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Washington Times: Hälfte der bulgarischen Bevölkerung sind Mazedonier




Aus dem Archiv ein Zeitungsbericht aus der Washington Times vom 26. April 1903 - wenige Monate vor dem allseits bekannten Ilinden Aufstand gegen den osmanischen Besatzer am 2. August. 

Abdul Hamid allein wünscht sich Reformen in den Balkanstaaten, lautet der Titel der Story. Als Untertitel lesen wir unter anderem:

  • Der türkische Sultan ist nun gewillt Zugeständnisse zu machen solange diese seine Souveränität nicht beeinträchtigen
  • Die Bulgarischen und Mazedonischen Aufständischen streben nach ultimativer Unabhängigkeit.

Wie der Autor des Artikel eingangs versichert, habe er drei Wochen lang damit verbracht, Quellen und Informationen aus erster Hand zu bekommen. "Von den höchsten Autoritäten in Konstantinopel, Bulgarien, Mazedonien und Serbien, einschließlich solcher, die berechtigt sind, die Sichtweise der Türkei, Russland, Großbritannien und den anderen Großmächten zu Äußern, als auch von Anführern der Aufständischen selbst", schreibt H.R. Chamberlain, der Korrespondent der Washington Times in Sofia, der Hauptstadt Bulgariens. Dort hatten nicht wenige internationale Pressedienste Außenstellen und Korrespondenten stationiert.

Chamberlain beschreibt die Wirren in Makedonien, als auch dem Streben nach Freiheit. Teilweise bezieht er auch Albanien mit ein, da auch die Albaner sich gegen die Osmanen auflehnten.

Aus dem Artikel hat bei uns aber eine kurze Passage große Aufmerksamkeit hervorgerufen. In dem Abschnitt "To Crush Rebellion" beschreibt Chamberlain, dass Aufstände in Makedonien große Sympathien im benachbarten Bulgarien hervorrufen. Dies begründet Chamberlain damit, dass "Fast die Hälfte der bulgarischen Bevölkerung Mazedonier sind, von Geburt aus oder durch Herkunft".

So schrieb Chamberlain, der damalige Korrespondent der Washington Times in Sofia, im Artikel vom Sonntag, den 26. April 1903, auf Seite 3:

"Es ist wahr, dass dieses Land (Bulgarien) stark mit der mazedonischen Bewegung sympathisiert. Fast die Hälfte der Bevölkerung sind von Geburt oder Herkunft Mazedonier"


Und er fährt weiter, indem er das damalige geopolitische Dilemma erklärt: "Der Einfluss Russlands auf die Kontrolle der (bulgarischen) Regierung ist jedoch unglaublich geschickt, und bisher gibt es keine Anzeichen für eine öffentliche Bewegung, um die richtige Haltung zu ändern, die Russland so streng vorgeschrieben hat."

Des weiteren interessant ist die Ausführung des Autors, was die Aufständischen anstreben. Wie er betont wollen sie Unabhängigkeit, aber wie das "befreite Land" dann aussehen solle, überrascht selbst ihn:

"Sie streben nichts weniger als Unabhängigkeit an, obwohl sie ihren Ehrgeiz mit dem Begriff Autonomie vertuschen. Experten sind überzeugt, dass ein unabhängiges Mazedonien die schwärzeste Anarchie des Landes bedeuten würde. Vielleicht sollte ich erklären, dass die Aufständischen ein größeres Ziel haben, wie mir neulich mit fast fanatischer Begeisterung von ihrem obersten Führer erklärt wurde. Er will einen Balkan oder, wie er sagt, eine südslawische Föderation, bestehend aus Bulgarien, Serbien, Albanien, Mazedonien und Rumänien. Das Ziel dieser Föderation wäre es, die panrussische und pandeutsche Expansion zu verhindern, und er möchte dies von Großbritannien und Frankreich aus aktiv unterstützt werde. Es wäre sinnlos, ihm die absurde Unmöglichkeit dieses Ziels in der gegenwärtigen Situation zu erklären", schrieb der Korrespondent der Washington Times.




Literatur: Abdul Hamid Alone Desires Reforms in Balkan States - Washington Times vom 26. April 1903. Foto: Symbolbild nicht verbunden mit dem Artikel, Mazedonier demonstrieren in Sofia.

Zusammengefasst und übersetzt von Makedonien.mk