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Historia Ecclesiastica: Sozomenos sprach von Griechen, Makedonen und Illyrer

Aus einer alten Kirchengeschichte aus dem fünften Jahrhundert zitieren wir heute eine kurze Passage. Verfasst hat diese alte Kirchengeschichte der Kirchenhistoriker Sozomenos. 

Kurze Einleitung, wer war Sozomenos?

Salamanes Hermeias Sozomenos (geboren um ca. 400 nach Christus, gestorben um 450) war ein bedeutender spätantiker Kirchenhistoriker, "griechischer" Herkunft.

Sozomenos stammte aus einem kleinen Dorf mit dem (heutigen) Namen Bait Lahiya im Gaza (damals Bethelia genannt), das in dieser Zeit zum Oströmischen Reich (auch als Byzantinisches Reich bekannt) gehörte. Er war orthodox-christlich erzogen, juristisch gebildet und zeigte Interesse am Mönchtum; auch hielt er sich einige Zeit im Westen des Römischen Reiches auf.

Von Sozomenos ist eine Theodosius II. gewidmete Kirchengeschichte Historia Ecclesiastica in neun Büchern erhalten, von der Buch 9 nur unvollständig erhalten ist. Sie behandelt (in Anschluss an Eusebius) die Zeit von 324 bis 439 und stellt eine nicht unwichtige Quelle für diese Zeit dar.

Und genau aus diesem Werk zitieren wir heute eine kleine Passage. Genauer gesagt, aus Buch 1, Kapitel 2.



Die Kirchengeschichte - Historia Ecclesiastica

Das Werk Historia Ecclesiastica steht in einer ähnlichen Tradition wie die Kirchengeschichten des Theodoret und des Sokrates Scholastikos, dessen Werk Sozomenos augenscheinlich intensiv rezipiert hat. 

Die drei Werke werden aufgrund der Ähnlichkeiten zueinander meist gemeinsam betrachtet, auch wenn die jüngere Forschung die Unterschiede zwischen ihnen stärker betont. Aufgrund der von Cassiodor angeregten lateinischen Übersetzung entfalteten sie auch im Westen eine große Wirkung, die das ganze Mittelalter anhielt (siehe folgendes Bild unten, mit der zweisprachigen Fassung in l/r Spalten). 

Kennzeichnend für Sozomenos ist sein Bestreben, die Gattung der Kirchengeschichte aus ihrer Bindung an die Chronistik zu lösen und der klassischen griechischen Geschichtsschreibung anzunähern. So zog er als eine wichtige Quelle das umfassende (aber verlorene) klassizistische Geschichtswerk des Heiden Olympiodoros von Theben heran, wenngleich er das Material wohl nach seinen Ansichten arrangierte; er behandelt dabei neben der Kirchengeschichte im engeren Sinne auch recht stark profangeschichtliche Ereignisse.

Christen im Westen: Griechen, Makedonen, Illyrer

Wie Ihr oben über Sozomenos lesen konntet, lebte er vermutlich im Jahr 400 bis 450. Dies bedeutet in etwa mehr als 550 Jahre nach der Zerschlagung des Königreiches Makedonien 168 vor Christus, und der Teilung Makedoniens durch die Römer. 

Obwohl die Römer eigentlich auf Seiten der Griechen kämpften, um sie vom makedonischen Joch zu befreien, besetzen sie schlussendlich auch die Griechen selbst. Die Illyrer erlebten unisono das gleiche Schicksal, eingeläutet durch den Niedergang der makedonischen Dominanz.

Trotz dieser Umstände, benannte Sozomenos in seinem Werk die "Christen aus dem Westen" nach den alten bekannten Ethnonymen: Griechen, Makedonen, Illyrer.

Wobei. Betrachtet man es ganz genau (in dem Screenshot), in der folgenden griechisch-lateinischen direkt Übersetzung, werden die Griechen im griechischsprachigen Text als "Ellines", also als Griechen bezeichnet. Wohingegen in der Version in Latein die Bezeichnung "Achaei" (für Achäer) auftaucht. Nach der Besatzung durch die Römer wurde der Balkan administrativ von den Römern neu eingeteilt, dass Gebiet südlich des Olymps (also das klassische Griechenland) wurde von den Römern als Achaia bezeichnet. Deshalb die Bezeichnung Achäer für die Griechen. 

Mehr dazu in unserem Beitrag: Griechenland und Rom: Die Provinz Achaia im Römischen Reich. Aber nun zurück zu Sozomenos. Weiter unter dem Bild mit der Übersetzung der Passage.


So lesen wir in Buch 1, Kapitel 2 (laut der englischen Übersetzung von Chester D. Hartranft.):

...Of the Bishops of the Large Towns in the Reign of Constantine; and how, from fear of Licinius, Christianity was professed cautiously in the East as far as Libya, while in the West, through the Favor of Constantine, it was professed with Freedom.

During the consulate of Constantine Cæsar and Crispus Cæsar, Silvester governed the Church of Rome; Alexander, that of Alexandria; and Macarius, that of Jerusalem. Not one, since Romanus, had been appointed over the Church of Antioch on the Orontes; for the persecution it appears, had prevented the ceremony of ordination from taking place. The bishops assembled at Nicæa not long after were, however, so sensible of the purity of the life and doctrines of Eustathius, that they adjudged him worthy to fill the apostolic see; although he was then bishop of the neighboring Beroea, they translated him to Antioch. [cf. Socrates, i. 23, 24.]

The Christians of the East, as far as Libya on the borders of Egypt, did not dare to meet openly as a church; for Licinius had withdrawn his favor from them; but the Christians of the West, the Greeks, the Macedonians, and the Illyrians, met for worship in safety through the protection of Constantine, who was then at the head of the Roman Empire. ...

Deutsche Übersetzung:

...Von den Bischöfen der Großstädte unter Konstantin; und wie aus Angst vor Licinius das Christentum im Osten bis nach Libyen vorsichtig bekundet wurde, während es im Westen durch die Gunst Konstantins zur Freiheit erklärt wurde.

Während des Konsulats von Konstantin Cæsar und Crispus Cæsar regierte Silvester die Kirche von Rom; Alexander, der von Alexandria; und Macarius, der von Jerusalem. Seit Romanus war keiner über die Kirche von Antiochien am (Fluss) Orontes ernannt worden; für die Verfolgung, so scheint es, hatte die Ordinationszeremonie verhindert. Die Bischöfe, die sich nicht lange danach in Nicæa versammelten, waren sich der Reinheit des Lebens und der Lehren von Eustathius jedoch so bewusst, dass sie ihn für würdig befanden, den apostolischen Stuhl einzunehmen; Obwohl er damals Bischof des benachbarten Beröa war, übersetzten sie ihn nach Antiochien. [vgl. Sokrates, i. 23, 24.]

Die Christen des Ostens bis nach Libyen an den Grenzen Ägyptens wagten es nicht, sich offen als Kirche zu treffen; denn Licinius hatte ihnen seine Gunst entzogen; Aber die Christen des Westens, die Griechen, die Makedonier und die Illyrer trafen sich in Sicherheit unter dem Schutz von Konstantin, der damals an der Spitze des Römischen Reiches stand. ...



Zitierte und verwendete Literatur:

  • The St. Pachomius Orthodox Library, St. Gorazd of Prague, 2009
  • Historia Ecclesiastica (Screenshots)
  • Wikipedia Deutsch, Angaben in der Passage über Sozomenos