1922 wandte sich der Verwaltungsrat der mazedonischen Aussiedler Organisation "Ilinden" in Sofia an den bulgarischen Bildungsminister, und forderte das Recht, Zeitungen und Schriften in mazedonischer Sprache verfassen und auch veröffentlichen zu dürfen.
Bulgarische Nationalisten wiederholen heute hartnäckig, dass von einer Seite die mazedonische Sprache bulgarisch sei, aber von der anderen Seite können sie nicht beantworten warum dann nicht in Bulgarien frei auf mazedonisch gesprochen und geschrieben wird, und warum bei jeder Gelegenheit das Mazedonische einer Verfolgung unterliegt.
Die Frage über die Sprache kam schon mal in den Vordergrund in der Zeit während der Machtperiode von Aleksandar Stambolijski (er war von Oktober 1919 bis zu seiner Ermordung am 14. Juni 1924 Ministerpräsident von Bulgarien). Beflügelt von seine demokratischen Veränderungen, wandten sich sogar die Redakteure der Ilinden Organisation an den damaligen bulgarischen Bildungsminister, mit den Worten:
"Wir konstatieren mit aller Ehrlichkeit, dass die bulgarische Regierung welche aus der bulgarischen Bauernbewegung hervorgeht, auf diese Frage genau so blickt wie wir und eine einseitige Abspaltung Makedoniens von dem Einfluss der bulgarischen Regierung propagiert. Die Türken in Bulgarien haben das Recht Zeitungen und Schriften in türkischer Sprache zu veröffentlichen, die Armenier auf armenisch, die Russen - auf russisch, ohne Unterschied ob sie aus Regionen kommen welche an Bulgarien angeschlossen sind oder Immigranten sind. Warum dann wird es uns nicht erlaubt, den Mazedoniern, das wir in eigener Rechtschreibung schreiben? Und eine solche haben wir, Herr Minister. Nach all dem, was wir erwähnt haben, wäre es eine Tugend, Herr Minister, das Recht einer ausländischen Bevölkerung anzuerkennen, die aus einem fremden Land, Mazedonien, ausgewandert ist."
Ilinden Organisation
Die Ilinden Organisation wurde in Sofia gegründet und hatte sein eigenes Sprachrohr, die Zeitung "Ilinden", die ab dem 30. Juli 1921 unter der Redaktion von A. Panov zu erscheinen begann. Solche Gesellschaften wurden in mehreren Städten in Bulgarien gegründet, wo eine starke mazedonische Auswander-Gemeinschaft lebte.
Nach der "Sofia-Gesellschaft", die als Grundlage diente, wurden weitere Gesellschaften gegründet. Bis Ende 1922 wurden in verschiedenen Städten Bulgariens 31 mazedonische Vereinigungen mit insgesamt 4.340 Mitgliedern gegründet.
Im Januar 1923 fand der Gründungskongress der Ilinden-Organisation statt. Die Organisation wurde von einem Vorstand aus 7 Personen geleitet, von denen 4 von der Sofia Gesellschaft und der Rest vom Kongress gewählt wurden. Die Organisation Ilinden vertrat die Position einer Autonomie und Unabhängigkeit Mazedoniens.
Mit Erlaubnis der osmanischen Behörden wurden nach der Schlacht von Banitza (in Ägäis-Makedonien) die Leichen von Goce Delčev und Dimitar Guštanov zusammen begraben. 1906 kehrte Čakov nach Sersko (neugriechisch: Serres) zurück.
Zusammen mit Taska Spasov-Serski beschlossen sie, die Knochen von Delčev und Guštanov auszugraben und zu bergen. Da sich in der Nähe des Grabes eine osmanische Wache befand, gruben sie heimlich die Knochen aus und brachten sie zum Haus von Nikola Mutafčiev, einem Priester in der Kirche Sveti Nikola.
Auf Wunsch von Čakov und Taska machte er ein Kästchen als Sarg für die exhumierten Knochen und stellte ihn unter den Thron in der Kirche. Der Geistliche wurde beschworen, das Geheimnis für sich zu bewahren. 1907 ging Čakov nach Banitza und überprüfte das Kästchen mit Delčevs Knochen.
Während des Ersten Weltkriegs zog Nikola Mutafčiev in das Dorf Kıyıköy (im türkischen Thrakien) in der Nähe von Skeča (heutiges Xanthi in Nordgriechenland), und zufällig zog auch Čakov hierher.
Während des Krieges wurde Banitza hart getroffen (das Dorf ist heute nur noch eine Ansammlung von Ruinen) doch die Kiste mit Delčevs Knochen blieb in der Kirche. Čakov barg die Knochen und bewahrte sie bis 1923 in Skeča, Plovdiv und Sofia auf. Im August 1923 wurden Goce Delčevs Überreste in der Kirche Sveta Nedela in Sofia ausgestellt, dann wurden sie auf dem Speicher im Dach der Kirche "aufbewahrt".
Einen Monat später wurden sie von der Ilinden-Organisation im Ilinden-Haus in Sofia gesammelt, wo sie in einen Sarkophag gelegt wurden, auf dem der Eid der mazedonischen Generationen, die Knochen von Goce in die mazedonische Hauptstadt zu übertragen, eingraviert war.
QUELLE: Nova Makedonija, "Македонците во Бугарија бараат македонски јазик во 1922 година" vom 15.11.2020 übersetzt von Makedonien.mk
Anmerkung zu Stambolijski:
Gegenüber Serbien betrieb Stambolijski eine Politik der Annäherung. Im März 1923 unterzeichnete er mit Jugoslawien das Abkommen von Niš, in dem sich die beiden Staaten dazu verpflichteten, Maßnahmen zum gegenseitigen Schutz an ihren Staatsgrenzen zu treffen (diese Verlief auch durch Makedonien und trennte Pirin-Makedonien unter bulgarischer Herrschaft von Vardar-Makedonien unter serbischer Herrschaft).
Damit traf Stambolijski den Nerv der mazedonischen Befreiungsbewegung (die Innere Mazedonische Revolutionäre Organisation VMRO/IMRO), die ab dann nicht mehr ungehindert von Bulgarien aus im serbischen Teil Mazedoniens eindringen und operieren konnte.
Die IMRO, die die Annäherung an die Serben ohnehin missbilligte, begab sich daran mit nationalistischen Offizieren der bulgarischen Armee unter dem stillschweigenden Einverständnis des Zaren einen Putsch zu organisieren, bei dem Stambolijski abgesetzt werden sollte.
Als sich Stambolijski im Urlaub befand, putschten die bulgarischen Nationalisten am 9. Juni 1923 unter Führung von Aleksandar Zankow. Sie übernahmen noch am selben Tag die Befehlsgewalt über das Militär als auch über die Polizei und erklärten Ministerpräsident Stambolijski für abgesetzt.
Stambolijski versteckte sich in seinem Heimatdorf (Slawowiza in Ostrumelien), wo er am 14. Juni von Mitgliedern der IMRO aufgespürt, gefoltert und erschossen wurde.
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