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Artikel: Jugoslawien und Makedonien als Sieger im Zweiten Weltkrieg

Makedonische Historiker über Verlauf und Ergebnisse des Kriegs

Über Jugoslawien im Zweiten Weltkrieg weiß man im Westen gemeinhin wenig, über Makedonien so gut wie nichts. Insofern hofft Shoa.de auf einen gewissen „Aha-Effekt“, wenn es im folgenden mehrere Übersetzungen aus einer längeren Dokumentation veröffentlicht, die die Skopjer Tageszeitung „Utrinski vesnik“ als Beilage zu ihrer Wochenendausgabe vom 7. und 8. Mai 2005 publizierte.

Es geht um zwei Aspekte: Erstens um die „harte Nuss“ Jugoslawien, die im April 1941 scheinbar leicht von deutschen, italienischen, ungarischen und bulgarischen Truppen „geknackt“ worden war, die sich danach aber dank des Partisanenkampfs unter Marschall Tito als schier unüberwindlich erwies. Und zweitens: Im Zuge dieses Kampfes hat die älteste Kulturnation der Slaven, die Makedonen – die der Welt die slavischen Kulturstifter Kyrill und Method, Kliment und Naum etc. gab –, nach Jahrhunderten der Besetzung durch Byzanz, Bulgarien, das Osmanische Imperium, Serbien etc. ihre nationale und national-kulturelle Befreiung erlangt, die 1991 in der Proklamierung der souveränen Republik Makedonien kulminierte.


„Jugoslawien war die härteste Nuss für die Nazis“


Der Überfall auf das Königreich Jugoslawien[1] durch Deutschland am 6. April 1941 erfolgte unmittelbar nach den bekannten Demonstrationen vom 27. März, die gegen die Unterzeichnung des Dreimächtepakts seitens der damaligen Regierung gerichtet waren. Diese Proteste liefen in vielen Städten ab, unter anderem auch in Skopje, und am massivsten waren sie in Belgrad. Sie wurden von pro-britischen Kräften der Jugoslawischen Landwirtschaftspartei organisiert, aber auch die Kommunisten beteiligten sich vielfach an den Demonstrationen. Im Grunde zeigte sich damals die antifaschistische Stimmung der jugoslawischen demokratischen Kräfte, die den Sturz der Regierung Cvetković-Maček[2] und die Bildung einer neuen Regierung erzwangen.[3]

Nach der schmachvollen Kapitulation und dem Einmarsch deutscher Truppen wurde das Territorium des Königreichs Jugoslawien in eine deutsche und eine italienische Interessenssphäre geteilt.[4] Gleichzeitig wurden zwei prodeutsche politische Gebilde geschaffen: Der Unabhängige Staat Kroatien (NDH) unter Ante Pavelić und Nedić-Serbien.[5] Unter diesen Umständen organisierten sich die Kommunisten um und passten sich den Kriegsbedingungen an. Vier Tage nach dem Überfall, am 10. April, tagte das Zentralkomitee der KPJ in Zagreb und beschloss, die Parteiführung nach Belgrad zu verlegen und alle Vorbereitungen für einen Aufstand und die Einfügung in den antifaschistischen Kampf zu treffen.

Am 4. Juli kam der Beschluss zum Beginn des Aufstands und bereits am 7. Juli feuerte im serbischen Bela Crkva Žikica Jovanović-Španac den ersten Schuss auf einen serbischen Gendarmen ab. Nacheinander brachen auch in anderen Landesteilen Aufstände aus – am 13. Juli in Montenegro, am 22. Juli in Slowenien und am 27. Juli in Kroatien und in Bosnien-Herzegowina. Wegen der bekannten Missverständnisse um den damaligen Führer der makedonischen Kommunisten, Metodija Šatorov-Šarlo[6], verspätete sich der makedonische Aufstand um einige Monate und begann als letzter am 11. Oktober.

