Eine gängiges Argument der Modernen griechischen Propaganda, um das "griechische" der Makedonier zu definieren, ist, dass Alexander III. von Makedonien den Persienkrieg aus Rache verübte. Aus Rache dafür das 150 Jahre zuvor "griechische Heiligtümer" durch die Perser zerstört wurden. Dadurch wird versucht Alexander den Makedonen als Grieche zu definieren.
Aber auch manche Historiker sind dieser Meinung, jedoch zeigt sich das die überwiegende Mehrheit Alexanders versuch die Griechen zum Kampf gegen die Perser zu bewegen, als Propaganda ansieht.
Gerne wird dieses Argument verwendet um zu beweisen das Alexander ein "Gesamt-hellenisches" Heer geschaffen habe, dass aus reinen Rachegelüsten gegen die Perser zog, obwohl die Griechen bis dahin 50 Jahre in Frieden mit den Persern lebten. Historiker widersprechen dem, Alexander hat die Stadt Theben kurzerhand zerstört als es sich weigerte am Persienfeldzug mitzuwirken (Vgl. Johannes Linsenmeier, Das Verhalten Philipps II. Von Makedonien gegenüber den Griechen nach der Schlacht von Chaironeia und das Ermöglichen des gemeinsamen Persienfeldzuges), so kann man eher von Zwang sprechen als von Gelüsten - Historiker unterstreichen dies mit der Hegemonie der Makedonier über die griechischen Stadtstaaten.
Ein ganz bekannter Abschnitt der gerne zitiert von Arrian II 14, 4, (dessen Echtheit auch angezweifelt wird) lautet:
„Eure Vorfahren … haben uns Übles angetan …. Ich selbst nun … bin nach Asien gekommen in der Absicht, dieses Unrecht an den Persern zu rächen“
Eine Meinung die Jacob Seiberts vertritt (Überlegungen zu den Ursachen des Krieges gegen Persien), stimmen die meisten Historiker zu, indem sie das Rachemotiv als Propaganda bezeichnen
„Wenn Rache aber als Motiv politischer Entscheidungen angeführt wird, so besteht der Verdacht, dass die Rache nur als Vorwand dienen soll“
Die Hegemonie war der Grund für die Griechen am Persienfeldzug mitzuwirken. Alexander musste sich desto trotz der Propaganda bedienen, da auch die makedonische Hegemonie keinesfalls standfest war, so wissen wir von etlichen Aufständen griechischer Stadtstaaten, während der makedonischen Hegemonie.
Institut für Geschichte, Lehrstuhl für Alte Geschichte, SS 07
HS: Makedonische Hegemonie und Reichsbildung (4.Jh.v:Chr.)
Dozent: Prof. Dr. M. Jehne
Referenten: Michael Neubert, Nadine Faust
Begründung und Eröffnung des Perserkrieges
Quellen:
Isokrates V 123, 125 (Rede an Philipp)
123 „Du wirst damit nämlich nicht nur jenen Heimatlosen Wohlstand bringen, sondern wirst auch für uns alle einen Zustand der Sicherheit schaffen. Solltest du jedoch darin nicht erfolgreich sein, so wirst du zumindest die Befreiung der Poleis in Asien erreichen. Was auch immer du von deinem Vorhaben ausführen kannst oder auch nur versuchst, in die Tat umzusetzen, du wirst auf jeden Fall mehr Ruhm ernten als alle anderen, und zwar mit Recht, wenn du nur selbst dich zu diesem Unternehmen aufschwingst und die Griechen dafür gewinnst.“
125 „Im Gegenteil: Wir sind soweit hinter den Persern zurückgeblieben, daß wir es nicht einmal mehr wagen, uns an ihnen für erlittenes Unrecht zu rächen, während die Perser keinerlei Bedenken hatten, mit den Feindseligkeiten gegenüber den Griechen anzufangen. Trotz ihres Eingeständnisses, sie verfügten in keinem ihrer Kriege über eigene Soldaten, Feldherrn oder anderes, was zur Abwehr von Gefahren nützlich wäre...“
(ISOKRATES, Sämtliche Werke, dt., hrsg. von Wirth, P./Gessel, W., Bd. 1: Reden I – VIII, Stuttgart 1993)
Polybios III 6
„... Denn welches die wahren Ursachen waren und woraus der Krieg gegen die Perser entsprang, das ist für jedermann leicht zu begreifen. Die erste Ursache war der Rückmarsch der Griechen unter Xenophon aus den oberen Satrapien, auf dem sie ganz Asien – Feindesland – durchzogen, ohne das irgendeiner von den Barbaren gewagt hätte, ihnen im Kampf die Stirn zu bieten; die zweite der Übergang des Spartanerkönigs Agesilaos nach Asien, bei dem dieser keinen Widerstand von Belang gegen seine Unternehmungen fand, dann aber durch die Wirren in Griechenland gezwungen wurde, mitten aus seinem Siegeslauf heraus unverrichteter Sache heimzukehren. Hieraus erkannte und erschloß Philipp die Feigheit und Energielosigkeit der Perser, und da er sich seine und seiner Makedonen kriegerische Tüchtigkeit, dazu die Größe und Schönheit des vom Kriege zu erhoffenden Siegespreises vor Augen hielt, faßte er, sobald er sich des Wohlwollens der Griechen versichert hatte, unter dem Vorwand, das Unrecht, das die Perser den Griechen angetan hatten, zu rächen, den Entschluß zum Krieg und traf dafür alle notwendigen Vorbereitungen. Man muß daher als Ursachen für den Perserkrieg das zuerst Genannte betrachten, als Vorwand das zweite, als Anfang den Übergang Alexanders nach Asien.“
(POLYBIOS, Geschichte, dt., übertragen von Drexler, H., Bd.1, Zürich 1961)
Diodor XVI 89, 91
89 „... He spread the word that he wanted to make war on the Persians in the Greeks’ behalf and to punish them for the profanation of the temples, and this won for him the loyal support of the Greeks”.
