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Genau betrachtet waren die Makedonen ja gar keine Griechen

Alexander der Grosse und Bukephalos

"Eigentlich war das ein unerhörter Skandal. Genau betrachtet waren die Makedonen ja gar keine Griechen und genau so sahen das auch Griechen und Makedonen" schreibt der promovierte Historiker und Autor Frank Westenfelder in einem Beitrag zu Söldnertruppen in der Antiken Zeit.

Schon in den 1990ern erweckten die Söldner die Aufmerksamkeit von Frank Westenfelder, wie er sagt, habe er alte Reiseberichte durchforscht und dabei festgestellt, dass der Großteil eben von Söldnern verfasst wurde.

Je mehr er forschte, stellte er fest, dass es außer einigen reißerischen Büchern (meist zu Landsknechten und der Fremdenlegion) und ein paar sehr exotischen Fachartikeln nichts zu dem Thema gab. Er habe schon immer eine Vorliebe für seltsame, verlorene, von der großen Historiographie ignorierte Gestalten gehabt. Und so kam er zu dem Entschluss, so ein fehlendes Buch selbst zu schreiben.

Dieses Werk nennt sich "Eine kleine Geschichte der Söldner: Historische Gestalten auf dem Weg in die Moderne".

Dr. Frank Westenfelder ist zudem seit Jahren auch international bekannt und ebenso anerkannt für seine Internetseite Kriegsreisende.

In Fachkreisen gilt sie als die wohl umfangreichste und beste Informationsquelle zum Thema Söldner in allen Aspekten. Außerdem hat der studierte Historiker 2011 im Adatia Verlag eines der besten Bücher über das Söldnerwesen veröffentlicht.



Eigentlich war das ein unerhörter Skandal. Genau betrachtet waren die Makedonen ja gar keine Griechen und genau so sahen das auch Griechen und Makedonen

Aus seiner Homepage zitieren wir eine kurze Passage aus dem Beitrag "Alexander der Große zwischen Patriotismus und Söldnertum".

... Besonders interessant ist aber das Schicksal der Gefangenen, von denen sich nun einige tausend in Alexanders Händen befanden. Er ließ sie als Sklaven zur Zwangsarbeit nach Makedonien schicken, da sie sozusagen als "Vaterlandsverräter" mit dem Feind kollaboriert hatten. Sogar die Bitte des verbündeten Athens um Gnade für seine Bürger wurde abgelehnt; Alexander wollte ein Exempel statuieren. Eigentlich war das ein unerhörter Skandal. Genau betrachtet waren die Makedonen ja gar keine Griechen und genau so sahen das auch Griechen und Makedonen. Alexanders Vater Philipp hatte einen Teil der griechischen Staaten erst kurz zuvor durch lange Kriege unterworfen. Ein Aufstand Thebens war brutal niedergeworfen worden, Sparta immer noch unabhängig, und bei seinem Zug gegen Persien hatte Alexander fast die Hälfte der makedonischen Truppen unter Antipater zurückgelassen, um eventuelle Rebellionen niederschlagen zu können. Die Situation war ungefähr die, als ob Adolf Hitler die Schweiz erobert und deren Einwohner dann als Deutsche zum Wehrdienst gezwungen hätte. Das wäre Hitler sicher zuzutrauen gewesen; die Frage ist aber die, was wohl die Schweizer davon gehalten hätten.

Die griechischen Söldner hielten jedenfalls nichts davon. Manche Familien hatten den Persern seit Generationen gedient. Sie waren dort meistens gut bezahlt und anständig behandelt worden. Dazu kamen viele politische Emigranten, die vor der Unterdrückung der Makedonen aus Griechenland geflohen waren. Wahrscheinlich werden nur wenige von ihnen einen Grund gesehen haben, warum sie plötzlich diesem Emporkömmling aus Makedonien dienen sollten, nur weil dieser ihre Heimat unterworfen hatte. Alexander hatte zwar theatralisch alle Griechen zum großen Rachefeldzug für die Perserkriege aufgerufen. Doch mit solch durchsichtigen Argumenten konnte man nur wirklich äußerst einfachen Geistern kommen. Die großen Schlachten von Marathon und Salamis lagen ungefähr 150 Jahre zurück, und jedem musste klar sein, dass es hier entweder um makedonische Großmachtspolitik oder um die persönliche Ruhmsucht eines einzelnen ging. Zudem muss man sehen, dass die Griechen von Alexander zwar viel gelobt wurden, in konkreten Machtfragen jedoch kaum Einfluss hatten. Auch die zwangsverpflichteten Griechen und Söldner, die auf Alexanders Seite kämpften, wurden von den Makedonen gerne als Soldaten zweiter Klasse behandelt.


Literatur: Alexander der Große zwischen Patriotismus und Söldnertum - von Frank Westenfelder