Am Anfang waren die Partisanen-Einheiten klein, aber im Laufe kurzer Zeit schlossen sich ihnen immer mehr Patrioten an, die entschlossen waren, das Land zu befreien. Darunter waren Kommunisten[7], aber auch gewöhnliche arme Bürger, Arbeiter und Bauern, die mit dem damaligen Regime im Königreich Jugoslawien unzufrieden waren. Am 22. Dezember 1941 wurde in Rudo die erste größere Kampfeinheit gebildet: Die Erste proletarische Brigade mit ca. 900 Kämpfern. Mit jedem Jahr stieg die Zahl der Kämpfer allenthalben an, so dass im Moment der Befreiung eine Jugoslawische Volksarmee von 800.000 Soldaten unter Waffen stand.

Der vierjährige Kampf war sehr blutig, und in dieser Zeit unternahmen die Besatzungstruppen sieben Offensiven gegen die Partisaneneinheiten. Besonders dramatisch waren die Schlachten an der Sutjeska und der Neretva, bei denen sich die Fähigkeit der Partisanenführung unter Marschall Tito[8] zeigte, gegen jeden Vorstoß der feindlichen Kräfte geeignete Gegenmaßnahmen zu ersinnen.


Während des Krieges ließ Ante Pavelić in Kroatien das berüchtigte Lager Jasenovac einrichten, über das bis heute serbische und kroatische Historiker streiten, wie viele Menschen in ihm ihr Leben verloren haben. Die genaue Zahl wird man gewiss niemals feststellen können, aber bestätigt ist doch, dass Jugoslawien im Zweiten Weltkrieg rund 1,6 Millionen Opfer brachte.

Die größte Operation der jugoslawischen Partisaneneinheiten war ihr Durchbruch an der Srem-Front[9], der entscheidend für die endgültige Befreiung war. Damals setzte die Jugoslawische Armee ihre besten Kämpfer ein. Rund 180.000 Soldaten mit 2.276 Geschützen, 55 Panzern und 222 Flugzeugen stießen auf eine 100.000-Mann-Armee, die aus deutschen Soldaten und kroatischen Ustaša- und Domobranen-Einheiten bestand. Die feindlichen Truppen verfügten über rund 700 Geschütze. An den Kämpfen an dieser Front nahmen auch etwa 25.000 makedonische Soldaten teil, die besonders große Verluste bei den Kämpfen um Vrpole aufwiesen, nämlich 370 Gefallene, etwa 970 Verwundete und 100 Vermisste. Die makedonischen Einheiten befreiten auch Slavonska Požega, womit die letzte große Aktion des 15. Makedonischen Korps endete, das danach aufgelöst wurde.

„Der Kampf, den die Jugoslawische Volksarmee führte, war ein großer Beitrag im Verband der Kämpfe der Truppen der Verbündeten für den Endsieg über den Faschismus“, sagt der makedonische Historiker Vančo Stojčev, der die Zeit des Zweiten Weltkriegs erforscht. Die jugoslawischen Partisaneneinheiten banden über vier Jahre lang starke deutsche Kräfte, wodurch sie den Kampf der Verbündeten an anderen Fronten erleichterten.

Für Makedonien und das makedonische Volk war es von elementarer Bedeutung, sich in den gemeinsamen Kampf der anderen jugoslawischen Völker einzubringen. Auf der Zweiten Sitzung des AVNOJ[10] wurde das makedonische Volk erstmals als ein den anderen jugoslawischen Völkern gleichwertiges Subjekt anerkannt, d.h. er bekam das Recht, seinen eigenen Staat zu schaffen, der sich in den Bestand des neu formierten jugoslawischen Staats einfügte. Die meisten Historiker betonen wohl zu Recht, dass wenn es den AVNOJ nicht gegeben hätte, dann wäre auch der ASNOM[11] nicht möglich gewesen.


Die Geburt des makedonischen Staats


Der nationale Befreiungskampf in Makedonien, betrachtet aus 60-jähriger Distanz und zum Jahrestag des Siegs über den Faschismus, nimmt sich weit bedeutsamer aus, als es auf den ersten Blick scheint. Nicht nur deshalb, weil dieser Kampf Teil der Anti-Hitler-Front war, die gegen das größte Übel der Welt kämpfte, sondern auch wegen der Tatsache, dass sich damals der größte makedonische Traum erfüllte – ein makedonischer Staat wurde geschaffen und die makedonische Nation erhielt weltweite Bestätigung.