91 “In this year, King Philip, installed as leader by the Greeks, opened the war with Persia by sending into Asia as an advance party Attalus and Parmenion, assigning to them a part of his forces and ordering them to liberate the Greek cities”.
(DIODORUS OF SICILY, griech.-engl., hrsg. von Welles, C. B., Band 8: Books XVI.66-XVII, London 1983)
Arrian, Anabasis II 14, 4-7
“Darauf antwortete Alexander in einem Brief [an Dareios]…: ’Eure Vorfahren sind nach Makedonien und ins andere Griechenland gezogen und haben uns Übles angetan, ohne vorher durch uns ein Unrecht erlitten zu haben. Ich selbst nun, zum Führer der Griechen ernannt, bin nach Asien gekommen in der Absicht, dieses Unrecht an den Persern zu rächen, nachdem ihr selbst damit begonnen habt. ... Nachdem aber mein Vater durch die Mörder beseitigt worden war, die ihr gedungen hattet, wie ihr selbst Euch in den Sendschreiben an alle Griechen rühmtet, und nachdem Du zusammen mit Bagoas Arses umgebracht hattest, übernahmst Du die Herrschaft persönlich... Was mich selbst betrifft, schicktest du abträgliche Briefe zu allen Griechen, um sie zum Kampf gegen mich aufzuhetzen, und ließest den Lakedaimoniern sowie den anderen Griechen Geldmittel zukommen. Keiner der griechischen Staaten außer den Lakedaimoniern indes hat davon genommen. Von Dir wurden Leute gesandt, die meine eigenen Freunde abspenstig machen und den Friedenszustand, den ich allen Griechen ermöglichte, beenden sollten. Nachdem Du es also warst, der die Feindseligkeiten begann, bin ich aus diesen Gründen gegen Dich zu Felde gezogen.“
(ARRIAN, Der Alexanderzug. Indische Geschichte, griech.-dt., hrsg. von Wirth. G./von Hinüber, O., München/Zürich 1985)
Thesen:
Während in der Forschung Philipps Rachemotiv meist nur als Vorwand gesehen wird, werden Alexander wegen seiner griechischen Ausbildung ernsthafte Rachegedanken zugestanden.
Philipp und Alexander können die Ziele Rache und Beute gleichermaßen verfolgt und dem Korinthischen Bund auch beide Aspekte als Begründung für einen Krieg gegen die Perser angeführt haben. Die Rache muss also kein reiner Vorwand sein – diese Einschätzung beruht eher auf unseren modernen Denkmustern.
Die Autonomie der kleinasiatischen Poleis war den Griechen nicht wichtig.
Das geringe griechische Kontingent (etwa 1/6 der Truppen) im Invasionsheer hatte eher eine Geiselfunktion, als dass es wirklich militärische Unterstützung bot.
Die Begriffe „panhellenischer Kreuzzug“ oder „Nationalkrieg der Griechen“ sind für den Perserkrieg nicht anzuwenden.
Literatur:
BELLEN, H., Der Rachegedanke in der griechisch-persischen Auseinandersetzung, in: Chiron 4 (1974), S.3-67
GEHRKE, H.-J., Die Griechen und die Rache. ein Versuch in historischer Psychologie, in: Saeculum 38 (1987), S.121-149
GREEN, P., Alexander der Grosse. Mensch oder Mythos?, Würzburg 1974
LANE FOX, R., Alexander der Grosse. Eine Biographie, Düsseldorf 1974
SEIBERT, J., „Panhellenischer“ Kreuzzug, Nationalkrieg, Rachefeldzug oder makedonischer Eroberungskrieg? – Überlegungen zu den Ursachen des Krieges gegen Persien, in: Alexander der Große – eine Welteroberung und ihr Hintergrund, hrsg. von Will, W., Bonn 1998
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