Im Zuge der bulgarischen Besatzung Mazedoniens im Zweiten Weltkrieg, beteiligte sich das damalige faschistische Bulgarien aktiv am Holokaust.
Bis heute wird dieser Umstand in Bulgarien verschwiegen, bzw, in ihrer Geschichtsschreibung anders, verzerrt, dargestellt.
Zu dieser Thematik ein kurzer Auszug aus "Der Tod ist ein Meister aus Deutschland":
In Altbulgarien lebten etwa 50000 Juden, was einem Anteil von weniger als einem Prozent an der Gesamtbevölkerung entsprach. Obwohl die Juden in Bulgarien seit 1878 volle Gleichberechtigung genossen und der Antisemitismus stark zurückgegangen war, schloß sich Bulgarien schon 1940 der deutschen Judenpolitik an und erließ am 24. Dezember 1940 ein erstes antijüdisches Gesetz. Die Juden wurden registriert und verloren viele ihrer Rechte.
1941 wurden diese Maßnahmen auch auf die neugewonnenen Gebiete ausgedehnt. Dort lebten in Thrakien etwa 6000 und in Makedonien etwa 8000 Juden, was wie in Altbulgarien einem Anteil von weniger als einem Prozent an der Gesamtbevölkerung entsprach. Diese Juden wurden gleichfalls registriert und entrechtet, und sie erhielten anders als die übrigen Bewohner nicht die bulgarische Staatsangehörigkeit.
In Übereinstimmung mit Deutschland verschärfte Bulgarien 1942 seine Judenpolitik. Im August wurde ein eigenes Kommissariat für Judenfragen errichtet, dessen Leitung Alexander Belev übernahm, der 1940 nach Deutschland entsandt worden war, um dort die Judengesetzgebung zu studieren. Seine Aufgabe war, »die Aussiedlung der Juden in die Provinz oder außerhalb des Königreiches« vorzubereiten. Im Januar 1943 traf der deutsche SS-Hauptsturmführer Theodor Dannecker, der zuvor die Judendeportationen aus Frankreich geleitet hatte, in Sofia ein und unterzeichnete am 22. Februar mit Judenkommissar Belev eine förmliche Vereinbarung. Demnach sollten in Kürze 20000 Juden in die deutschen Ostgebiete, also in die dortigen Vernichtungslager, deportiert werden, und zwar 8000 aus Makedonien und je 6 000 aus Thrakien und Altbulgarien.
Als diese Pläne bekannt wurden, kam es Anfang März in der südwestbulgarischen Stadt Kjustendil, wo, wie auch anderswo, die Juden bereits interniert worden waren und auf den Abtransport warteten, zu heftigen Protesten und im Parlament in Sofia zu einer Protestresolution. Die bulgarische Regierung beschloß daraufhin, die Juden in Altbulgarien wieder freizulassen und sie im Lande zur Zwangsarbeit einzusetzen. Deportationen, so ließ sie der deutschen Regierung mitteilen, kämen nur aus Makedonien und Thrakien in Frage. Tatsächlich wurden dann Ende März 1943 aus diesen Gebieten 11343 Juden nach Treblinka deportiert, 7122 makedonische mit der Eisenbahn von Skopje aus und 4221 thrakische. Diese wurden auf der bulgarischen Eisenbahn quer durch Bulgarien nach Lom an der Donau gebracht, von dort auf Schiffen nach Wien und dann mit der deutschen Eisenbahn nach Treblinka. Dort wurden sie alle ermordet.
Der bulgarische Fall ist außerordentlich. Einerseits war Bulgarien neben Vichy-Frankreich und der Slowakei der einzige Staat, der auf deutschen Wunsch, aber ohne unmittelbaren Zwang und mithin freiwillig Juden an Deutschland auslieferte. Andererseits war Bulgarien das einzige Land, in dem eine Protestbewegung der Bevölkerung die Auslieferung wenigstens der eigenen Juden verhinderte. Zwar wurden diese auch weiterhin verfolgt und aus Sofia in die Provinz ausgesiedelt, aber sie überlebten. Im Herbst 1943 wurden die antijüdischen Maßnahmen gelockert und im August 1944 überhaupt aufgehoben. Das zeigt, daß die bulgarische Judenpolitik hauptsächlich aus Willfährigkeit gegenüber Hitlerdeutschland hervorgegangen war.
Zitiert aus:
Rosh/Jäckel, "Der Tod ist ein Meister aus Deutschland", 1990
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