In unserem Beitrag "Als die anatolischen Griechen nach Makedonien kamen" hatten wir schon einige Belege gezeigt, dass Ägäis Makedonien (nach der Aufteilung im Jahr 1913) keineswegs eine griechische Mehrheitsbevölkerung beheimatete. Aus dem Werk "Minorities in Greece: Aspects of a Plural Society" von Richard Clogg zitieren wir heute einen weiteren Beleg.
Aber zuerst kurze Infos über den Autor:
Wer ist Richard Clogg?
Richard Clogg, geboren 1939 in Rochdale, England, ist ein britischer Historiker und Neogräzist.
Er studierte Geschichte an der University of Edinburgh, wo er 1963 seinen Master erwarb. Seit 1969 lehrte er moderne griechische Geschichte am King’s College London, erst als Lecturer, dann als Reader, schließlich von 1988 bis 1995 als Professor für Geschichte der Balkanstaaten. Seit 1995 ist er Senior Research Fellow sowie Kuratoriumsmitglied am St Antony’s College der Oxford University.
Die 'Makedones' bildeten den Großteil der Bevölkerung in der Lerin Region
In seinem Werk Minorities in Greece: Aspects of a Plural Society berichtet Clogg über eine Studie des griechischen Stabschefs Salvanos aus dem Jahr 1925. Die Studie wurde somit zwei Jahre nach dem Vertrag zum Bevölkerungsaustausch zwischen der Türkei und Griechenland angefertigt.
Und Salvanos wollte mit dieser Studie Möglichkeiten (unter-)suchen, in der Region Lerin (griechisch Florina) Flüchtlinge anzusiedeln. Hierfür untersuchte er die ethnische Zusammensetzung der Dörfer in der Region von Lerin. der griechische Armeechef kam zu dem Schluss: Griechen sind in der absoluten Minderheit, zudem gab es einen Teil der slawophonen Bevölkerung sich als Teil jener sah.
Laut der Studie machte der absolute Großteil der Bevölkerung jener aus, die Salvanos als "Makedones", also Makedonier, bezeichnet. Laut Salvanos Studie machten die Mazedonier zwischen einer Hälfte und drei Viertel der Bevölkerung eines jeden Dorfes aus!
Später, siedelte der griechische Staat Flüchtlinge in ganz Ägäis Makedonien an und verzerrte die ethnische Zusammensetzung Makedoniens. Unter, und ab dem faschistischen Metaxas Regime erlitten die Makedonier schreckliche Repressalien: ihre Sprache wurde verboten, die Ortsnamen wurden gräzisiert, ebenso die Personennamen...mit dem Resultat, das heute 100 Jahre später "Makedonien griechisch gemacht wurde"
Zitat:
Im selben Jahr (1925) schrieb Salvanos, Stabschef der zehnten Armeedivision Westmakedoniens, eine Studie über die "ethnologische Zusammensetzung" des Florina (Lerin)-Gebiets und die Möglichkeiten der Umsiedlung von Flüchtlingen. Darin erkannte er, dass nur eine Minderheit der Bevölkerung der Region ein reines griechisches Bewusstsein hatte, das durch die griechische Propaganda während des Kampfes um Makedonien gestärkt wurde. Salvanos machte deutlich, dass die slawophone Bevölkerung geteilt war, mit fanatischer griechischer Besinnung (Ellinophrones), fanatischer bulgarischer Besinnung (Voulgarophrones) und denjenigen, die der Nationalität gleichgültig gegenüberstanden, nur unter dem Aspekt der Aufrechterhaltung ihres Lebens und ihres Lebensunterhalts. Diese nannten sich "Mazedonier" (Makedones) und bildete den Großteil der Bevölkerung der Region (sie machten zwischen einer Hälfte und drei Viertel der Bevölkerung eines jeden Dorfes aus). Die bulgarischen Fanatiker machten normalerweise ein Viertel bis die Hälfte der Dorfbevölkerung aus, manchmal aber machten sie ganze Dörfer aus. Die griechischen Fanatiker dagegen waren in der ganzen Region dünn, nur mit ein bis fünf Familien, vertreten. Nur vier der 30 untersuchten Gemeinden bestanden ausschließlich aus Ellinophronen.
Englischer Original laut:
The same year (1925), Salvanos, Chief of Staff of the Tenth Army Division od Western Macedonia, wrote a dtudy on the "ethnological composition" of the Florina area and the possibilities for resettling refugees there. In it, he recognized that only a minority of the region's population had a pure Greek consciousness which hab been strengthened through Greek propaganda during the Macedonian Struggle. Salvanos boted that the Slavophone population was divided among thos with fanatical Greek sentiments (Ellinophrones), fanatic Bulgarian sentiments (Voulgarophrones), and those who were indifferent to nationality, being concerned only with maintaining their lives and livelihoods. The latter, he maintained, call themselves "Macedonians" (Makedones), and constituted the bulk of the region's population (making up between one-half and three-quarters of any given village's population). The Bulgarian fanatics usually constituted one-quarter to one-half of a village's population, but sometimes made up entire villages. The Greek fanatics, on the other hand, were widely but thinly dispersed throughout the region, being represented in each village by only one to five families. Only four of the thirty communities surveyed were composed entirely of Ellinophrones.
LITERATUR: "Minorities in Greece: Aspects of a Plural Society" von Richard Clogg
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