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Die Politik entscheidet die Zukunft der makedonischen Sprache - 1928


Meillet hinterlässt in seinem Werk "Die Sprachen des neuen Europa" aus dem Jahr 1928 eine wahrlich -aus heutiger Sicht- zutreffende These: "Die Politik entscheidet über die Zukunft der makedonischen Sprache".

Wie recht er doch hatte, eigentlich müsste man behaupten wie recht er doch hat, da die Anstrengungen der anti-makedonischen Propaganda immer noch die makedonische Sprache in Frage stellt und ihre Eigenheit bestreitet.

Knapp 20 Jahre später nach Meillets These, bekam die makedonische Sprache ihre literarische Anerkennung und wurde kodifiziert. Heute etwa 70 Jahre nach der Anerkennung sind immer noch Kräfte am Werk die diesen Umstand liebend gerne aus der Geschichte "ausradieren" würden. Das trotz dieser Anstrengungen historische Belege für die Existenz der makedonischen Sprache existieren ist solch weitsichtigen Autoren wie Antoine Meillet zu verdanken!

Laut Millet, wird es nicht die Linguistik sein die entscheiden wird, sondern die Politik würde über die sprachliche Zukunft Mazedoniens entscheiden.

Wer war Antoine Meillet?

Paul Jules Antoine Meillet (* 11. November 1866 in Moulins, Département Allier; † 21. September 1936 in Châteaumeillant, Département Cher) gilt als einer der wichtigsten französischen Sprachwissenschaftler des frühen 20. Jahrhunderts. Quelle Wikipedia


The dialects of Macedonia are a part of the South Slavic group; those who speak them may, according to the circumstances, take as their common language Serbian or Bulgarian. Their dialects, differing among themselves, are not truly Serbian nor truly Bulgarian, especially if one is thinking of written Bulgarian, which is based on dialects quite far removed from the Macedonian dialects. Without doubt the simplification of the nouns is the same in Macedonia as in Bulgaria, but this is the effect of a tendency which is manifested also in the Serbian dialects of the Balkan region. Headmasters in the Bulgarian or Bulgarized schools have, in the last third of the 19th century, taken strong action in Macedonia; and it is this which has given the Bulgarians cause to claim the country for their common language; but there was no continuous action in a language of civilization: in the middle ages influences varied depending on the political situation; and, since the Turkish conquest, the literary tradition has ceased to play an appreciable role. Thus, while the politicians have claimed the dialects of Macedonia for such or such a group, disinterested linguists cannot but reserve their opinions. 
In reality these dialects do not properly belong to either the one or the other of the two groups under dispute. And, even if the linguistic data had a neatness which they do not have, any particular resemblance to another group would not be at all decisive. It is puerile to call in linguistics in questions of borders of this sort. It is politics which will decide the linguistic future of Macedonia.

Übersetzung:

Die Dialekte Mazedoniens sind ein Teil der südslawischen Gruppe; diejenigen, die sie sprechen, können sich je nach den Umständen Serbisch oder Bulgarisch als gemeinsame Sprache nehmen. Ihre untereinander unterschiedlichen Dialekte sind weder wirklich serbisch noch wirklich bulgarisch, besonders wenn man an das geschriebene Bulgarisch denkt, das auf Dialekten basiert, die ziemlich weit von den mazedonischen Dialekten entfernt sind. Zweifellos ist die Vereinfachung der Substantive in Mazedonien dieselbe wie in Bulgarien, aber dies ist das Ergebnis einer Tendenz, die sich auch in den serbischen Dialekten der Balkanregion manifestiert. Schulleiter in den bulgarischen oder bulgarisierten Schulen haben im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts in Mazedonien energische Maßnahmen ergriffen; und das hat den Bulgaren Anlass gegeben, das Land für ihre gemeinsame Sprache zu beanspruchen; aber es gab keine kontinuierliche Aktion in einer Sprache der Zivilisation: Im Mittelalter waren die Einflüsse je nach politischer Situation unterschiedlich; und seit der türkischen Eroberung spielt die literarische Tradition keine nennenswerte Rolle mehr. Während also die Politiker die Dialekte Mazedoniens für diese oder jene Gruppe reklamieren, müssen sich uneigennützige Linguisten ihre Meinung vorbehalten.
In Wirklichkeit gehören diese Dialekte weder der einen noch der anderen der beiden umstrittenen Gruppen zu. Und selbst wenn die sprachlichen Daten eine Sauberkeit hätten, die sie nicht haben, wäre eine besondere Ähnlichkeit mit einer anderen Gruppe überhaupt nicht entscheidend. Es ist kindisch, bei solchen Grenzfragen die Linguistik hinzuzuziehen. Es ist die Politik, die über die sprachliche Zukunft Mazedoniens entscheidet.