Im Zuge der Negierung der makedonischen Identität verwendet die griechische und bulgarische Propaganda Statistiken des osmanischen Reiches, zur Zeit der Besatzung Makedoniens, um zu argumentieren es gäbe zu jener Zeit in Makedonien keine Ethnizität "Makedonier".
Und in der Tat, auf dem ersten Blick findet man im Großteil solcher Statistiken keine "Sparte" Makedonier.
Dies bedeutet aber nicht, dass keine makedonische Ethnie existierte, denn wie wir gleich belegen werden sind auch die Bezeichnungen "Bulgare" und "Grieche" als auch "Albaner" im osmanischen Reich keine Bezeichnungen die eine Ethnie oder gar Nationalität bezeichnen, sondern viel mehr Definitionen für "Sozio-kulturelle" Gruppen, in vielen Fällen spielte auch die Konfessionsangehörigkeit eine gewichtige Rolle bei dieser Definition.
Das geographische als auch ethnologische Gebiet Makedoniens war unter der Verwaltung der osmanischen Besatzer in drei Einheiten "Vilayets" aufgeteilt (Bild), das Monastir Vilayet, das Salonica Vilayet und das Kosovo Vilayet.
All diese Einheiten werden in der Forschung auch Makedonische Vilyets genannt, wobei das letztere Vilayet auch Gebiete des Kosovos, Serbiens, und Montenegros mit einbezog.
Skopje, damals Üsküb von den Osmanen benannt, fungierte als Verwaltungssitz des Vilayet Kosovo und das rechtfertigte für die meisten die Bezeichnung als Makedonischer Vilayet.
All diese Einheiten werden in der Forschung auch Makedonische Vilyets genannt, wobei das letztere Vilayet auch Gebiete des Kosovos, Serbiens, und Montenegros mit einbezog.
Skopje, damals Üsküb von den Osmanen benannt, fungierte als Verwaltungssitz des Vilayet Kosovo und das rechtfertigte für die meisten die Bezeichnung als Makedonischer Vilayet.
Laut der Studie des türkischen Akademikers S. Mutlu: LATE OTTOMAN POPULATION AND ITS ETHNIC DISTRIBUTION, fanden im Osmanischen Reich Zählungen der Bevölkerungsstruktur im ganzen Reich von 1830/31 bis 1919 statt. (Anmerkung: Makedonien bzw die Vilayets wurden 1913 bzw Herbst 1912 aus den osmanischen Grenzen gerissen).
Anfängliche Zählungen umfingen nur die männlichen Bürger, aufgrund militärischer Bedürfnisse. Spätere Statistiken bezogen z.B. auch das Vermögen ein - wegen der Besteuerung. Auch die weibliche Bevölkerung wurde später mit in die Statistik erfasst, und der für diesen Artikel wichtigen Tatsache, die Religionszugehörigkeit und/oder die sprachliche Eigenschaft.
Keine dieser Statistiken aber beinhaltet Daten auf Basis der Nationalität oder Ethnischen Zugehörigkeit der Bevölkerung. Doch genau dies will die griechische als auch bulgarische Propaganda mit solchen Statistiken erklären, dass in Makedonien nur eine "griechische" und "bulgarische" Nation existierte, aber keine makedonische!
Anfängliche Zählungen umfingen nur die männlichen Bürger, aufgrund militärischer Bedürfnisse. Spätere Statistiken bezogen z.B. auch das Vermögen ein - wegen der Besteuerung. Auch die weibliche Bevölkerung wurde später mit in die Statistik erfasst, und der für diesen Artikel wichtigen Tatsache, die Religionszugehörigkeit und/oder die sprachliche Eigenschaft.
Keine dieser Statistiken aber beinhaltet Daten auf Basis der Nationalität oder Ethnischen Zugehörigkeit der Bevölkerung. Doch genau dies will die griechische als auch bulgarische Propaganda mit solchen Statistiken erklären, dass in Makedonien nur eine "griechische" und "bulgarische" Nation existierte, aber keine makedonische!
So entkräftet Mutlu auf den Seiten 7 und 8 seiner Studie, die Statistiken betreffend solcher Annahmen:
..."The census report contains statistical data by sandjak and vilayet on the sex and religious distribution of the population."
"...contains statistical data by sandjak and vilayet on the religious or linguistic make up of the population without going into its distribution by sex."
Übersetzung:
... "Der Volkszählungsbericht enthält statistische Daten je Sandjak und Vilayet zum Geschlecht und zur religiösen Zugehörigkeit der Bevölkerung."
"... enthält statistische Daten je Sandjak und Vilayet über die religiöse oder sprachliche Zusammensetzung der Bevölkerung, ohne auf ihre Verteilung nach Geschlecht einzugehen."
