisch:

In Philip's and alexander's army, Greeks and Macedonians fought with different weapons, spoke Greek differently (or perhaps spoke a different language entirely; the linguistic evidence is slight enough to allo either interpretation), and regarded one another as sufficiently alien as to engage in what Arrian (II.10; see page 53) describes as "ethnic rivalry".

Deutsche Übersetzung:

In der Armee von Philipp und Alexander kämpften Griechen und Makedonier mit verschiedenen Waffen, sprachen anders Griechisch (oder sprachen vielleicht eine komplett andere Sprache; die sprachlichen Beweise sind gering genug, um beide Interpretationen zu akzeptieren) und betrachteten einander als genügend fremd, um dann in das um zuschlagen, was Arrian (II.10; siehe Seite 53) als "ethnische Rivalität" beschrieb.



Ebenso erklärt Romm, dass beide Völker getrennt und verschieden waren, obwohl sie gemeinsam in die Schlacht zogen:

Englisch:

The two peoples were separate and distinct, despite the fact that, for a time anyway they fought under the same banner.

Deutsche Übersetzung:

Die beiden Völker waren getrennt und verschieden, obwohl sie eine Zeitlang unter demselben Banner kämpften.




Griechen spielten kaum bis gar keine Rolle unter Alexander


Das die Griechen unter Alexander III von Makedonien und der makedonischen Armee keine Rolle spielten, bestätigt uns auch James Romm. Möglicherweise sei sich Alexander nicht über die Loyalität der Griechen sicher gewesen sein. Allen Anlass zur Skepsis hatte der Makedonenkönig allemal: Nach Fake-News das der König auf dem Feldzug gegen die Illyrer ums Leben gekommen sei, lehnten sich etliche Griechen gegen ihn auf.

Was aber noch wichtiger an dieser Stelle ist, Romm spricht ganz klar von "Fehlinterpretierung" wenn Makedonen als Griechen bezeichnet werden:

Englisch:

Because they had adopted certain Hellenic ways by the time they invaded Asia, and because the language and structure of their new imperial administrationwas borrowed from their southerly neighbours, Alexander and his Macedonian army are sometimes referred to, informally, as Greeks. But this mischaracterization is avoided in this volume. We may sometime, speak of a "Greco-Macedonian army" when it is important to emphasize that both peoples went into Asia together, supposedly in pursuit of common goals. But the Greeks played a relatively small role in Alexander's campaign and indeed in some battles were barely used at all, perhaps because Alexander was not sure how well they would fight in an army not truly their own.


Deutsche Übersetzung:

Weil sie bis zu ihrem Einmarsch in Asien bestimmte hellenische Wege eingeschlagen hatten und weil die Sprache und Struktur ihrer neuen kaiserlichen Verwaltung ihren südlichen Nachbarn entlehnt war, werden Alexander und seine makedonische Armee manchmal informell als Griechen bezeichnet. Diese Fehlcharakterisierung wird jedoch in diesem Band vermieden. Wir sprechen vielleicht von einer "griechisch-makedonischen Armee", wenn es wichtig ist zu betonen, dass beide Völker gemeinsam nach Asien gingen, angeblich um gemeinsame Ziele zu verfolgen. Aber die Griechen spielten eine relativ kleine Rolle bei Alexanders Feldzug, und in manchen Kämpfen wurden sie kaum eingesetzt, vielleicht weil Alexander nicht sicher war, wie gut sie in einer Armee kämpfen würden, die nicht wirklich ihre eigene war.




Literatur: Alexander The Great - Selections from Arrian, Diodorus, Plutarch, And Quintus Curtius - by James Romm -  GOOGLE BOOK LINK

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