Am 20. Juli 1903, nach dem julianischen Kalender, brach in Makedonien der bis Dato größte Aufstand gegen den osmanischen Besatzer aus. Nach dem heutigem (gregorianischen) Kalender ist das der 2. August, im orthodoxen Kalender zugleich der Tag des Heiligen Elija, bzw. Ilija im mazedonischen = Ilinden!
Mit dem Ilinden Aufstand wollte man sich aus den Klammern der Türken endlich befreien, aber, man wollte auch ein Signal an die Westmächte senden und auf die "Makedonische Tragödie" aufmerksam machen. Man hatte sich erhofft die Westmächte würden einschreiten, aber leider blieb der Aufschrei der Makedonier nicht erhört. Der Aufstand endete mehr oder weniger im Fiasko...
Die makedonischen Aufständischen, oder auch "Komiti" genannt, waren schlecht bewaffnet und in der Unterzahl: Den nach Schätzungen etwa 26.000 makedonischen Aufständischen schickte der osmanische Besatzer eine Armee von 350.000 gut ausgebildete Soldaten entgegen. Auch eine unbestimmte Zahl von Freischärlern, zumeist albanischer Abstammung, standen den Osmanen als irreguläre Truppen zur Seite.
Das erhoffte Eingreifen Russlands und der anderen Westmächte blieb aus, da Österreich-Ungarn nicht an der Stärkung des russischen Einflusses auf dem Balkan interessiert war.
Angesichts dieser aussichtslosen Umstände waren die Anfangserfolge der makedonischen Freiheitskämpfern mehr als beachtlich: In mehreren Ortschaften erlangte sie die Oberhand, in Kruševo, westlich von Prilep konnte sie sogar die "Republik Kruševo" unter der Präsidentschaft des Schullehrers Nikola Karev ausrufen - die erste Republik auf dem Balkan.
Was in der internationalen Geschichtsschreibung gerne verschwiegen wird: In der "Konstitutiven Parlamentsversammlung" der Kruševo-Republik waren auch die Aromunen (in der damaligen Diktion "Vlachen"), die christlichen Albaner und die "Gräkomanen" (griechisch-orthodoxe Slawen, Albaner oder Vlachen, die sich kulturell als Griechen definierten) der Stadt vertreten. Als der Balkan von Monarchien regiert wurde, bildeten die Makedonier die erste Republik auf dem Balkan, mit einem multi-ethnischen Parlament.
Die Republik Kruševo hatte jedoch nur 10 Tage Bestand, so lange konnte man die Stadt von den Osmanen befreit halten bevor der Aufstand blutig niedergeschlagen wurde. Rund 1000 Aufständische fielen im Kampf oder wurden hingerichtet. Andere Personen begingen Selbstmord, um nicht in die Hände der Feinde zu geraten.
Der Heldentum dieser tapferen und populären Figuren regt aber auch Appetite, so ist Makedonien auch heutzutage Repressalien ausgesetzt. Bulgarien beansprucht nicht nur den Ilinden-Aufstand als Erbe der bulgarischen Geschichte, sondern auch die Figuren an sich. So seien die Hauptprotagonisten im Kampf um Makedoniens Freiheit, "allesamt Bulgaren", behauptet Sofia.
Dieser absurden Behauptung wollen wir einen Zeitungsartikel der New York von 1903 entgegen stellen. Als die Amerikaner über den Freiheitskampf der Makedonier informiert wurden.
Der Reporter befragte den bulgarischen Premier Petroff, so lesen wir in dem Artikel:
In Bezug auf die Berichte, dass Bulgarien für den Ausbruch verantwortlich sei, wies er darauf hin, dass sich das Zentrum des unruhigen Gebiets derzeit fast zweihundert Meilen von der bulgarischen Grenze entfernt und von dem Land, das größtenteils von Türken bewohnt ist, getrennt sei. Infolgedessen sei es töricht zu sagen, dass die Bewegung von Aufständischen aus Bulgarien unterstützt werde und es ebenso unvernünftig sei, zu behaupten, dass die Waffen der Aufständischen aus Bulgarien stammten. In der Tat, sagte er, seien die von den Aufständischen benutzten Waffen ausschließlich französischer Manufaktur, jedoch seien die meisten von türkischen Offizieren und Männern gekauft worden, die ohne Bezahlung über den Verkauf ihrer Waffen und Munition wieder zu Geld kamen.
Der Aufstand, sagte er, sei eine rein nationale makedonische Bewegung, die vom Makedonischen Inneren Komitee organisiert worden sei, was an sich ein Beweis dafür gewesen sei...
Englischer Original Wortlaut des Abschnitts:
Regarding the reports that Bulgaria was responsible for the outbreak, he pointed out that the centre of the disturbed area at present was nearly two hundert miles from the Bulgarian frontier and was separated from it by country largely inhabited by Turks. Consequently, he said, it was foolish to say that the movment was aided by bands from Bulgaria, and that it was equally unreasonable to suggest that the arms of the insurgents came from Bulgaria. as a matter of fact, he said, the guns used by the insurrectionists were all of French manifacture, and that most of them had been bought from Turkish officers and men who, receiving no pay, had restored to the sale of their guns and ammunition to obtain money.
The insurrection, he said, was entirely a national Macedonian movment organized by the Macedonian Internal Committee, which in itself was proof...
QUELLE: NY Times August 16, 1903, PDF - LINK
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