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Ilinden Aufstand: Deutsches Kaiserreich ermutigte Osmanen zu Repressalien über Mazedonier

 1903 kritisiert die französische Zeitung "Temps" das Deutsche Kaiserreich dafür, dass es das Osmanische Reich zur brutalen Unterdrückung des mazedonischen Ilinden-Aufstands ermutigte. Dies ist eine weitere Episode auf unserem Blog, der die Politik Deutschlands zur Zeit des damaligen Aufstandes und den mazedonischen Freiheitsbestrebungen offenbart. Leider zum Nachteil der Mazedonier. Das Deutsche Kaiserreich war mit dem Osmanischen Reich verbündet und hegte eine rege Freundschaft mit den Türken. Diese Freundschaft hatte auch direkte Auswirkungen auf die Mazedonier.

In einem Artikel auf unserem Blog, haben wir erklärt, wie Deutsche Offiziere mit den Osmanen gegen die mazedonische Freiheitsbewegung beim Ilinden Aufstand am 2. August 1903 vorgingen - äußerst Brutal. Mit Taktiken die man im s.g. Buren-Krieg "erprobt" hatte. Mehr dazu in unserem Artikel: Deutscher Offizier half den Osmanen die Mazedonier blutig niederzuschlagen

Zurück zu der Pressmeldung aus der australischen Presse, die vom 31. August 1903 datiert. 


Man kann den Bericht als "Sammelmeldung" mehrerer Geschehnisse im osmanischen Reich ansehen. Zwei der Nachrichten betreffen Mazedonien.

Die eine (im Pressetext die letzte Nachricht) ist Thema des Beitrags. Die zweite Nachricht fassen wir als Momentaufnahme kurz auf:

Das österreichische Konsulat in Skopje wurde von Albanern -  Rekruten in der osmanischen Armee - "aus versehen" beschossen, die Osmanen beschwichtigten den Vorfall.

Folgend der gesamte Artikel. Die Übersetzung ins Deutsche findet Ihr unter dem Screenshot.

Anmerkung, mit "The Porte" ist das osmanische Reich gemeint. Im Deutschen sagt man üblicherweise "hohe Pforte". („Hohe Pforte“ war ursprünglich im arabischen Sprachraum die allgemeine Bezeichnung des Eingangstores zu Städten (Stadttor) und königlichen Palästen. Später wurde sie insbesondere auf den Sultanspalast in Istanbul bezogen und zur Umgangssprachlichen Bezeichnung für den Sitz der osmanischen Regierung.)



THE BALKAN TROUBLE.

RECENT OUTRAGES.

SOME STRANGE EXCUSES.

THE ATTACK ON NEVESKA.

TURKS OUTWITTED.

London, August 31.

The Porte's explanation of the recent attack on the station at Beirut is that a wedding party was simply firing rifles for joy, and that the shots were not; directed against Mr. Magolshan.

Austria is demanding satisfaction from the Albanians for the recent fusillade which was directed against tho consulate at Uskub. Tho Porte explains that a number of recruits fired a volley in the air and some of the shots struck the building, but that, there was no attempt to injure the members of the consul's family.

The Paris 'Temps' criticises Germany for overlooking her promises to insist upon reforms in the Balkan peninsula and for egging Turkey on to reprisals against the Macedonians. The revolutionists, in capturing the village of Neveska, seized all the arms and ammunition in the place and levied £1,000 on the townspeople. They then withdrew to the mountains, When the Turkish troops, who had been summoned to the aid of the town, arrived, they fired thirty shells into the place, under the belief that the insurgents were still in possession. Receiving no response to their attack, the Turks entered Neveska to find the enemy gone.




DAS BALKAN-PROBLEM.

JÜNGSTE GREUELTATEN.

EINIGE SELTSAME RECHTFERTIGUNGEN.

DER ANGRIFF AUF NEVESKA.

TÜRKEN ÜBERLISTET.

London, 31. August.

Die Erklärung der Pforte für den jüngsten Angriff auf die Station in Beirut lautet, dass eine Hochzeitsgeselllschaft einfach vor Freude Gewehre abfeuerte; Schüsse waren nicht gegen Herrn Magolshan gerichtet.

Österreich fordert von den Albanern Genugtuung für die jüngste Fusillade (=Schießerei), die gegen das Konsulat in Skopje gerichtet war. Die Pforte erklärt, dass eine Reihe von Rekruten eine Salve in die Luft abgefeuert haben und einige der Schüsse das Gebäude getroffen haben, aber dass es keinen Versuch gab, die Mitglieder der Familie des Konsuls zu verletzen.

Die Pariser "Temps" kritisieren Deutschland dafür, dass es seine Versprechen, auf Reformen auf der Balkanhalbinsel zu bestehen, übersehen und die Türkei zu Repressalien gegen die Mazedonier angeregt hat. Als die Revolutionäre das Dorf Neveska eroberten, beschlagnahmten sie alle Waffen und Munition des Ortes und erhoben 1.000 Pfund auf die Bürger der Stadt. Sie zogen sich dann in die Berge zurück. Als die türkischen Truppen, die der Stadt zu Hilfe gerufen worden waren, eintrafen, feuerten sie dreißig Granaten auf den Ort, in dem Glauben, dass die Aufständischen noch im Besitz der Ortschaft waren. Als die Türken keine Antwort auf ihren Angriff erhielten, drangen sie in Neveska ein und stellten fest, dass der Feind verschwunden war.

Literatur: The Daily News (Perth, WA : 1882 - 1950)  Di 1 Sep 1903, Seite 6 - THE BALKAN TROUBLE.