Heute widmen wir uns einer kurzen, aber sehr aussagekräftigen, Passage aus dem Werk "A Companion to the Classical Greek World" von Konrad H. Kinzl.
Über den Author:
Konrad H. Kinzl
Konrad Kinzl (geboren am 18. Juli 1940) ist ein kanadischer Althistoriker österreichischer Herkunft.
Kinzl studierte Alte Geschichte, Klassische Philologie und Archäologie an der Universität Wien, wo er Ende 1967 bei Fritz Schachermeyr zum Dr. phil. promoviert wurde. Anschließend arbeitete er ein halbes Jahr als Bibliothekar an der Universitätsbibliothek Wien. 1968 verließ er Österreich.
1969 ging er als Visiting Assistant Professor an die Universität Ottawa. Zum 1. Juli 1971 wechselte er als Assistant Professor an die Trent University in Peterborough (Ontario), wo er 1974 zum Associate Professor und 1981 zum Full Professor of Ancient History ernannt wurde.
Zum 30. Juni 2006 wurde er emeritiert. Er wirkte auch als Gastprofessor an der Freien Universität Berlin (1981–1982), an der Universität Mannheim (Sommersemester 2003), sowie als Gastwissenschaftler an den Universitäten Mannheim (WS 2006–2007, 2008) und Freiburg (2005, WS 2006–2007).
Kinzl beschäftigt sich besonders mit der griechischen Geschichte. Seine Forschungsschwerpunkte sind die Epochen der Archaik und Klassik, historiografische Methodik und verschiedene Staatsformen der Antike. Kinzl veröffentlicht seine Schriften hauptsächlich in englischer, teils auch in deutscher Sprache. Er ist Mitglied auf Lebenszeit der Society for Classical Studies (ehedem American Philological Association), der Mommsen-Gesellschaft und der Classical Association.
A Companion to the Classical Greek World
Aus dem genannten Werk (welches wir als "Handbuch der klassischen griechischen Welt" in der Überschrift bezeichneten) sehen wir uns eine kurze Passage aus den Seiten 553/554 an. Dort beschreibt der Author des Abschnitts "The Greek world 371-336", Bruce LaForse, das gesamte Dilemma um die antiken Makedonier, zusammengefasst in drei Sätzen.
Dabei wird wieder mal offensichtlich, was seit Jahrtausenden mehr als bekannt ist - oder wie LaForse schreibt "Auf jeden Fall ist klar, Makedonier und Griechen betrachteten die Makedonier nicht als Griechen an".
Ein weiteres wichtiges Argument, welches LaForse in dieser Passage zu Sprache bringt, hatten wir schon in einem Blogbeitrag ausführlich erklärt: Alexander I. von Makedonien.
So wie LaForse schreibt, hatte Alexander I von Makedonien, der zwischen 498/497 und 454 vor Christus regierte, "gute politische Gründe, eine griechische Abstammung zu behaupten".
In unserem Beitrag "Alexander I von Makedonien und seine real-mythologische Herkunft" haben wir zum einem erklärt, dass die Abstammungsgeschichte aus der Stadt Argos mehr oder weniger eine Lügengeschichte Alexanders des Ersten war.
Besser gesagt, er machte sich zu nutze das es mehrere Städte mit diesem Namen gab. Zum einem im Peloponnes, dort wo er seine Abstammung ableitete um sich den Griechen anzunähern, und das Argos im Orestikon in Makedonien. Und genau dieser Ort ist der tatsächliche Ort woher Alexander I stammte...
Zum anderen haben wir ebenso erklärt, warum Alexander I. von Makedonien unbedingt eine "Anerkennung als Grieche" anstrebte. Sein makedonisches Reich war von den Persern bedroht, bessere Gründe kann man kaum gehabt haben. Mehr dazu in unserem oben verlinkten Beitrag.
Was noch aus dieser Passage festzuhalten ist, laut LaForse ist Herodot die erste Quelle die diese (fiktive) Abstammungsgeschichte festhielt.
Zitat, originallaut Englisch:
The ethnicity of the ancient Macedonians is the subject of much scholarly debate and complicated by the politics of the modern Balkans. Unfortunately, the evidence is scanty. The fifth-century historian Herodotos records a tradition that the royal house of the Argeads originated in Argos (8.137-8). There is no earlier evidence for this, moreover Alexander I (c. 498-452), quite likely Herodotos' source, had good political reasons for claiming a Greek descent. In any case, it is clear generally that in the fourth century BC neither the Greeks nor the Macedonians themselves regarded Macedonians as Greek.
Zitat, Deutsche Übersetzung:
Die ethnische Zugehörigkeit der alten Makedonier ist Gegenstand vieler wissenschaftlicher Debatten und wird durch die Politik des modernen Balkans kompliziert. Leider sind die Beweise spärlich. Der Historiker Herodot aus dem 5. Jahrhundert v. Chr. berichtet von einer Tradition, dass das königliche Haus der Argeaden aus Argos stammt (8.137-8). Es gibt keine früheren Beweise dafür, außerdem hatte Alexander I. (ca. 498-452 v. Chr.), wahrscheinlich Herodots 'Quelle, gute politische Gründe, eine griechische Abstammung zu behaupten. Auf jeden Fall ist allgemein klar, dass im vierten Jahrhundert v. Chr. weder die Griechen noch die Makedonier selbst die Makedonier als Griechen betrachteten.
Literatur: A Companion to the Classical Greek World, Konrad H. Kinzl - ISBN: 978-0631230144 - Lesbarer Link hier auf Slideshare (link down!)
Quelle: Makedonien.mk
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