Auf Seite 7 wird auch die Zählung von 1905/6 erklärt, die besonderen Anklang in der Propaganda unserer Nachbarn findet da diese auch Makedonien direkt betrifft:
A second census, the last one in the Ottoman era, was carried out in 1905/6. From an undated memorandum of circa 1893 it appears that the Ottoman officials were not satisfied with the results of the earlier census, as much as population in some areas like Iraq and Arabian Peninsula were either undercounted or not counted at all. Furthermore nationalist struggles between Greeks, Serbians, Bulgarians and to a lesser extent Vlachs in Macedonia over the appointment of their conationals as heads of particular Christian communities and as priests of the local Orthodox Churches necessitated a census the results of which would be uncontested. The majority ethnic group in each locality would then be entitled to appoint the priest to the local church. In places with ethnic communities of equal size, each would appoint its own priest. The government planned to finish the census in three months and enlisted the cooperation and support of local ethnic communities. Each individual registered was to receive a tezakir-i osmaniye, a kind of identity card. The census report contains statistical data by sandjak and vilayet on the sex and religious distribution of the population.
Übersetzung:
Eine zweite Volkszählung, die letzte in der osmanischen Ära, wurde 1905/96 durchgeführt. Aus einem undatierten Memorandum von ca. 1893 geht hervor, dass die osmanischen Beamten mit den Ergebnissen der früheren Volkszählung nicht zufrieden waren, da die Bevölkerung in einigen Gebieten wie dem Irak und der Arabischen Halbinsel entweder unterzählt oder überhaupt nicht gezählt wurde. Darüber hinaus erforderten nationalistische Kämpfe zwischen Griechen, Serben, Bulgaren und in geringerem Maße Vlachs in Mazedonien um die Ernennung ihrer Konationen als Leiter bestimmter christlicher Gemeinschaften und als Priester der örtlichen orthodoxen Kirchen eine Volkszählung, deren Ergebnisse unbestritten wären. Die ethnische Mehrheit in jedem Ort wäre dann berechtigt, den Priester in die örtliche Kirche zu berufen. An Orten mit gleich großen ethnischen Gemeinschaften ernannte jeder seinen eigenen Priester. Die Regierung plante, die Volkszählung in drei Monaten abzuschließen, und engagierte die Zusammenarbeit und Unterstützung lokaler ethnischer Gemeinschaften. Jede registrierte Person sollte einen Tezakir-i Osmaniye erhalten, eine Art Personalausweis. Der Volkszählungsbericht enthält statistische Daten von Sandjak und Vilayet zum Geschlecht und zur religiösen Zugehörigkeit der Bevölkerung.
Jede (Orts-)Gemeinschaft wurde unter Obhut der Kirche in die Statistik erfasst, über die Ernennung eines Pfarrers als Bindeglied der Bevölkerung und der Verwaltung. Und hier beginnt die Verzerrung zwischen Ethnischer Zugehörigkeit und Zugehörigkeit der Kirche. Über letzteres wurde, und wird immer noch, versucht die ethnische Zugehörigkeit zu definieren. So argumentieren die Griechen, dass all jene die in den osmanischen Zählungen als Angehörige der griechischen Kirche erfasst sind, als ethnische Griechen anzusehen sind. Die simultan gleiche Argumentation für ihre Propaganda verwenden auch die Bulgaren.
Aber schon einfachste Fragen untergraben diese Variante, was ist geschehen wenn "im Dorf nur eine Kirche stand"? Sei es nun eine der griechischen oder bulgarischen Orthodoxen Kirche gewesen, machte dies automatisch alle gezählten Bewohner zu "Griechen" oder "Bulgaren"?
Um die Argumente der griechischen und bulgarischen Propaganda zu entkräften bedienen wir uns im folgendem zahlreicher Literatur und werden zeigen, dass nicht von einer ethnisch Homogenen "griechischen" oder "bulgarischen" Gruppe in Makedonien ableitend aus diesen Daten gesprochen werden kann, denn selbst die Auffassung der Bezeichnungen "Griechen" und "Bulgaren" unterschied sich von den Osmanen bis heute deutlich, wobei wir natürlich der heutigen Bedeutung der Bezeichnungen bewusst sind und dies soll an dieser Stelle auch nicht zur Frage stehen.
Eine Definition für diese Bezeichnungen gab L.M. Danforth in seinem, vom Senior Book Award of the American Ethnological Society ausgezeichnetem, Werk "The Macedonian Conflict: Ethnic Nationalism in a Transnational World", so erklärt er, das diese Bezeichnungen keine Ethnie oder Nationalität definieren sondern "Sozio-kulturelle Kategorien" beschreiben.
Als "Grieche" galten in der Auffassung jener Zeit Kaufleute, Händler oder Bewohner von städtischen Gemeinden, als "Bulgaren" bezeichnete man Bauern, die einfache Dorfbevölkerung oder auch die verarmte ungebildete Bevölkerung, als "Vlachen" bezeichnete man Schäfer, und "Albaner" nannte man Söldner, Soldaten oder Personen mit besonderen militärischen Fähigkeiten.