Damals hatte das makedonische Volk erstmalig in seiner Geschichte eigene Verbündete und stand zusammen mit den anderen jugoslawischen Völkern, die von der KPJ geführt wurden, welche damals als einzige politische Kraft auf dem Balkan den zutreffenden Standpunkt in der „makedonischen Frage“[12] und gegenüber der makedonischen nationalen Identität einnahm.


Deutsche Besatzungstruppen rückten am Nachmittag des 7. April in Skopje ein, einen Tag nach dem Überfall auf das Königreich Jugoslawien. Später, nach der Kapitulation, wurde in Wien ein Vertrag zur Aufteilung der Territorien des damaligen Jugoslawiens geschlossen. Makedonien wurde einmal mehr aufgeteilt[13]: Bulgarien bekam den größeren Teil von Vardar- und Ägäis-Makedonien, Italien rückte in die Städte Tetovo, Gostivar, Kičevo, Debar und Struga ein, wo es fortan mit Hilfe albanischer Kollaborationsbehörden herrschte.

Der Weg des makedonischen Kampfs war lang, von vielen Leiden und Opfern begleitet. Sofort nach der Okkupation begannen organisierte Freiheitsbemühungen, und die ersten Schüsse ertönten am 11. Oktober in Prilep bei einem Überfall auf einen bulgarischen Polizeiposten. Am nächsten Tag folgte ein Gefecht zwischen einer Partisaneneinheit aus Kumanovo und Besatzungstruppen. Je mehr Zeit verging, desto organisierter und massiver wurde der Widerstand. Die bulgarischen Besatzungstruppen, die die gesamte Verwaltung in Makedonien übernommen und erwartet hatten das Volk würde sie mit offenen Armen empfangen, waren vom Widerstand überrascht und begegneten ihm mit starken Repressionen. Laut Dokumenten aus bulgarischen Archiven verhafteten sie allein im Jahr 1941 1,537 Personen. Viele von ihnen internierten sie in Lagern in Bulgarien, 134 Kommunisten kamen vor Gericht, 38 wurden zum Tod verurteilt.


Bild
Befreites Mazedonien, in: Völkischer Beobachter 6.Mai 1941.

Im August 1943 wurden die ersten Städte befreit, Kičevo und Debar. Zur gleichen Zeit wurden ersten größeren Einheiten der Volksbefreiungsarmee aufgestellt. Als erstes entstand am 18. August 1943 das Bataillon „Mirče Acev“, später die Bataillone „Strašo Pindžur“, „Stiv Naumov“ und andere. Im November 1943 formierte sich die Erste makedonisch-kosovarische Brigade, im Dezember in Ägäisch-Makedonien die Zweite makedonische Brigade. Als später der Endkampf begann, zählte die makedonische Armee drei Korps mit sieben Divisionen und 30 Brigaden.[14]

Wegen der Massivität des Widerstands mussten die Besatzer allein in Vardar-Makedonien 60.000 Soldaten und Polizisten bereitstellen, wovon 45.000 bulgarische und 15.000 italienische waren, nicht gerechnet die Ballisti-Einheiten in West-Makedonien.[15] Daß die makedonischen Freiheitskämpfer ein immer bedeutsamerer Faktor und ein ernst zunehmender Gegner der Besatzer wurden, bezeugt auch die Tatsache, dass das deutsche Kommando von Struga mit ihnen über einen Gefangenenaustausch verhandelte. Die Verhandlungen wurden in der Nähe des südmakedonischen Dorf Botun geführt.

