Zar Samoils Name ist in der bulgarisch-orthodoxen Literatur kaum auffindbar, trotzdem beansprucht das moderne Bulgarien den Zaren als "alleinigen Exklusiv-Erben".
Fälschlicherweise wird er oft Samuil genant, doch Inschriften (wie diese von Gorna Prespa) belegen uns das der einstige Herrscher mit Sitz auf der Festung am Ohrid See Samoil genannt wurde. Trotzdem sprechen die Akademiker, Wissenschaftler und eben auch Bulgarien von Samuil. Natürlich auch wegen der Ähnlichkeit des bekannten biblischen Namens Samuel.
Doch der Name des Zaren steht hier nicht im Fokus. Mag es auch Samuil oder Samoil gewesen sein - ein Fakt ist unweigerlich das schlagende Argument. Samoil könnte alles Mögliche gewesen sein, nur kein Bulgare. Als solcher wird er heute zumeist bezeichnet, auch weil er seine Hand nach der Krone des damaligen Bulgarischen Reiches ausstreckte, und diese schlussendlich auch trug.
Ist Zar Samoil ein Bulgare?
Über die ethnische Herkunft des Zaren Samoil bestehen mehrere Theorien, neben einer möglichen armenischen Herkunft wird zumeist die Theorie "bulgarische Herkunft" auf den Tisch gelegt. Warum, weshalb, haben wir gerade eben weiter oben erklärt, er trug die Krone des Reiches.
Doch allein diese Tatsache, dass man eine Krone eines Reiches trägt, gibt letztendlich keine gewisse Auskunft über eine ethnische Abstammung. Direkte Überlieferungen von Samoil diesbezüglich existieren nicht.
Jedoch selten wird jene Theorie erwähnt, die wohl am nächsten und wahrscheinlichsten ist: eine Mazedonische Abstammung.
Jedoch selten wird jene Theorie erwähnt, die wohl am nächsten und wahrscheinlichsten ist: eine Mazedonische Abstammung.
Wenn nun keine direkten Zeugnisse existieren, können (oder müssen) wir die Herkunft aus anderen verfügbaren Quellen ableiten. So wäre eine wichtige Quelle aus dieser Zeit unweigerlich die Bulgarische Orthodoxe Kirche, welche normalerweise einem bulgarischen Zaren sehr nahe stand. Dies zeigen Beispiele der bulgarischen Zaren Boris, Simeon oder Peter.
Jedoch nicht so bei Samoil, denn:
Samoils Name fehlt in der bulgarischen orthodoxen Literatur fast vollständig!
Versucht in der heutigen Zeit Bulgarien den Zaren Samoil als Exklusiv-Erben zu beanspruchen, war dies vor "ein paar Jahren" noch nicht der Fall. Denn, Überlieferungen über Samoil sind in der bulgarisch-orthodoxen Literatur nicht auffindbar. Und wenn etwas über Samoil überliefert wurde, dann meist "etwas reserviert".
Dies sei darauf zurück zu führen, dass die Bulgarische Kirche zur damaligen Zeit im Mazedonischen Reich von Samoil keine große Stellung hatte.
Zu dieser Erkenntnis kam Dmitri Obolensky, von der Universität Cambridge. Im seinem 1948 veröffentlichten Werk "The Bogomils" (Die Bogomilen), schreibt Obolensky über Samoil auf Seite 151:
And yet in spite of this undeniable evidence, there remains attached to the name of Samuel a lingering suspicion of heterodoxy. It is significant that whereas the great Orthodox Tsar Boris, Symeon and Peter are frequently glorified in monuments of Bulgarian literature and have become the object of a national cult, Samuel's name is almost entirely absent from Bulgarian Orthodox literature and is always surrounded by a veil of reserve. The explanation of this fact may will lie in the position of the Bulgarian Church in Samuels's Macedonian Empire. By refusing to recognize the abolition of the old Bulgarian patriarchate, decreed by John Tzimisces, and by setting up a patriarch of his own, Samuel had severed all relations with the Oecumenical See. In the eyes of the Byzantine Church and state, he always remained a rebel. Within his own Empire Samuel was obliged to pursue a policy which was essentially nationalistic, both ecclesiastically and politically; to be successfull this policy required the collaboration of all parties and Groups in Bulgaria in the pursuit of one aim, namely the destruction of the Byzantine power and of its domination over the Balkan Slavs. This collaboration, in its turn, presupposed a state of inner equlibrium, and it is understandable that Samuel could not afford to alienate the Bogomils, who at the time must have represented a notable proportion of his subjects. This probable toleration of the heretics for political motives may well have given rise to a popular legend associating the Tsar Samuel with Bogomilism.
The tenth-century sources do not explicitly show which region or regions of Bulgaria can be considered as the original home of the Bogomils sect. Nevertheless, from the combined evidence of geographical factors, of indirect historical data and of later sources, which must now be examined, it is possible to prove that the cradle and subsequent stronghold of Bogomilism in the Balkans was Macedonia.
Die markierte Passage auf Deutsch übersetzt:
...Es ist bezeichnend, dass während der große orthodoxe Zar Boris, Simeon und Peter häufig in Denkmälern der bulgarischen Literatur verherrlicht werden und Gegenstand eines nationalen Kultes geworden sind, Samuils Name in der bulgarischen orthodoxen Literatur fast vollständig fehlt und immer von einem reservierten Schleier umgeben ist. Die Erklärung dieser Tatsache könnte in der Position der bulgarischen Kirche im mazedonischen Reich von Samuil liegen...
Halten wir aus dem Zitat fest:
- Samoils Name fehlt in der bulgarischen orthodoxen Literatur fast vollständig und ist immer von einem "reservierten Schleier" umgeben
- Das Reich des Zaren Samoil, wird als Mazedonisches Reich definiert
Letzteres ist kein Einzelfall, in diesem Beitrag auf unserem Blog - Zar Samoils Reich war eher Makedonisch als Bulgarisch - vertritt William Miller die gleiche Meinung.
Das Bulgarien nicht nur Samoil "ohne Erwähnungen in ihrer eigenen kirchlichen Literatur" als Alleinerben beansprucht, sondern auch Kliment von Ohrid - haben wir Euch in diesem Beitrag erklärt: Bulgarien beansprucht Kliment von Ohrid - ohne eine einzige Ikone in ihren Kirchen.
Literatur: The Bogomils, Dmitri Obolensky, Seite 151.
QUELLE: Makedonien.mk
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