Einfach gesagt, aus einem "Bulgaren" konnte ein "Grieche" werden wenn er in eine städtische Gemeinde zog, so beschrieben in "Nationalism,Orthodoxy, and Globalization" von Victor Roudometof:
So auch zusammenfassend in "Hellenisms: culture, identity, and ethnicity from antiquity to modernity" von Katerina Zacharia und Dimitris Livianos:
Demetres Tziovas in "Greece and the Balkans" erklärt die Zweideutigkeit dieser Bezeichnungen, denn "Grieche" konnte auch eine Person bezeichnen die als Religionszugehörigkeit die griechisch Orthodoxe Kirche angab:
Im Kampf um Makedonien in den wirren des ersten und zweiten Balkankrieges, bedienten sich Propagandeure dieser Zahlen und versuchten daraus ein für sich vorteilhaftes Bild zu erschaffen, auf Leid kosten der makedonischen Bevölkerung und dessen Geschichte.
Laut dem osmanischen Bevölkerungsregister zufolge lebten in Makedonien ca. 1,1 Millionen Muslime (Türken, Tataren, Albaner, Aromunen, Armenier, Pomaken, Zigeuner, ...), 500.000 griechisch-Orthodoxe (Makedonisch, bulgarisch oder griechisch sprechende Bürger die sich dem griechischen orthodoxen Patriarchat von Athen zurechneten), 700.000 bulgarisch-Orthodoxe (Makedonisch, bulgarisch oder griechisch sprechende Bürger die sich dem bulgarisch-orthodoxen Exarchats aus Sofia zurechneten) und 80.000 Andersgläubige (Christen und vor allem Juden).
Die griechische Geschichtsschreibung nennt dagegen 650.000 Griechen, 630.000 Muslime und 330.000 Bulgaren. Nach bulgarischer Sichtweise lebten zur gleicher Zeit in Makedonien 1.100.000 Bulgaren, 500.000 Muslime, 230.000 Griechen und 1000 Serben. Makedonien war nach bulgarischer Auffassung und Geschichtsschreibung bulgarisch, unter Bezugnahme auf das Groß-Bulgarische Reich im 13. Jhdt. das Teile Makedoniens mit einbezog.
Nach serbischer Sichtweise lebten in Makedonien 2.000.000 Serben, 230.000 Muslime, 200.000 Griechen und 57.000 Bulgaren. Für die serbische Geschichtsschreibung war Makedonien ehemals Bestandteil des Groß-Serbischen Reiches im 14 Jhdt.
Hierbei lassen sich schon grobe Verzerrungen erkennen, jede Partei versuchte die Statistiken für sich auszunutzen. In der Quelle für diese Daten unter dem Abschnitt, "Von den Balkankriegen zum Ersten Weltkrieg" von Karin Boeckh werden aber auch diese Tatsachen entkräftet, mit der die Moderne Anti-Makedonische Propaganda versucht alles makedonische nur im Ansatz zu unterdrücken:
Die osmanische Zählung erfolgte weder nach Ethnizität oder Sprache, sondern nach der Religionszugehörigkeit.
Zusammenfassend:
Osmanische Zählungen erfassten keine Ethnische Gruppen, sondern Gruppen Primär nach der Religionszugehörigkeit, auch gibt es Statistiken die über die Sprache die Bevölkerung definierten. Keine Statistik zeigt eine Nationalität im heutigen Sinne, denn heute ist ein Grieche ein Grieche, ein Bewohner Griechenlands oder griechischer Staatsbürger. Damals war er entweder Händler, Kaufmann oder Stadtbewohner um als Grieche zu gelten, oder er war aus statistischen Gründen Grieche da er als Religionszugehörigkeit die griechisch-Orthodoxe Kirche angab.
Erläuterung am makedonischem Beispiel:
Das in diesen Statistiken der osmanischen Besatzungsmacht keine "Ethnizität" oder wie erklärt eine "sozio-kulturelle Gruppe" mit der Bezeichnung "Makedonier" existiert, bedeutet nicht das außerhalb der Mechanismen der Osmanen keine Menschen existierten die sich selbst als "Makedonier" erklärten, ob als Ethnizität, Nationalität oder gar als sozio-kulturelle Gruppe, ist eine andere Frage...
Als Beispiel, ein Argument das jeder Makedonier kennen sollte, ein Bericht aus dem National Geographic Magazine von 1917, der Verfasser berichtet von einer Begegnung mit einer alten Frau auf der "Monastir Road":
"Neither Bulgar nor Serb," said one such old woman, defiantly, when we left the Monastir road at Dobraveni. "I am Macedonian only and I am sick of war"
Literatur:
- S. Mutlu: Late Ottoman Population and its Ethnic Distribution - PDF Download hier
- L.M. Danforth: The Macedonian Conflict: Ethnic Nationalism in a Transnational World (Seite 59)
- Victor Roudometof: Nationalism,Orthodoxy, and Globalization
- Katerina Zacharia und Dimitris Livianos: Hellenisms: culture, identity, and ethnicity from antiquity to modernity (Seite 249)
- Demetres Tziovas: Greece and the Balkans (Seite 43)
- Karin Boeckh: Von den Balkankriegen zum Ersten Weltkrieg
Quelle: Makedonien.mk
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