In der australischen Presse erschien am 3. November 1906 ein kurzer Augenzeugenbericht. Unter dem Titel "Makedonien - Massaker und Brandstiftungen" berichtete Noell Buxton in einem Kurzbericht aus dem osmanisch besetzten Makedonien.
Was dem Bericht einen besonders starken Ausdruck verleiht, ist die Tatsache, dass Noell Buxton britischer Politiker war. So war Buxton 1924 und zwischen 1929 und 1930 Minister für Landwirtschaft und Fischerei unter Ramsay MacDonald.
Aber auch mit Australien war Buxton verbunden, sein Vater war vom 29. Oktober 1895 bis zum 29. März 1899 Gouverneur von Südaustralien (dies hatte auch der Autor des Berichts speziell erwähnt). Im Jahr 1896 fungierte Noell Buxton als Adjutant seines Vaters während seiner Zeit als Gouverneur von Südaustralien.
Erschienen ist der Bericht in The Register aus Adelaide, aus Südaustralien, dort wo sein Vater einst Gouverneur war.
Aber nicht nur Australien war ein Station in seiner politischen Laufbahn, auch der Balkan.
Noell Buxton und der Balkan
Der Balkan wurde ein sehr wichtiger Teil von Buxtons Karriere. Wie Buxton gewarnt hatte, brach 1912 ein Krieg zwischen den neuen unabhängigen Balkanländern Bulgarien, Griechenland, Montenegro und Serbien und dem Osmanischen Reich aus. Buxton war Vorsitzender des Balkan War Relief Committee.
Kurz nach Ausbruch des Krieges besuchte er Bulgarien mit Mabel St. Clair Stobart, Gründerin des Women's Sick and Wounded Convoy Corps. Er half ihr, die Regierung davon zu überzeugen, eine rein weibliche medizinische Einheit in den Krieg zu schicken.
Während des Ersten Weltkriegs (1914–1915) unternahm er mit seinem Bruder Charles Roden Buxton eine politische Mission, um die Neutralität Bulgariens zu gewährleisten. Während ihres Aufenthalts in Bukarest, Rumänien, im Oktober 1914 unternahm der türkische Aktivist Hasan Tahsin ein Attentat auf sie. Buxton wurde verwundet und sein Bruder erlitt einen Lungen-Durchschuss. Beide erholten sich und interessierten sich weiterhin für die Region.
Nach ihrer Rückkehr veröffentlichten sie ein Buch über die Region und ihre jüngste Geschichte, Der Krieg und der Balkan (London: George Allen und Unwin, 1915). Es beginnt mit diesen Worten:
Niemand bestreitet jetzt die höchste Bedeutung des Balkans als Faktor im europäischen Krieg. Es kann sein, dass es tiefsitzende Feindseligkeiten zwischen den Großmächten gab, die auf jeden Fall zu einem europäischen Krieg geführt hätten, und dass, wenn der Balkan den Anlass nicht angeboten hätte, der Anlass anderswo gefunden worden wäre. Es bleibt die Tatsache, dass der Balkan den Anlass gegeben hat. Ein großer Teil der serbokroatischen Rasse befand sich unter dem österreichischen Reich und wurde mit zunehmendem Nationalitätsbewusstsein immer unzufriedener mit seinem Los. Das unabhängige Königreich Serbien hat seinerseits aktive Schritte unternommen, um die Idee, seine Brüder unter seiner eigenen Flagge zu vereinen, im Ausland zu verbreiten. Es war Österreichs Ehrgeiz, diesen gefährlichen kleinen Staat zu zerschlagen, den einzigen Sammelpunkt einer energischen und entschlossenen Rasse
Kurzbericht aus Makedonien: Massaker und Inzendiarismus
Wie erwähnt druckte The Register am 2. November einen Kurzbericht ab, der Buxtons "gesehenes" auf den Balkan, speziell Makedonien, beschreibt. In diesem Bericht erhebt Buxton schwere Vorwürfe gegen die Großmächte. So sagt er, diese werden regelmäßig über Gräueltaten in Makedonien unterrichtet, jedoch würden diese berichte niemals veröffentlicht.
Laut Buxton waren die Lebensumstände für die Makedonier im Jahre 1906 "entsetzlich".
Der originale Wortlaut des Artikels:
Macedonia
Massacre and Incendiarism
What mr. Noell Buxton saw in Macedonia
London. November 2
Mr. Noel Buxton, ex-M.P., second son of Sir Thomas Fowell Buxton (a former Governor of South Australia), has just returned from a tour of inspection in Macedonia. He reports that the conditions of life for the peasantry in that country are appalling. He visited a number of mountain villages, and saw numbers of people who were dying from wounds they received while their homes were, being pillaged and burned by Turkish soldiers or Greek bands. He says that the horrors perpetrated are regularly described in the reports of the European officers, who act as inspectors for the Powers, but the statements are not published. The only remedy for the present farce is to give these international officials high authority, which hitherto has been non-existent.
Übersetzung auf Deutsch:
Makedonien
Massaker und Brandstiftungen
Was Hr. Noell Buxton in Makedonien gesehen hat
London, 2. November
Herr Noel Buxton, Ex-M.P., Zweiter Sohn von Sir Thomas Fowell Buxton (ehemaliger Gouverneur von Südaustralien), ist gerade von einer Besichtigungstour in Makedonien zurückgekehrt. Er berichtet, dass die Lebensbedingungen für die Bauern in diesem Land entsetzlich sind. Er besuchte eine Reihe von Bergdörfern und sah eine Reihe von Menschen, die an Wunden starben, die sie erlitten hatten, während türkische Soldaten oder griechische Banden ihre Häuser plünderten und in Brand steckten. Er sagt, dass die verübten Schrecken regelmäßig in den Berichten der europäischen Offiziere beschrieben werden, die als Inspektoren für die Mächte fungieren, aber die Erklärungen werden nicht veröffentlicht. Das einzige Mittel gegen die gegenwärtige Farce besteht darin, diesen internationalen Beamten eine hohe Autorität zu verleihen, die sie bisher nicht inne hatten.
LITERATUR: MACEDONIA - MASSACRE AND INCENDIARISM. The Register (Adelaide, SA) Samstag, 3. November 1906
Titelbild: Symbolbild aus der damaligen Presse
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