Verschiedene römische Kaiser nutzten das Vorbild Alexanders des Großen, darunter Augustus, Trajan und Caracalla.
Schon in der Antike war Alexander der Große eine schillernde Gestalt. In nur wenigen Jahren hatte Alexander das Perserreich erobert, war bis ans Ende der bekannten Welt vorgestoßen und wurde schließlich sogar als Gott verehrt. So ist es nicht verwunderlich, dass sich zahlreiche Mächtige als Nachfolger Alexanders präsentierten und versuchten, den großen Makedonen in Taten und Propaganda zu imitieren (imitatio Alexandri). Nicht nur für die hellenistischen Könige war Alexander ein Vorbild, sondern auch für viele Römer.
In den chaotischen Phasen der späten Republik, als Rom die dominierende Macht auch im östlichen Mittelmeergebiete wurde, wurde auch Alexander der Große ein Leitbild für römische Feldherrn. So führte etwa Pompeius ebenfalls den Beinamen "der Große" (lat. Magnus) und versuchte bei seinem Feldzug gegen Mithridates VI. den Makedonenkönig als Vorbild zu nutzen. Als Marcus Antonius die östliche Reichshälfte übernahm, stellte er sogleich wie schon Alexander erst Herakles, später Dionysos als Vorbilder heraus.
Augustus
Auch Augustus konnte sich nach seinem Sieg über Antonius dem Vorbild Alexanders des Großen nicht entziehen. Aber für Augustus war die imitatio Alexandri ein Mittel, sich politisch im Osten durchzusetzen. Als er Alexandria eingenommen hatte, versicherte er den Einwohnern, sie unter anderem aus Rücksicht auf den Gründer ihrer Stadt Alexander zu verschonen – so berichtet es der Geschichtsschreiber Cassius Dio (51,16,3-5). Anschließend besuchte er auch noch Alexanders Grab und lies sich den einbalsamierten Leichnam zeigen.
Doch auch anderswo lassen sich Spuren von der Alexanderbegeisterung des ersten Kaisers feststellen. Beispielsweise verwendete er ein Siegel mit dem Bild des Makedonenkönigs und an verschiedenen Orten in Rom wurden von ihm diverse Artefakte aus dem Umfeld Alexanders und Bilder des Königs aufgestellt. Doch einen Feldzug gegen die Parther, die als Nachfolger der Perser betrachtet wurden, führte Augustus entgegen aller Erwartungen nicht. Stattdessen erreichte er auf diplomatischen Weg die Rückgabe der von Crassus bei der Schlacht von Carrhae verlorenen Feldzeichen.
Trajan
Auch Kaiser Trajan war ein Bewunderer Alexanders des Großen. Schon im literarischen Schaffen unter seiner Regierung tritt Alexander stark in den Vordergrund. So entstehen wohl zu dieser Zeit die Alexandergeschichten von Plutarch und Arrian, der Redner Dion von Prusa verknüpft in seinen Kaiserreden Herakles, Alexander und Trajan. Doch der Höhepunkt Trajans Alexanderverehrung zeigt sich schließlich in seinem Partherfeldzug. Cassius Dio (68, 17,1) vermutet gar, dass Trajans Motivation für den Feldzug in Wahrheit der Wunsch nach Ruhm gewesen sei – wie schon bei Alexander. Der Historiker beschreibt auch, wie sich der Kaiser auf seinem Feldzug in Anlehnung an Alexander verhielt (68,29-30). Als sein siegreiches Heer das Meer erreicht, wäre der Römer gerne nach Indien übergesetzt, wäre er doch nur jünger gewesen. Dem Senat schrieb er dennoch, dass er weiter vorgedrungen sei als Alexander. Trajan gelang es anschließend sogar, Babylon einzunehmen. In der Stadt nutzte er sogleich die Möglichkeit, Alexanders Sterbehaus zu besuchen und dem legendären König ein Opfer darzubringen. Das Vorbild Alexanders stand ihm also immer vor Augen.
Caracalla
Der größte Alexanderfan dürfte wohl Kaiser Caracalla (Alleinherrscher 211-217 n. Chr.) gewesen sein. Er ließ keine Gelegenheit aus, Alexander nachzueifern. So verwendete er Becher und Waffen, die Alexander gehört haben sollen, kleidete sich nach makedonischer Art und ließ zahlreiche Statuen des Makedenonenkönigs errichten. An dem Senat schrieb er angeblich sogar, die Reinkarnation Alexanders zu sein (Cassius Dio 78,7,2). Vor seinem Partherfeldzug ließ er gar eine Truppe nach der Art der makedonischen Phalanx aufstellen. Als der Kaiser nach Kleinasien weiterreiste, setzte er über den Hellespont und begab sich nach Ilion, dem früheren Troja. Wie Alexander opferte er dort am Grab des Achilleus. In Alexandria musste er natürlich auch das Grab Alexanders besuchen, das er mit seinen Purpurmantel, Ringen und anderen Wertgegenständen schmückte. Als man sich in der Stadt allerdings angeblich über seine Alexandermanie lustig machte, richtete er ein Blutbad unter der Bevölkerung an und ließ die Stadt plündern. Man könnte noch viele weitere Geschehnisse anführen, die von Caracallas Alexandernachahmung zeugen. Und wäre er nicht 217 n. Chr. auf seinen Feldzug gegen die Parther ermordet worden, wäre seine Alexanderverehrung sicher noch weiter gegangen.
Literatur:
A. Kühnen: Die imitatio Alexandri in der römischen Politik, Rhema-Verlag 2008.
G. Wirth: Alexander und Rom, in: Reverdin, O. (Hg.), Alexandre le Grand. Image et réalité, Fondation Hardt 1976, S. 181-210.
Quelle Suite101.de: Alexander der Große und die römischen Kaiser (LINK LEIDER INAKTIV, Seite existiert nicht mehr!)
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