In den befreiten Territorien wurden eigene Behörden eingesetzt. Auf dem Höhepunkt des Kriegs wurde am 29. November 1943 die Zweite AVNOJ-Sitzung abgehalten, für die auch einige makedonische Delegierte ausersehen waren. Wegen der Kriegslage und des schlechten Wetters konnten sie jedoch nicht zu der Sitzung gelangen, die von größter Bedeutung für das makedonische Volk war. Mit ihren Beschlüssen wurde das makedonische Volk als gleichwertig mit den anderen jugoslawischen Völkern anerkannt. So etwas geschah erstmalig in der tragischen Geschichte Makedoniens, in der nicht nur niemand eine makedonische Identität anerkannte, vielmehr eigneten sich die Nachbarn die gesamte makedonische Geschichte an.

Um den Kampf auf alle makedonischen Regionen auszudehnen, wurde in den folgenden Monaten der legendäre Februar-Marsch[16] unternommen, die größte Kampfaktion des Nationalen Befreiungskampfs, die von großer militärischer und politischer Bedeutung war. Die Krönung dieses Kampfes war die Erste ASNOM-Sitzung, die am 2. August 1944 in dem Kloster „Heiliger Prochor Pčinjski“[17] stattfand. Auf ihr wurden die Fundamente des makedonischen Staats gelegt und die historischen Beschlüsse gefasst, die später die Zukunft Makedoniens bestimmen sollten.

Makedonische Kampfeinheiten beteiligten sich auch den Kämpfen der Srem-Front.[18] Es handelte sich um letzte Operationen zur Befreiung Jugoslawiens. Neben dem 15. makedonischen Korps kämpfte auch das makedonische Bataillon „Jane Sandanski“, das aus in Belgrad lebenden Makedonen aufgestellt war. Insgesamt stellte Makedonien 25.000 Soldaten für die Srem-Front.

Auch die Makedonen aus Pirin- und Ägäisch-Makedonien fügten sich in den antifaschistischen Befreiungskampf ein. Der Widerstand in Pirin-Makedonien begann genau am 27. Juni 1941. Die dortigen Makedonen reagierten mit ihm auf ihre Rechtlosigkeit und die denationalisierende Politik, die das königliche Regime in Bulgarien betrieb. Sie erkämpften ihre Rechte und nach der Befreiung konnten sie bis zur Kominform-Resolution[19] eigene Schulen betreiben und sich ungehindert als Makedonen deklarieren. Dann hat das Regime Todor Živkovs per Dekret diese nationale Minderheit ausgelöscht, welche Politik das offizielle Sofia bis heute betreibt. Die Makedonen in Griechenland kämpfen im Bestand der Griechischen Nationalen Befreiungsbewegung und bildeten dafür eigene Organisationen. Sie beteiligten sich auch am griechischen Bürgerkrieg 1946-1949, aber nach der Liquidierung der Demokratischen Armee Griechenlands starb ihre Hoffnung auf ethnische Gleichberechtigung. Unter dem starken Druck des neuen Regime, das nur Griechen anerkannte, emigrierten sie in Massen und zerstreuten sich über alle Länder der Welt.



„Warum zum Srem und nicht nach Thessaloniki?“


Kenner der Geschehnisse des Zweiten Weltkriegs werfen gelegentlich die Frage auf, warum die makedonischen Kampfverbände an die Srem-Front gingen, nicht aber nach Thessaloniki marschierten, um Makedonien wiederzuvereinigen. Mann kennt schließlich den Aufruhr der Artilleriebrigade, die in der Skopjer Festung stationiert war und am 7. Januar 1945 unter Rufen „Nach Thessaloniki, nach Thessaloniki“ zum Zentrum Skopjes marschierte. Die Aufrührer wurden augenblicklich zurück geschickt, einige ihrer Anführer sogar eingesperrt und vor Gericht gestellt, bald nach Kriegsende aber wieder freigelassen. Historiker, die diese Periode erforschen, sagen, dass der Beschluss, an die Srem-Front zu gehen, keine Sache eines Einzelnen war, sondern vom ASNOM-Präsidium gefällt wurde, der höchsten Institution des neugebildeten makedonischen Staats, nachdem ein Befehl des Oberkommandierenden Josip Broz-Tito eingetroffen war.

