Über wenige Gestalten der Weltgeschichte gibt es so viele Erzählungen wie über König Alexander III von Makedonien.
Den Beinamen "der Große" hat Alexander jedoch nicht von den Griechen erhalten, die als Unterworfene Alexanders diesen Beinamen gar nicht verwendeten, sondern von den Römern. In der lateinischen Literatur, wird der Makedone fast durchweg als Alexander Magnus genannt. So die überwiegende Meinung der Forschung, die aber auch in dieser Frage zu Alexander gespalten ist.
Benannten die Römer oder Griechen Alexander als Großen?
Wer aber hat Alexander III. von Makedonien zuerst als Großen bezeichnet? Auch diese Frage ist um den Eroberungssüchtigen Alexander wohl schwer zu beantworten. Die Forschung tendiert zu den Römern. Denn, als ältester Beleg gilt eine Stelle in der Komödie Mostellaria von dem Römer Plautus, die etwa 200 vor Christus entstanden ist.
Vorlage für die Mostellaria war eine unbekannte griechische Komödie, die Plautus für römisches Publikum umgearbeitet hat. Das Stück spielt zwar in Athen und hat griechische Charaktere, es werden jedoch römische Lebensverhältnisse in den Versen erwähnt und reflektiert.
In der entsprechenden Passage heißt es:
Dort prahlt der gerissene Sklave Tanio: "Vom großen Alexander, heißt es, desgleichen von Agathokles, die beiden hätten in der Welt die allergrößten Taten vollbracht. Wie wird man mich als dritten rühmen, wenn ich alleine nun unsterbliche Werke vollbringe?"
Alexander Demandt im seinem Werk "Alexander der Grosse: Leben und Legende" sucht aber bei den alten Griechen den Ursprung des Beinamens. Als Begründung sieht Demandt die Tatsache, dass die Komödie von Plautus auf eine griechische basiere. Zudem sei in der entsprechenden Passage "der Große" nur beiläufig erwähnt, dies deute darauf hin, dass dieser Beiname schon im Gebrauch gewesen sei. Da die griechische Vorlage unbekannt ist und kein Vergleich erstellt werden kann, stellt sich als größtes Problem heraus diese These zu stützen.
Ihm widerspricht Hans-Ulrich Wiemer im seinem Buch "Alexander der Große". Die Griechen sollen diesen Beinamen, den Plautus Alexander verlieh, sogar sehr spät und auch nur vereinzelt angenommen haben. Wiemer sieht den Grund für das weiterleben des "Großen" gar bei den Juden. Sie waren es die den Beinamen über die antike Zeit hinaus weiter leben ließen. Hier wird von Wiemer das um 120 n.Chr. verfasste Buch der Makkbäer erwähnt, in welchem Alexander als Großer die Zeit überdauert haben soll.
Dem Beinamen "der Große" kam eine besondere Bedeutung zu
Der Beiname war in seinen Ursprüngen die Huldigungsformel für die Götter oder für Gott, unter dessen Kennzeichnungen im Alten Testament die Größe Vorrang hatte, nicht anders als bei den Griechen für Zeus die Bezeichnung "der große König der Götter" üblich war.
Von den Göttern übertrug sich das Beiwort auf die Großen der Erde, in Ägypten, im Zweistromland, im Perserreich, wo sich Dareios I. in seiner Grabinschrift als "der große König, König der Könige" bezeichnete. Großer König oder Großkönig war damit aber keine persönliche Auszeichnung, sondern eine Amtstitulatur.
"Groß" als Ehrenname für herausragende individuelle historische Persönlichkeiten setzte sich erst in einem späteren Stadium durch, auch der Titel, "Megas Basileus" z.B. bei dem Seleukidenkönig Antiochos III. muß wohl noch als Amtsname angesehen werden.
Mit Alexander dem Großen, bzw. der lateinischen Form Alexander Magnus, entwickelt sich der Beiname zu einem individuell auszeichnenden Beinamen, aber erst bei den Römern.
Alexander der Unbesiegbare
Ein wenig bekannter Fakt ist Alexanders Beiname während seiner Lebzeiten, obwohl die Geschichte zu diesem Beinamen historisch dokumentiert ist. Das erste auszeichnende Epitheton war nicht "megas", sondern "áyíkitos", der Unbesiegbare oder Unbesiegte, Alexander der Unbesiegbare.
Alexander der Große soll 335 v. Chr. in Delphi das Orakel im Hinblick auf seinen geplanten Perserfeldzug um Rat gebeten haben, doch Pythia vertröstete ihn: Das Orakel finde nur zu den von den Göttern bestimmten Zeiten statt.
Das gefiel dem Makedonenkönig gar nicht, er soll Pythia mit Gewalt an den Haaren in den Tempel gezerrt haben. worauf sie gerufen haben soll: "Lass ab von mir, Du bist unbesiegbar, mein Kind!“ Daraufhin habe Alexander die Priesterin losgelassen und gesagt, er hätte nun die Prophezeiung gehört, die er sich erwünscht habe.
Der Unbesiegbare war Alexanders erster Beiname, ein wahrlich passender...
QUELLEN:
- "Über den Beinamen „der Große“ Reflexionen über historische Größe" Rheinisch-Westfälische Akademie der Wissenschaften
- "Alexander der Große" von Hans-Ulrich Wiemer
- "Alexander der Grosse: Leben und Legende" von Alexander Demandt
- Plautus, Wikipedia
- Plutarch, Alexandervita 14.4;
- Diodor, Bibliotheke 17.93.4
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