Es gab mehrere Gründe, nicht nach Thessaloniki zu marschieren. Damals hatte England in Griechenland rund 200.000 Soldaten, 400 Flugzeuge und 3.000 Panzer stationiert. Zudem verfügten die vereinigten griechischen Verbände über 100.000 Mann und in Thessaloniki standen 10.000 königstreue jugoslawische Soldaten. Wäre die makedonische Armee nach Thessaloniki marschiert, dann hätte sie praktisch einen großen Verbündeten aus der Anti-Hitler-Koalition angegriffen und mit der gut bewaffneten Armee Großbritanniens kämpfen müssen.

Damit wären jedoch alle Errungenschaften zerfallen, die die makedonischen Verbände in einem vierjährigen Kampf erstritten hatten und vermutlich existierte heute kein makedonischer Staat. Damals war Makedonien jedoch ein respektiertes Mitglied der internationalen Anti-Hitler-Koalition. Auf makedonischem Territorium bestanden Missionen der Verbündeten, deren Vertreter auf der Ersten ASNOM-Sitzung anwesend waren.

Übersetzung aus dem Makedonischen und Kommentare: Wolf Oschlies - veröffentlicht auf zukunft-braucht-erinnerung.de

Literatur

  • Gligorov, Kiro: Makedonija e sé što imame (Makedonien ist alles, was wir haben), Skopje 2001
  • Gligorov, Kiro: Viorni vreminja – Republika Makedonija, realnost na balkanot (Aufgewühlte Zeiten – Die Republik Makedonien, eine Realität auf dem Balkan), Skopje 2004
  • Pavlovski, Jovan (Hrsg.): Sto makedonski godini 1903-2003 (Hundert makedonische Jahre), Skopje 2004
  • Petranović, Branko, et al.; Jugoslovenska revolucija i SSSR – 1941-1945 (Die jugoslawische Revolution und die UdSSR), Belgrad 1988
  • Todorovski, Tomislav: Makedonija – Nastani, ličnosti, dela 1914-1945 (Makedonien – Ereignisse, Personen, Taten), Skopje 2003


Anmerkungen

[1] Königreich Jugoslawien (Kraljevina Jugoslavija) nannte sich der Staat erst ab 1929. Zuvor firmierte er als Kraljevina S.H.S., d.h. „Königreich der Serben Kroaten und Slowenen“. Dessen Gestalt und Grenzen zeigt die nebenstehende, serbisch getextete Karte von etwa 1925. An dieser sind zwei Aspekte interessant. Erstens zeigt sie nicht die Binnengrenzen der historischen Länder Serbien, Montenegro, Kroatien etc., die erst 1929 aufgehoben wurden. Zweitens ist an der Karte indirekt deutlich, wie sehr sich Jugoslawien nach dem Zweiten Weltkrieg territorial vergrößerte: Im Norden gehörten z.B. die Halbinsel Istrien und große Teile Sloweniens noch zu Italien, die erst später und durch die Siege von Titos Partisanen zu Jugoslawien kamen.
[2] Der jugoslawische Premier Dragiša Cvetković (1893-1963) und der kroatische Bauernführer Vlatko Maček (1879-1964) vereinbarten 1939 die Bildung der Königlichen Provinz Kroatien (Banovina Hrvatska), die große Teile Bosniens einschloss und ein Vorspiel des späteren „Staates“ der kroatischen Faschisten (Ustaše) war. Beide hatten am 25. März 1941 in Wien Jugoslawiens Beitritt zum Dreimächtepakt signiert, was die erwähnten Proteste auslöste.
[3] Josef März: Der Fall Jugoslawien, in: Zeitschrift für Geopolitik Nr. 5/1941, S. 245-251
[4] Detailliert dazu Hans-Ulrich Wehler: „Reichsfestung Belgrad“ – Nationalsozialistische „Raumordnung“ in Südosteuropa. In: Vierteljahreszeitschrift für Zeitgeschichte Nr. 1/1963, S. 74-86
[5] General Milan Nedić (1882-1946) wurde Premier des von Deutschen besetzten Serbiens, das zudem territorial durch Gebietsabtretungen an Ungarn u.a. stark verkleinert war.
[6] Metodija Šatorov-Šarlo (1897-1944) war eigentlich ein bulgarischer Parteifunktionär, der in den Beschlüssen der Tito-Kommunisten eine Förderung der großserbischen Hegemonie erblickte und deswegen im April 1941 die makedonische KPJ-Organisation in die Bulgarische KP eingliederte. Im August wurde er aus der KPJ ausgeschlossen und zog sich nach Bulgarien zurück.
[7] Die Kommunisten spielten in dem Aufstand numerisch keine große Rolle, da nur etwa zehn Prozent der Partisanen der KPJ angehörten. Und ideologisch kamen sie in einen immer größeren Gegensatz zu Stalin und zur Komintern, da diese ihnen keine Hilfe zukommen ließen und aus Rücksicht auf die Westalliierten und die königlich-jugoslawische Exilregierung in London ständig die politische Eigenständigkeit der Partisanen einzugrenzen versuchten. Ende 1943 folgte dann der mühsam verschleierte Bruch, als die Partisanen im bosnischen Jajce ihr Programm über die Nachkriegsordnung in Jugoslawien erließen, das weder mit Moskau oder dem Westen abgestimmt war, noch ausländische Billigung erfuhr.
[8] Tito (Josip Broz, 1892-1980) wurde während der sog. „5. Offensive“ im Mai 1943 während der Schlacht an der Sutjeska verwundet. Dabei entstand das unten stehende Bild, das ihn sitzend im Vordergrund zeigt.
[9] Srem (früher auch Syrmien genannt) ist ein Gebiet, das sich vom kroatischen Ost-Slawonien bis in die serbische Vojvodina zieht und zu den fruchtbarsten Regionen des Balkans zählt. Die Kämpfe begannen im Oktober 1944, als im Grunde von einem „Partisanenkampf“ nicht mehr die Rede sein konnte: Jugoslawien war zum größten Teil bereits befreit, die bulgarische Besatzungsarmee war nun ein Verbündeter, einige sowjetische Einheiten waren präsent, im Lande hatte sich die neue Ordnung etabliert und es griff mit regulären Truppen in die Endkämpfe gegen Deutschland und seine letzten Verbündeten ein.
[10] Abkürzung von Antifaschistischer Rat zur Nationalen Volksbefreiung Jugoslawiens, des obersten politischen Organs der Partisanen, der auf der erwähnten Sitzung am 29. November in Jajce die entsprechenden Beschlüssen für einen föderativen Neubeginn Jugoslawiens nach dem Krieg fasste. Damit bekam auch Makedonien, das bis dahin Teil Serbiens gewesen war, die Möglichkeit zu politischer und kultureller Handlungskompetenz.
[11] ASNOM war das makedonische Pendant des AVNOJ. Der ASNOM fasste am 2. August 1944 die notwendigen Beschlüsse zur Bildung des makedonischen Staats (in der jugoslawischen Föderation), wodurch auch die „makedonische Volkssprache“ den Rang einer Amts- und Standardsprache erlangte.
[12] Als „makedonische Frage“ wird seit fast anderthalb Jahrhunderten ein bizarrer Streit darüber bezeichnet, ob es (erstens) überhaupt ein makedonisches Volk gibt (weil die Makedonen von ihren Nachbarn als „West-Bulgaren“, „Süd- oder Alt-Serben“, „slavophone Hellenen“ etc. angesehen wurden), und (zweitens) ob es unter allen slavischen Sprachen auch eine makedonische Sprache gibt (weil nach vielfach gängiger Meinung in der „geographischen Region Makedonien“ ein „westbulgarischer“ oder „südserbischer Dialekt“ gesprochen wurde und die 1944 proklamierte makedonische Sprache im Grunde ein „Kunstprodukt“ ist, das die „Einheit der bulgarischen Sprache“ sprengen soll). Seriöse Wissenschaftler, besonders deutsche, haben sich an diesem Streit nie beteiligt, aber für manche Kreise, auch im deutschen Sprachraum, ist er noch nicht beendet.
[13] Gemeint ist die erste Teilung Makedoniens (68.451 km²) nach den Balkankriegen 1912/13, wobei das südliche Ägäisch-Makedonien (34.411 km² oder 50,3%) an Griechenland fiel, das nordwestliche Vardar-Makedonien (26.440 km² oder 38,6%) an Serbien, das östliche Pirin-Makedonien (6.798 km² oder 9,9%) und die südwestliche Prespa-Region (802 km² oder 1,2%) an Albanien. Diese Teilung wurde im Ersten Weltkrieg „zementiert“, doch hatten die Makedonen Glück im Unglück: Das Gros des makedonischen Ethnikums lebt seit jeher in Vardar-Makedonien, das gegenwärtig die Republik Makedonien ausmacht.
[14] Die nebenstehende Karte stammt aus W. Koppen: Befreites Mazedonien, in: Völkischer Beobachter 6.Mai 1941. Sie ist insofern interessant, als sie die neuen bulgarischen Territorialgewinne mit den Grenzen des bulgarischen nationalkirchlichen Exarchats von 1870 legitimiert und daneben noch (gepunktete Linien) die Dreiteilung Makedoniens von 1913 aufführt. Die Karte benutzt partiell die alten türkischen Städtenamen Makedoniens (Üsküb = Skopje, Monastir = Bitola etc.)
[15] Gemeint ist die Balli Kombëtar, eine extrem nationalistische albanische Terrororganisation, die mit deutscher und italienischer Hilfe im Herbst 1942 in Tirana aufgestellt worden war.
[16] Makedonisch Fevruarski pohod, der vom 31. Januar bis 25. Februar 1944 dauerte und in einem Gewaltmarsch von 440 Kilometern zwei Brigaden nach Zentral-Makedonien brachte, die hier die lokalen Partisanenverbände unterstützten.
[17] Das Kloster liegt im äußersten Süden Serbiens, praktisch in Sichtweite der Grenze zu Makedonien. In früheren Zeiten war diese Region immer makedonisch gewesen, aber nach dem Zweiten Weltkrieg gehörte sie plötzlich zu Serbien. Wie Kiro Gligorov, erster Präsident der Republik Makedonien, im August 2004 in einer Vorlesung ausführte, wurde bis heute kein Dokument gefunden, das über Gründe und Umstände dieses Territorialwechsels Auskunft geben könnte, vgl. Kiro Gligorov: Kriegsende 1944 in Makedonien, in: Westkreuz Nr. 1/2005, S. 6-8
[18] Wie weiter oben ausgeführt, konnten diese Kämpfe nicht mehr als Teil des Partisanenkampfs gelten, was ihre Schwere nicht minderte. Zum 60. Jahrestag erinnerte die Tageszeitung „Dnevnik“ aus Novi Sad am 13. April 2005 an einige Details: „Volle 172 Tage, vom 21. Oktober 1944 bis zum 13. April 1945, wurden in der Srem-Ebene Kämpfe ausgetragen, an welchen auf beiden Seiten rund 250.000 Soldaten teilnahmen. Neben den Truppen der Jugoslawischen Armee beteiligten sich auch Einheiten der Roten Armee, der Bulgarischen Armee und die Brigade „Italia“. Bei den schweren Kämpfen, ausgetragen in Schnee und Wind, fielen 13.500 jugoslawische Soldaten, vorwiegend junge Männer aus Serbien und Montenegro, daneben 1.100 Rotarmisten, 630 bulgarische Soldaten und 163 Italiener. Ihnen zu Ehren wurde am 8. Mai 1988 ein Memorialkomplex nahe der Autobahn Belgrad-Zagreb erbaut“.
[19] Gemeint ist der Stalin-Tito-Konflikt, der 1947/48 mit einem eskalierenden Notenwechsel begann und mit dem Ausschluss Jugoslawiens aus dem „Kommunistischen Informationsbüro“ (Kominform), der Nachfolgeorganisation der KOMINTERN, weiterging, was Tito und die KPJ dennoch nicht zum Einlenken bewegte, vgl. Vladimir Dedijer: Izgubljena bitka J.V.Stalina (Die verlorene Schlacht des j.V.Stalin), Sarajevo 1969